BR-KLASSIK

Inhalt

Premiere von "Carmen Assassinée" Liebe, Mord und Blumenstrauß

Im Prinzregententheater in München gibt es am 18. Februar eine besondere Premiere: Als Kooperation mit der Theaterakademie August Everding, der Münchner Musikhochschule und des Münchner Rundfunkorchesters führen junge Sänger die Oper "Carmen" auf - in einer eigenen Version, die mit der bekannten und romantisierten Fassung nicht viel zu tun hat. Aufführungen gibt es noch am 20., 24. und 28. Februar.

Nadia Steinhardt, Tianji Lin und Bavo Orroi (im Hintergrund) | Bildquelle: Thomas Dashuber

Bildquelle: Thomas Dashuber

Die Bühne des Münchner Prinzregententheaters verwandelt sich in einen Probenraum. Neun junge Sängerinnen und Sänger sind offenbar heimlich dort versammelt. Sie sind fasziniert von der Geschichte um "Carmen" und beginnen, sie nachzuspielen. Immer tiefer tauchen sie in das Schicksal von Don José und Carmen ein. Akrobatisch, tänzerisch bewegen sie sich dabei in einem Bühnenbild, dessen Wände komplett aus braunem Packpapier bestehen. Es ist nicht die "Carmen"-Originalfassung, die Opéra comique von George Bizet, die das kleine Ensemble hier spielt und singt. Ihre Version orientiert sich an der Novelle von Prosper Mérimée, die die Vorlage zu Bizets Oper war. Die Studenten stellen die düsteren Seiten der Eifersuchtsgeschichte in den Mittelpunkt ihrer Produktion. Daher der Titel: "Carmen Assassinée" - die ermordete Carmen.

Das Besondere ist der ständige Wechsel zwischen der Rolle, die man eigentlich in der Oper Carmen hätte und der Rolle, die man noch zusätzlich spielt.
Sarah Aristidou, spielt Frasquita

Bizets ursprüngliche "Carmen"

Bizets Oper erlitt bei ihrer Uraufführung einen skandalumwobenen Misserfolg, weswegen sein Freund Ernest Guiraud das Werk radikal nach dem Tod des Komponisten an den Publikumsgeschmack anpasste - entgegen Bizets Wunsch. Bei der bis heute aufgeführten Fassung wurden alle gesprochenen Passagen zu gesungenen Rezitativen, was nicht nur Form und Harmonik veränderte, sondern auch inhaltlich das Verhältnis zwischen Figuren und Szenen. Das ging auf Kosten des vermittelten Inhalts. Es entfiel der enge Bezug, den Bizet gerade in den gesprochenen Passagen zu Prosper Mérimées Novelle mit seinen starken Charakteren hergestellt hatte.
Das Regieteam der Theaterakademie entschied sich deshalb nicht nur dafür, die nachträglich eingefügten Rezitative zu streichen und ausschließlich Bizets Originalmusik zu spielen, sondern beschäftigte sich zusätzlich gemeinsam mit den Sängern mit Mérimées Novelle.

"Carmen Assassinée" der Theaterakademie | Bildquelle: Theaterakademie August Everding München Bildquelle: Theaterakademie August Everding München Bühnenbildner Thomas Goerge setzt auf Alltagsgegenstände: hier eine Kleiderstange mit Kostümen, dort ein Scheinwerfer, der von den Darstellern selbst bedient wird. Ein paar flache multifunktionale Holzkisten und zwei Standmikrofone. Die Sänger drängen sich darum, schieben sich vor ein Mikro und wieder weg. Alle sind fixiert darauf, etwas aus der gruseligen Novelle vorzulesen. Nadia Steinhardt ist diejenige, die schließlich als Carmen alle in ihren Bann zieht. Die frischgebackene Absolventin der Münchner Musikhochschule wechselt mit ihren Kollegen auf verschiedenen Ebenen gekonnt zwischen den Welten: von düsteren Texten aus Mérimées Novelle zu den Arien von George Bizet. Zwischen Trainingskleidung und Kostümen. Und auch gesangstechnisch springen die Darsteller zwischen Solo-Arien und Chorstellen hin und her.

Am Anfang sind irgendwie alle Carmen, und erst nach einer Weile schält sich dann heraus, wer sich die Rolle schnappt.
Nadia Steinhardt, spielt Carmen

Das Orchester in kleiner Besetzung

Das Münchener Rundfunkorchester bleibt bei Bizets ursprünglichem Werk, das als Opéra Comique für ein kleineres Theater mit einer deutlich reduzierten Besetzung angelegt wurde. Der musikalische Leiter Karsten Januschke hat sich dafür eingesetzt, dass der sonst sehr tiefe Orchestergraben so weit wie möglich oben steht.

Mir ist wichtig, dass wir eine Einheit und mit der Bühne ein Ganzes bilden.
(Karsten Januschke, Dirigent)

"Carmen Assassinée" Musik.Theater.Projekt.

Mit Ausschnitten aus Georges Bizets Opéra comique "Carmen" und Prosper Mérimées gleichnamiger Novelle
In Kooperation mit der Theaterakademie August  Everding und der Hochschule für Musik und Theater München
Inszenierung: Christof Nel
Münchner Rundfunkorchester
Dirigent: Karsten Januschke
Mehr zu Besetzung und Termin

    AV-Player