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BR-Klassik vergibt 2022/2023 einen Operetten-Frosch Der Frosch geht an das Stadttheater Gießen für "Gefährliche Operette"

BR-KLASSIK gratuliert dem Stadttheater Gießen, der Intendantin, dem Regieteam und allen Mitwirkenden zu großem Operettenmut.

Steckbrief

"Gefährliche Operette" von Gordon Kampe am Stadttheater Gießen - inszeniert von Elena Tzavara und Sarah Ritter

Los geht´s …     
mit dem Auftritt von VHS-Dozent Dr. Thorsten Khranich im ziemlich unbestuhlten Zuschauerraum des Gießener Stadttheaters. Er ist ein Experte, hat über die Operette in Geschichte und Gegenwart promoviert und gibt nun hier einen Einführungskurs zur Operette. Der Overheadprojektor fehlt, das Rednerpult kann er fast nicht finden und der Dirigent spielt ihm zu früh das erste Musikbeispiel ins Stichwort – ein verklemmter, unsicherer, lieber Kerl ist er, und nun kommen die Geister der Operette mit ins Spiel…

Überraschung: 
Die Wurzel dieser Gießener Uraufführung ist ein bereits 2019 bei der Ruhrtriennale uraufgeführter Liederzyklus für Countertenor von Gordon Kampe. In der szenischen Fassung von Ann-Christine Mecke, die uns einfach alle in den VHS-Kurs steckt, wird die Nummernfolge zum quicklebendigen Theatererlebnis. Dank der überragend guten Besetzung mit Mezzosopranistin Jana Markovic und Bariton Tomi Wendt neben dem virtuosen Schauspieler Ben Janssen als Dr. Khranich.

Verblüffend...
was Gordon Kampe aus Bruchstücken bekannter (Operetten)melodien macht, indem er mit Rhythmen und Tönen jongliert, und mit welcher Lust an Nonsense und Dada sich die drei Solisten und auch das Orchester samt GmD Andreas Schüller in das schräge Spiel hineinwerfen. Wie die Schlagzeuger auf aberwitzigen Instrumenten genial auf den teils bissigen Text abgestimmte Sounds erzeugen.

Bildquelle: © BR-Klassik Operetten-Boulevard

Herausragend:         
Die für Gießen neu komponierte Glückwunschkarte für Feinde, in der Tomi Wendt und Ben Janssen einen Schattenboxkampf par excellence liefern, und wie in der Impfpolka goldene Piccolöchen im Publikum verteilt werden. Und wie Dirigent Andreas Schüller am Schluss im Schnürboden verschwindet, weil der Geist der Operette ihn loswerden möchte.

Aha-Effekt:     
Zeitgenössische Operette gibt es doch! Sie klingt extrem modern, regt bisweilen zum Mitwippen an, hat mal bitterböse und mal etwas verrückte Textpassagen und verlangt nicht weniger als absolut begnadete Darsteller, um richtig rüberzukommen.

Mutig, neu, zeitgemäß...
wie sich hier Avantgarde und Analyse eines Genres zum Theatererlebnis verbinden und die – hauptsächlich in grün gehaltenen – boulevardesken Kostüme im sonst ziemlich leeren Bühnenraum eine (alb)traumhafte Stimmung erzeugen.

Sei kein Frosch, küss ihn:  
Die Redaktion Operette ist begeistert und gratuliert dem Stadttheater Gießen, dem Regieteam und allen Mitwirkenden zu großem Operettenmut.

Inszenierung: Elena Tzavara, Sarah Ritter
Musikalische Leitung: Andreas Schüller
Ausstattung: Elisabeth Vogetseder

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