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Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller im Interview Das Kind wird flügge

Hanna-Elisabeth Müller steht bei den Münchner Opernfestspielen zum ersten Mal als Sophie im "Rosenkavalier" auf der Bühne. Eine Wunschpartie für die 30-jährige Sopranistin. Und gleichzeitig ein Abschied vom festen Sängerensemble der Bayerischen Staatsoper.

Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller | Bildquelle: © Chris Gonz

Bildquelle: © Chris Gonz

BR-KLASSIK: Hanna-Elisabeth Müller, am 14. Juli steht ein Rollendebüt für Sie an, Sie singen die Sophie im "Rosenkavalier" an der Bayerischen Staatsoper, "Ihrem" Haus sozusagen. Haben Sie sich diese Rolle gewünscht?

Hanna-Elisabeth Müller: Ja, von ganzem Herzen! Gerade an meinem "Zuhause-Haus" und in dieser tollen Inszenierung von Jürgen Rose und Otto Schenk ist das ein wichtiges Debüt für mich. Ich freue mich auch sehr auf meine tollen Kollegen und Kolleginnen, Anja Harteros als Feldmarschallin und Daniela Sindram als Octavian. Bei ihnen stehe ich immer noch als Nachwuchssängerin nebendran und bin stolz darauf, mit ihnen zu singen.

Was fürs Auge

BR-KLASSIK: Die Rose/Schenk- Inszenierung ist ja ein gutes Stück älter als Sie…

Hanna-Elisabeth Müller: … aber immer noch eine Inszenierung, in der man gerne mitwirken möchte. Natürlich ist sie ein bisschen klischeebehaftet und altmodisch, aber es gibt noch Szenenapplaus, richtige Requisiten und große Kostüme, das ist alles einfach schön und was fürs Auge.

BR-KLASSIK: "Richard Strauss tut meiner Stimme gut", haben Sie mal gesagt. Was ist denn das Gute an Strauss?

Hanna-Elisabeth Müller: Strauss kann man ganz gesund singen. Ich habe nie das Gefühl, dass ich forcieren oder zupacken muss. Ich singe die Partien gerne und leicht, sie liegen einfach so gut. Das Orchester ist immer wie ein Klangteppich und man setzt sich mit der Stimme drauf und macht gemeinsam Musik. Ich fühle mich da einfach sehr wohl.

Die Partien von Richard Strauss liegen einfach so gut.
Hanna-Elisabeth Müller

Hanna-Elisabeth Müller

Nach ihrem Gesangstudium in Mannheim wurde die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller 2010 Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper. Zur Spielzeit 2012/13 wurde sie ins Ensemble engagiert. Ihr Auftritt als Zdenka in Strauss' "Arabella" bei den Salzburger Festspielen 2014 verschaffte ihr internationale Aufmerksamkeit. Von der Zeitschrift "Opernwelt" wurde sie als "Nachwuchskünstlerin des Jahres" ausgezeichnet.
In der BR-KLASSIK-Sendung "Meine Musik" stellt sie ihre Lieblings-Playlist vor.

BR-KLASSIK: Bevor Sie anfingen zu singen, hatten Sie bereits Geigenunterricht. Ihr Gesangslehrer sagte einmal, das würde man auch Ihrer Stimme anhören, ihrem Legato. Können Sie das nachvollziehen?

Hanna-Elisabeth Müller: Ja, durchaus. Auch andersherum hilft das Singen beim Instrument. Mein Geigenlehrer hat mich die Stücke vorher singen lassen, bevor ich sie gespielt habe.

Nie bis an die Grenze

BR-KLASSIK: Wie merken Sie, dass Ihre Stimme reif ist für eine neue Partie?

Hanna-Elisabeth Müller: Ich probiere das tatsächlich aus und singe die Partien mit meinem Professor komplett durch. Nur wenn wir beide der Meinung sind, dass es sich richtig anfühlt, sage ich eine neue Partie zu. Ich habe lieber ein bisschen Vorlauf, anstatt an die Grenzen zu gehen und mir unsicher zu sein, ob's gut wird oder gerade so reicht. Es kommt bei der Planung auch immer darauf an, wie oft man mit einer Partie dann auf der Bühne steht, wie lange man eine Rolle der Stimme "zumutet" und wieviel Pause man danach hat.

Ich bin dann nicht mehr das Kind, das noch mit erzogen wird.
Hanna-Elisabeth Müller über ihren Abschied vom festen Ensemble der Bayerischen Staatsoper

BR-KLASSIK: "Dem Ensemble entwachsen", so heißt eine Zeitungsüberschrift zu Ihrem bevorstehenden Abschied vom Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Ist das so wie ein Auszug aus der Familie, wenn man erwachsen wird?

Hanna-Elisabeth Müller: So ein bisschen. Es schmerzt mich auch, wenn ich daran denke. Aber ich weiß, dass es der richtige Zeitpunkt ist und der Weg weitergeht. Darauf bin ich wahnsinnig stolz. Ich habe natürlich im Kopf, dass ich an der Bayerischen Staatsoper noch sehr viel singe und auch weiterhin da bin, nur in einer anderen Rolle. Ich bin dann nicht mehr das Kind, das noch mit erzogen wird.

Das Gespräch führte Michael Atzinger für BR-KLASSIK.

Der "Rosenkavalier" bei den Münchner Opernfestspielen

Donnerstag, 14. Juli 2016, 18 Uhr
Sonntag, 17. Juli 2016, 17 Uhr
Nationaltheater München

Der Rosenkavalier
Komödie für Musik in drei Aufzügen
Komponist: Richard Strauss
Libretto: Hugo von Hofmannsthal
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Konzeption: Jürgen Rose, Otto Schenk
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko

Besetzung und weitere Termine

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