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Interview mit Jonathan Dove "Eine Klangfarbe wie aus einer anderen Welt"

Mit der Oper "Flight" erreichte Jonathan Dove seinen Durchbruch als zeitgenössischer Komponist. Im Interview spricht Dove über die Inspiration zu diesem Werk, warum er darin einen Countertenor singen lässt und wie ein normaler Arbeitstag bei ihm aussieht.

Komponist Jonathan Dove | Bildquelle: © Hugo Glendinning

Bildquelle: © Hugo Glendinning

BR-KLASSIK: Wie sind Sie auf die Geschichte des Flüchtlings gestoßen, und was hat Sie dazu motiviert, diese als Thema Ihrer Oper zu verwenden?

Jonathan Dove: Meine Librettistin April De Angelis fand einen Zeitungsartikel darüber. Die Vorstellung, an einem Flughafen gestrandet zu sein, war so faszinierend für uns und bot so viele musikalische Möglichkeiten, dass wir uns entschieden, eine an die reale Geschichte angelehnte Version zu gestalten.

BR-KLASSIK: Warum haben Sie für die Vertonung des Flüchtlings einen Countertenor gewählt?

Jonathan Dove: Die Countertenor-Stimme hat eine Klangfarbe wie aus einer anderen Welt. In der Oper erfährt man über den Flüchtling nur, dass er "anders" als die anderen Protagonisten ist. Dies wird durch die Countertenor-Stimme betont, und gleichzeitig schiebt sie ihn in den Mittelpunkt des Vokalsatzes.

BR-KLASSIK: Was ist das Komplizierteste an Ihrem Beruf?

Jonathan Dove: Beim Schreiben einer Oper können dir zwar viele Leute helfen, indem sie dir sagen, was umsetzbar ist und was nicht. Aber nur du allein kannst letztendlich entscheiden, welche Noten aufeinanderfolgen sollen, und das bleibt das Schwierigste!

BR-KLASSIK: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?

Jonathan Dove: Manchmal beginne ich den Tag mit Sport, um den Kopf für neue Ideen freizubekommen, manchmal gehe ich aber auch direkt an die Arbeit. Am Anfang eines neuen Stücks gehe ich oft spazieren und lege viele Pausen ein. Wenn die Ideen dann fließen, kann ich den ganzen Tag dasitzen und schreiben. Oft ist es hilfreich, ein Konzert oder eine Oper zu besuchen, und sogar ein Film hilft unterbewusst, Ideen zu entwickeln, die nichts mit dem zu tun haben, was ich gerade sehe.

BR-KLASSIK: Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Komposition verfassten?

Jonathan Dove: Als ich elf Jahre alt war, versuchte ich eine Symphonie zu schreiben, die jedoch kompletter Nonsens war. Außerdem schrieb ich in meiner Jugend kleine Stücke für Freunde und den ortsansässigen Chor, wo ich Orgel spielte. Aber so richtig habe ich meine Berufung erst mit dreißig Jahren gefunden, was äußerst spät für einen Komponisten ist.

BR-KLASSIK: Komponieren Sie gerade ein neues Werk?

Jonathan Dove: Ich schreibe derzeit eine Oper über Karl Marx. Es soll eine Komödie werden.

Die Fragen stellten Dominik Kaltner und Daniel Kirchner.

Die Termine

Jonathan Dove: "Flight"
Oper in drei Akten

Premiere
Freitag, 17. Februar 2017, 19:30 Uhr
Münchner Prinzregententheater
In Anwesenheit des Komponisten


Weitere Aufführungen
Sonntag, 19. Februar 2017
Dienstag, 21. Februar 2017
Samstag, 25. Februar 2017

Am 23. Februar 2017 wird eine gekürzte Version der Oper speziell für Schulklassen angeboten.

Studierende der Theaterakademie August Everding
Balázs Kovalik, Inszenierung
Münchner Rundfunkorchester
Musikalische Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Ulf Schirmer

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