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Was heute geschah - 27. April 2007 Mstislaw Rostropowitsch stirbt

Der Cellist und Dirigent Mstislaw Rostropowitsch galt als einer der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Stets politisch engagiert, ist insbesondere sein Konzert wenige Tage nach dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 in Erinnerung geblieben.

Mstislaw Rostropowitsch 1970 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Moskau, 27. April 2007

Die Sowjetunion und die internationale Musikwelt verlieren ihre wichtigste Stimme. Der Violoncellist und Dirigent Mstislaw Rostropowitsch stirbt.

Die Bilder vom 11. November 1989 sind um die Welt gegangen. Ein Mann sitzt ganz allein im tosenden Straßenverkehr von Berlin, Checkpoint Charlie, und spielt sein Cello. Wer ihn vor 1989 nicht gekannt hat, dem dürfte sich Rostropowitsch mit diesem Auftritt dennoch eingeprägt haben. Gleich nach dem Mauerfall hatte der Musiker sein Stradivari-Cello eingepackt und war nach Berlin gefahren, um hier sein persönliches Dankesgebet anzustimmen: die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach. Dank dafür, dass die Trennung zwischen Ost und West aufgehoben war. Für Rostropowitsch symbolisierte der Mauerfall das endgültige Ende des Kalten Krieges.

Die Mauer war ein Symbol für mein geteiltes Leben.
(Mstislaw Rostropowitsch)

Der berühmte russische Cellist Mstislav Rostropowitsch (l) umarmt am 15.12.1998 in Moskau nach einem Konzert den russischen Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn (r).  | Bildquelle: picture-alliance/dpa Rostropowitsch (l.) umarmt den russischen Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn (r). | Bildquelle: picture-alliance/dpa 1927 wird Mstislaw Rostropowitsch in Baku geboren. Er musiziert mit Dmitri Schostakowitsch, Swjatoslaw Richter oder Emil Gilels. In den 1960er Jahren beginnt schließlich seine internationale Karriere. Man bewundert ihn wegen seines fülligen Tones und seiner klaren rhythmischen Prägung. Als er den Regimekritikern Alexander Solschenizyn und Andrej Sacharow Asyl gewährt und die mangelnde Meinungsfreiheit in seinem Land anprangert, reagieren Leonid Breschnew und sein KGB mit Arbeits- und Ausreiseverbot. 1974 lässt man ihn auf internationalen Druck hin auf eine Auslandstournee gehen. Zwei Jahre später bekommt der Cellist den Ernst von Siemens Musikpreis verliehen und plaudert zu diesem Anlass aus seinem Musikerleben.

Dass die Sowjetunion ihm die Staatsbürgerschaft aberkennt, macht Michail Gorbatschow 1990 rückgängig. Politik hat Rostropowitsch nach eigenen Aussagen gehasst. Allerdings war er jemand mit moralischem Gewissen, nach dem er als hochpolitischer Mensch und Musiker agierte.

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