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Jonathan Doves "Flight" mit dem Münchner Rundfunkorchester Explosive Mischung aus Komik und Drama

Die komische Oper "Flight" des 1959 geborenen britischen Komponisten Jonathan Dove wurde trotz großen Erfolgs erst einmal in Deutschland aufgeführt. Und nicht einmal in der Originalfassung. Daran wird nun das Münchner Rundfunkorchester etwas ändern - in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Theaterakademie. Am 17. Februar hat "Flight" auf der Bühne des Münchner Prinzregententheaters Premiere. Ein Probenbericht.

Szene aus der Oper "Flight" an der Theaterakademie August Everding München | Bildquelle: © Thomas Dashuber

Bildquelle: © Thomas Dashuber

Münchner Rundfunkorchester & Bayerische Theaterakademie

"Flight" von Jonathan Dove feiert Premiere

Ein riesiges Flugzeug schwebt über der Bühne des Münchner Prinzregententheaters. Die Nase leicht nach oben gereckt - als wäre es im Moment des Abhebens hängengeblieben. Genauso wie die bunt zusammengewürfelte Gesellschaft unter ihm, die wegen eines drohenden Orkans an irgendeinem Flughafen festsitzt. Hängengeblieben in der Transitzone: Dies ist der Ausgangsituation von Jonathan Doves Oper "Flight".

Eine Bühne allzu menschlicher Konflikte

Flight steht für "Flug", aber auch für "Flucht": eine Flucht vor sich selbst ins unbeschwerte Urlaubsleben, dem hier der Wetter- oder, sagen wir, der Theatergott den Riegel vorschiebt. Und so den Flughafen, die reine Durchgangsstation, in eine Bühne allzu menschlicher Konflikte verwandelt, weil die Protagonisten in einem geschlossenen Raum mit sich selbst konfrontiert werden und sich fragen müssen: Wer bin ich? Was sind meine Gefühle? "Es ist eine gute Situation, in der man interessante Charaktere darstellen und Situationen herstellen kann, die nicht normal laufen", sagt  Balázs Kovalik, der Regisseur der Inszenierung.

Explosive Mischung

Szene aus der Oper "Flight" an der Theaterakademie August Everding München | Bildquelle: © Thomas Dashuber Bildquelle: © Thomas Dashuber Die äußere Katastrophe wirft die Figuren auf sich selbst zurück, auf ihre inneren Befindlichkeiten, existentiellen Nöte und verdrängten Bedürfnisse. Unter ihnen: das kriselnde Pärchen Bill und Tina, eine hochschwangere Diplomatengattin, zwei liebestolle Stewards und ein Flüchtling ohne Papiere, dem die Ausländerbehörde im Nacken sitzt. Während sich Bill mit dem Steward vergnügt, macht sich der Flüchtling an die Frauen heran - Abenteuer, die für beide mit einem Knockout enden. Alles in allem also eine explosive Mischung, die sich in einer nächtlichen Szene in allerlei, auch amourösen, Irrungen und Wirrungen entlädt: Shakespeare lässt grüßen. "Das ist natürlich oft sehr witzig, sehr karikaturistisch, aber es kippt auch", erklärt Regisseur Kovalik. "Wir versuchen in unserer Inszenierung, die zwei Seiten zu zeigen, dieses Hin und Her."

Da gibt’s Farben und Klänge, wo’s einen schaudert - positiv.
Ulf Schirmer

Dieses Schwanken zwischen groteskem Slapstick und großem Drama spiegelt sich auch in der gefälligen Bühnenmusik von Jonathan Dove. Ulf Schirmer widmet sich ihr am Pult des Münchner Rundfunkorchesters. "Da ist dem Jonathan Dove richtig theatralisch etwas gelungen - im Sinne von Abwechslung", freut sich der Dirigent. "Es ist Comedy, es ist Slapstick dabei, und dann blüht für Momente etwas auf, als wenn der Himmel aufreißt. Da gibt’s Farben und Klänge, wo’s einen schaudert - positiv. Ganz eigentümlich, wie der Komponist das hinbekommt."

Gute Musik jenseits der Genregrenzen

Um seine Klangphantasien umzusetzen, bedient sich Dove unbekümmert aus einem Sammelsurium verschiedenster musikalischer Stilrichtungen: Über kleinmaschig gewobenen, harmonisch mäandernden Klangteppichen á la John Adams oder Philipp Glass schweben einfache, einprägsame Melodien, die mitunter eher an Musical als an Oper denken lassen. Oder an die Nutzlosigkeit solcher Kategorisierung, denn gute Musik funktioniert auch zwischen den Genregrenzen. In München beweisen das die Studenten der Opernklasse. Sie bringen Doves Melodien auf die große Bühne des Prinzregententheaters. Ein Glück - meint Balázs Kovalik, Leiter des Studiengangs: "Ich glaube, wenn jemand studiert und während seines Studiums so eine Qualität erlebt, dann ist das ist nicht zu bezahlen - also wirklich eine unglaublich tolle Sache. Was die Studenten davon profitieren, ist enorm."

Die Termine

Jonathan Dove: "Flight"
Oper in drei Akten

Premiere
Freitag, 17. Februar 2017, 19:30 Uhr
Münchner Prinzregententheater
In Anwesenheit des Komponisten


Weitere Aufführungen
Sonntag, 19. Februar 2017
Dienstag, 21. Februar 2017
Samstag, 25. Februar 2017

Am 23. Februar 2017 wird eine gekürzte Version der Oper speziell für Schulklassen angeboten.

Studierende der Theaterakademie August Everding
Balázs Kovalik, Inszenierung
Münchner Rundfunkorchester
Musikalische Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Ulf Schirmer

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