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"Tannhäuser" an der Bayerischen Staatsoper Wagner mit Top-Besetzung für München

Für die neue "Tannhäuser"-Produktion an der Bayerischen Staatsoper steht Generalmusikdirektor Kirill Petrenko ein erstklassiges Solisten-Ensemble zur Verfügung - Klaus Florian Vogt, Anja Harteros und Christian Gerhaher. Regie, Bühne, Kostüme und Licht liegen in der Hand des Italieners Romeo Castellucci, der aus der Bildenden Kunst kommt und für seine Inszenierungen oft ganz eigene Wege geht. Premiere ist am 21. Mai. BR-KLASSIK hat bei den Endproben mit den Beteiligten gesprochen.

Szenenbild "Tannhäuser" von Wagner an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © W. Hösl

Bildquelle: © W. Hösl

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"Ich bin der Welt noch den Tannhäuser schuldig", sagte Richard Wagner gegen Ende seines Lebens seiner Frau Cosima. Was auf den ersten Blick absurd klingt, schließlich wurde sein "Tannhäuser" 1845 in Dresden uraufgeführt. Was aber doch irgendwie stimmt, denn an keinem anderen Werk hat Wagner so viel geändert, ergänzt und wieder gestrichen. Generalmusikdirektor Kirill Petrenko, der mit der aktuellen "Tannhäuser"-Neuproduktion seine Wagner-Serie an der Bayerischen Staatsoper fortsetzt, orientiert sich an der Wiener Aufführung von 1875, die letzte vom Komponisten selbst betreute Produktion.

Klaus Florian Vogt als Tannhäuser

Regisseur Romeo Castellucci | Bildquelle: picture-alliance/dpa Regisseur Romeo Castellucci | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der italienische Regisseur Romeo Castellucci gibt sein Haus-Debüt an der Bayerischen Staatsoper und findet gerade das Disparate, die Brüche im "Tannhäuser" spannend. Das Stück sei mehr als der offensichtliche Konflikt eines Mannes, der zwischen zwei Frauen steht, zwischen der sinnlichen und der hehren Liebe: "Das Werk ist von permanenter Ambivalenz geprägt", sagt Castellucci, "daher kann man nicht eine einzige Grundaussage herausarbeiten."
Viele Aspekte kann Romeo Castellucci in Wagners romantischer Oper entdecken, im Mittelpunkt steht jedoch die Titelfigur: Ist Tannhäuser Außenseiter, Rebell, Heimatloser oder gar Hedonist? Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt singt die Partie zum ersten Mal und ist sich sicher: "Er ist von allem etwas, glaube ich. Also eine sehr schöne Grundidee ist, dass der immer da, wo er ist, da, wo er sich gerade befindet, möchte er eigentlich in dem Moment woanders sein und ist gedanklich in einer anderen Welt. Dadurch stört er immer oder fällt auf oder kommt in der momentanen Welt, in der Welt, in der er sich gerade befindet, nicht zurecht, ist auffällig oder eckt an - wie immer man das nennen will."

Romeo Castellucci - Philosoph der Bühne

Romeo Castelluccis Theaterarbeiten sind von der Bildenden Kunst inspiriert. Der Italiener, der als "Philosoph der Bühne" gilt, und neben der Regie auch für Bühne und Kostüme verantwortlich ist, möchte möglichst wenig Konkretes zeigen, stattdessen tief in die Seelen seiner Figuren blicken. Dabei liegt der Fokus weniger auf der Liebesgöttin Venus. Für Castellucci ist Elisabeth das eigentliche Objekt der Begierde, ideal in ihrer Unerreichbarkeit: "Das Verlangen kann nie erfüllt werden, denn dann wäre es kein Verlangen mehr", erklärt der Regisseur, "insofern ist Elisabeth in diesem Fall das ideale Objekt."

Anja Harteros und Christian Gerhaher

Sopranistin Anja Hateros | Bildquelle: © Markus Tedeskino Anja Harteros | Bildquelle: © Markus Tedeskino Sopranistin Anja Harteros findet das Objekt- und Ikonenhafte von Elisabeth gar nicht so einfach: "Elisabeth ist sozusagen ein Preis, eine Trophäe. Und ich bin mir sicher, sie kommt mit der Rolle der keuschen Jungfrau gar nicht zurecht; das ist auf jeden Fall ihr Konflikt."
Mit Bariton Christian Gerhaher singt ein weiterer Wagner-erfahrener Star den Wolfram von Eschenbach. Auch er begegnet seiner Bühnenfigur mit gemischten Gefühlen: "Wolfram ist letztlich viel mehr mitgeschwommen, als er vielleicht wahrhaben möchte. Er ist ja auch dageblieben, um mit diesen Idioten Biterolf und Reinmar oder dem schrecklichen Landgrafen auf die Jagd zu gehen. Er geht schon mit - zwar als Außenseiter, aber er ist doch dabei. Er hat es nicht geschafft, sich fernzuhalten."

Altmeister und Debütanten

Wenn sich am Sonntag im Münchner Nationaltheater der Premieren-Vorhang hebt, treffen also auf der Bühne und im Orchestergraben "Tannhäuser"-Altmeister auf "Tannhäuser"-Debütanten. Wagner-Spezialisten sind sie von Generalmusikdirektor Petrenko über Regisseur Romeo Castellucci und die Solisten-Riege allesamt. Wie sie mit den musikalischen Brüchen der Partitur umgehen, welche Geschichten sie erzählen, wird sich zeigen. Künstlerisch bestens vorbereitet sind alle, auch der Titelheld Klaus Florian Vogt: "Ich hätte den Tannhäuser durchaus schon wesentlich früher singen können, aber ich habe mir das aufgespart, weil diese Rolle stimmlich noch andere, weitere Anforderungen stellt. Da habe ich es vorgezogen, auf den Moment zu warten, in dem meine Stimme mir sagt: OK, jetzt können wir's machen!"

"Tannhäuser" an der Bayerischen Staatsoper

Richard Wagners "Tannhäuser" wird für die Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper von Romeo Castellucci inszeniert; am Pult steht Kirill Petrenko.

Premiere ist am 21. Mai, weitere Vorstellungen gibt es am 15. und 28. Mai, am 4. und 8. Juni sowie am 9. Juli.

Die Premiere am 21. Mai wird ab 16.00 Uhr auf BR-KLASSIK live übertragen. Vorher gibt es ab 15.30 Uhr das Foyer mit Beteiligten der Produktion.

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