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100. Geburtstag von Yehudi Menuhin Ein Leben für vier Saiten

Mitten in der Bronx beginnt am 22. April 1916 ein Künstlerleben, das seine ganzen 83 Jahre lang von vier Saiten dominiert wird: das Leben von Yehudi Menuhin.

Der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin während eines Konzerts gemeinsam mit dem erweiterten Zürcher Kammerorchester 1963. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Vom Kind zum Wunderkind

Mit vier Jahren hört der kleine Yehudi zum ersten Mal den Klang einer Violine und verliebt sich. Er wünscht sich seitdem nichts sehnlicher als ein solches Instrument zu besitzen und spielen zu lernen. Doch die erste Geige, die er bekommt, ist ein glatter Reinfall. Sie ist ganz und gar aus Metall, kalt und tot, ein seelenloses Kinderspielzeug. Yehudi, sonst ein stiller Junge, rast vor Enttäuschung und zertrampelt sie wütend. Die zweite Violine dagegen ist schon besser. Obwohl es sich lediglich um eine billige Schachtelgeige handelt, kann der Vierjährige ihr erste Töne entlocken und spürt, was es bedeutet, ein echtes Instrument in Händen zu halten. Dann geht alles sehr schnell: Mehrere Geigenlehrer, konsequentes Üben und mit 12 Jahren ist klar, dass Yehudi Menuhin ein Wunderkind ist. Er spielt alles, was ihm vorgelegt wird und ist dabei so sehr er selbst, dass die Welt sich einig ist, einer Jahrhundert-Begabung zu lauschen.

Schließlich schenkt ein vermögender Bewunderer dem pausbäckigen Solisten in den kurzen Hosen eine „echte“ Geige: Die Stradivari „Fürst Khevenhüller“. Eine lebenslange Liebe beginnt. Abgesehen von seiner Stradivari ist es für Yehudi Menuhin mit der Liebe allerdings nicht ganz so einfach. Von seiner ehrgeizigen Mutter streng geführt, hat er wenig Kontakt zu Mädchen und wird daher von seiner ersten Begegnung mit der hübschen lebensfrohen Nola geradezu entwurzelt. Nach knapp zwei Monaten macht der 22-Jährige ihr einen Heiratsantrag und kurz darauf findet die Hochzeit statt. Als zwei Jahre später der gemeinsame Sohn Krov geboren wird, nutzt Yehudi das qualvolle Warten auf den ersten Kindsschrei und probiert indessen die Geigensammlung eines vermögenden Kaufmanns aus – auf dem Krankenhauskorridor! Die vier Saiten bestimmen weiterhin sein Leben. In der ganzen Welt auf Konzertreisen unterwegs, nimmt das junge Familienglück jedoch schon bald ein Ende. Nach nur sieben Jahren Ehe erfolgt die Scheidung.

Vom Jahrhundertgeiger zum Friedensstifter

Yehudi Menuhin mit seiner Ehefrau Diana und dem zwei Jahre alten Sohn Gerard (Smithy), aufgenommen am 3. Juni 1950 im Hotel Schneider in Wien. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Yehudi Menuhin mit seiner Ehefrau Diana und dem zwei Jahre alten Sohn Gerard. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Erst danach ist Yehudi reif für die Realität und die zweite große Liebe seines Lebens: Diana. Seine zweite Frau teilt seine Liebe zur Kunst und versteht ihn. Versteht, dass Yehudi Menuhin nicht einfach nur ein Solist ist, sondern ein Visionär. Ein musikalischer Botschafter des Schönen und Wahrhaftigen in der Welt, ein Friedensstifter und ein Förderer des kreativen Potentials, in jedem einzelnen seiner Schüler und Zuhörer.     

Was heute geschah - 22. April 1916

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenwerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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