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10. Juni 1899 Chausson stirbt bei einem Fahrradunfall

Mit nur 44 Jahren wird der französische Komponist Ernest Chausson Opfer einer unausgereiften Technik und kommt während seines Sommerurlaubes ebenso überraschend wie tragisch ums Leben.

Fahrrad um 1900 | Bildquelle: imago/United Archives International

Bildquelle: imago/United Archives International

Ernest Chausson hatte bis zu jenem Junitag schon einige vielversprechende Werke komponiert, angesiedelt zwischen César Frank, Richard Wagner und Claude Debussy. Sein letztes Werk, ein Streichquartett, blieb allerdings zunächst unvollendet. Denn mit nur 44 Jahren ist er am 10. Juni 1899 ebenso überraschend wie tragisch gestorben. Chausson wurde ein Opfer unausgereifter Technik.

Opfer unausgereifter Technik

Ernest Chausson | Bildquelle: Wikimedia Commons Public Domain Bildquelle: Wikimedia Commons Public Domain In dem kleinen Städtchen Limay, 60 Kilometer nordwestlich von Paris und idyllisch an der Seine gelegen, hatte er seine Sommerfrische. An besagtem Junitag war Chausson mit dem Fahrrad unterwegs zum Bahnhof. Er wollte dort seine Familie abholen, die von einem kleinen Ausflug nach Paris zurückkam. Auf dem Weg zum Bahnhof ging es an einer Stelle bergab. Unten war eine Kurve und neben der Kurve eine Mauer aus Steinen. Bergab wird man allerdings schnell, weshalb man bremsen müsste. Doch dazu kam es nicht. Warum? Das kann nur vermutet werden:
Entweder hatte Chaussons Fahrrad noch keine Bremsen, denn die waren im Jahr 1899 durchaus noch nicht überall serienmäßig eingebaut. Viele haben ganz einfach die Füße vom Pedal genommen und sie auf den Boden gestellt oder sie gar seitlich ans drehende Voderrad geklemmt, damit das Rad bremste. Oder Chausson hat ganz einfach übersehen, rechtzeitig zu bremsen.
Auf jeden Fall ist er in der Kurve mit voller Wucht gegen die Steinmauer geprallt und noch am Unfallort gestorben. Was für ein Schock für die Ehefrau und die fünf Kinder. Ein Freund der Familie, der Lyriker Pierre Louys, schrieb später an Madame Chausson: "Einen besseren Menschen als Ihren Mann hat es nie gegeben. Alle haben ihn lieb gehabt. Ich auf jeden Fall! Nur habe ich ihm das leider nie gesagt. Man denkt ja immer, man hat noch Zeit, und man wird sich schon nochmal sehen, so lange man noch so jung ist."

Vollendung

Die beiden ersten Sätze des unvollendeten Streichquartetts waren bis dahin fertig, vom dritten fehlten nur mehr einige Schlusstakte. Schließlich hat sein Freund und Kollge Vincent d'Indy den Satz nach Chaussons plötzlichem Tod noch zu Ende geschrieben. Und so ist Ernest Chaussons letztes Werk dann im Jahr darauf, dreisätzig, in Paris uraufgeführt worden.

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