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Ingeborg Hallstein zum 85. Geburtstag Opernsängerin und Showstar

Ihr Markenzeichen: Eine glockenhelle Höhe, in der selbst ein dreigestrichenes As wunderbar silbrig, klangschön und kostbar klang. Die Münchner Opernsängerin Ingeborg Hallstein begeisterte aber nicht nur das Opern- und Konzertpublikum. Millionen Fernsehzuschauern ist sie durch große Unterhaltungsshows der 1970er und 80er Jahre bekannt. Am 23. Mai feiert Ingeborg Hallstein ihren 85. Geburtstag.

Opernsängerin Ingeborg Hallstein Koloratursopran | Bildquelle: imago/united archives

Bildquelle: imago/united archives

Die gebürtige Münchnerin Ingeborg Hallstein, die sich selbst gerne noch präziser als gebürtige Schwabingerin bezeichnet, gehört zu den wenigen deutschen Sängerinnen, denen eine beeindruckende Doppelkarriere glückte: Sie begeisterte weltweit nicht nur das Opern- Lied- und Konzertpublikum, sondern auch Millionen von Fernsehzuschauern in Verfilmungen von Opern und Operetten. Mit ihrem komödiantischen Talent war sie aber ebenso in den großen Fernseh-Unterhaltungs-Shows der 1970er und 80er Jahre präsent: in der "Peter-Alexander-Show", in "Dalli Dalli" oder "Klimbim". Ein künstlerischer Spagat, den sie aufgrund ihrer hohen Professionalität bravourös meisterte. Das war keine Selbstverständlichkeit zu einer Zeit, in der einer Koloratursopranistin ausschließlich Oper und Lied als hochkulturelle Heimat zugestanden wurde, und das erlauchte Opernpublikum schon über die Operette gerne das gepuderte Näschen rümpfte. Doch an Ingeborg Hallstein kam niemand vorbei.

Ich würde gerne noch einmal in meine Vergangenheit zurückkehren.
Ingeborg Hallstein

"Zu kleine Stimme, zu große Jugend"

Ingeborg Hallstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ingeborg Hallstein (links im Bild) in einer Inszenierung der "Fledermaus" an der Bayerischen Staatsoper. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ingeborg Hallstein ist die Tochter einer bekannten Sopranistin und Gesangslehrerin - ihr Vater war Maler. Mutter Elisabeth erkannte die sängerische Begabung ihrer Tochter und nahm die 16-jährige unter ihre pädagogischen Fittiche. Die Anmeldung zur Aufnameprüfung an der Münchner Musikhochschule zwei Jahre später geriet indes zum Flop: Wegen einer angeblich "zu kleinen Stimme“ und "zu großer Jugend“ wurde Ingeborg Hallstein abgewiesen. Doch weder Tochter noch Mutter gaben auf - und beide sollten recht behalten: Nur fünf Jahre später, im Jahr 1957, debütierte die erst 21-jährige Ingeborg in ihrem ersten Engagement am Opernhaus in Passau. Dann ging alles Schlag auf Schlag: 1959 Debüt als Koloratursopran am Münchner Gärtnerplatztheater, 1960 Salzburger Festspiele mit Mozarts  "La Finta Semplice“, 1961 Bayerische Staatsoper. Zwölf Jahre hielt sie dem Münchner Haus als Ensemblemitglied die Treue und baute dabei ihre internationale Karriere gleichermaßen aus. Wo immer sie auftrat, flogen ihr die Herzen zu. Sie betörte als Gilda und Violetta, als Susanna, Isabella, Sophie und in vielen weiteren Rollen. Schließlich umfasst ihr Repertoire über 60 Opern- und Operettenpartien von Mozart bis zur Moderne. 

Zu meiner Zeit hat man mit mehr Herz gesungen, nicht so verkopft wie manche junge Sänger heute.
Ingeborg Hallstein

Große Hingabe für den sängerischen Nachwuchs

Nach wie vor gelten Ingeborg Hallstein, die sich erst spät, aber umso intensiver dem Kunstlied widmete, Mozart und Schubert als Prüfsteine jeglicher Musikalität, Stimmführungs- und Interpretationskunst. Beinahe 30 Jahre lang gab sie diese Grundüberzeugung als Professorin an der Würzburger Musikhochschule ihren Studentinnen und Studenten mit auf den Weg. Als Jurymitglied wie als Privatlehrerin teilt sie ihren unermesslichen Erfahrungsschatz bis heute mit größter Hingabe mit dem Sängerinnen- und Sängernachwuchs. In ihrer beeindruckenden Karriere hat sich Ingeborg Hallstein von der "Mademoiselle Silberklang“ der 1950er Jahre zur Grande Dame der Koloratur und des betörend-beseelten Schönklangs entwickelt.

Sendung: "Allegro" am 21. Mai ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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