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Plácido Domingo - der Marathonsänger "Es ist die Gefahr, die fasziniert"

Plácido Domingo ist unter den Opernsängern der letzten 40 Jahre einer der größten Publikumslieblinge. Sein Repertoire ist riesig, nach einem Fachwechsel kamen für den Tenor zuletzt auch Bariton-Rollen hinzu. Am 21. Januar feiert er seinen 75. Geburtstag.

Der spanische Opernsänger Placido Domingo, fotografiert am 15.12.2012 in Berlin | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Der größte Trumpf des Sängers war und ist sein Timbre, die Klangfarbe seiner Stimme, gerade auch in der Mittellage, wo viele Hörer Wärme assoziieren. Oder Bronze. Immer war und ist es die charismatische Persönlichkeit, durch die Domingo zwischen Los Angeles und Wien, Mailand und New York überzeugt. Der berufsbedingten Gefahren des tenoralen Versagens war sich der Spanier irgendwann sehr wohl bewusst.

Faszinierende Gefahr

Die Tenorstimme sei die Stimme, die am meisten gefährdet sei, sagt Plácido Domingo. "Es ist so, wie wenn sie sich ein Formel 1-Rennen ansehen. Warum mögen das die Leute? Es ist die Gefahr, die dabei fasziniert, wenn sie mit 300 Stundenkilometern über die Piste rasen. Genauso ist es mit den Tenören. Ein stimmlicher Einbruch oder eine falsche Note bei einem Bariton ist kaum zu hören. Bei einem Tenor hören sie das sofort."

Das macht den hohen Reiz aus, wenn die Gefahr immer mitspielt.
Plácido Domingo

Die drei Tenöre (l-r) Placido Domingo, Jose Carreras and Luciano Pavarotti bei ihrem Auftritt zu Füßen des Eiffelturms in Paris am 10.7.1998.  | Bildquelle: picture-alliance/dpa Plácido Domingo, Josep Carreras, Luciano Pavarotti | Bildquelle: picture-alliance/dpa Seit der Fußballweltmeisterschaft in Italien 1990 ist Domingo extrem populär, als Bestandteil des Markenartikels "Die drei Tenöre". In diesem Zusammenhang hat er sich Verdienste um die Öffnung der Klassikszene erworben, denn "Die drei Tenöre" sind weltweit für Menschen zu einem Begriff geworden, die Gesang solchen Zuschnitts gar nicht kannten. Im Baritonfach, das er sich bei Verdi erobert hat, kämpft der einstige Tenor mit seinem Alter, je nach Tagesform mal mehr, mal weniger. Kurzatmige Phrasierungen verweisen auf die Reste seiner einstigen Legato-Kunst. So manches Rollendebüt erzählt von den Schwierigkeiten, vor die sich Placido Domingo gestellt sieht: Seinen Abschied vom geliebten "Arbeitsplatz" zögert der Marathonläufer, der fast 150 Partien des Opernrepertoires auf dem Buckel hat, immer weiter hinaus.

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