BR-KLASSIK

Warum gibt es Theater überhaupt? Dieser Grundsatzfrage sind Mozart und Salieri in ihren Opern "Der Schauspieldirektor" und "Prima la musica poi le parole" nachgegangen. Bei den Salzburger Festspielen gibt es nun eine Neubearbeitung des Stoffs - in einer Version für Kinder. Die internationalen Solisten sind Akademisten des "Young Singers Project", im dritten Jahr in Folge inszeniert die Regisseurin Elena Tzavara die Kinderoper der Festspiele. Am 28. Juli findet die Premiere statt. BR-KLASSIK war bei der öffentlichen Generalprobe dabei.

"Ich bin die Erste - nein, ich bin die Erste - nein, ich … ich … ich …." Alle wollen vorsingen, für welche Rolle wissen sie nicht, Hauptsache sie sind die Primadonna. "Ich kenne diesen Krieg zwischen Sängerinnen - es ist meist ein leiser Krieg", sagt Alina Adamski. In Mozarts Oper "Der Schauspieldirektor" ist dieser Wettkampf im Gegensatz zum echten Leben allerdings ziemlich laut. Alina Adamski  ist Sopranistin und spielt bei der Kinderoper in Salzburg Frau Silberklang, mit aufgetürmten Haaren und silbernem Korsettkleid. In den höchsten Tönen macht sie ihrem Namen dabei alle Ehre. Der Schauspieldirektor Frank ist davon wenig begeistert, er ist in Geldnöten und am Verzweifeln, weil neben Frau Silberklang auch noch unzählige andere egozentrische Sänger unangemeldet zu einem Casting gekommen sind. Für welche Rolle sie sich bewerben, wird erst später klar.

Die Inszenierung in Bildern

Eine allgemeinverständliche Form

Dass die Sänger hier, ohne es vorher zu wissen, ausgerechnet als Hexe für die Kinderoper "Hänsel und Gretel" gecastet werden, hat sich Regisseurin Elena Tzavara ausgedacht. Auch sonst hat sie so einiges aus Mozarts Oper an ihr Publikum angepasst: "Wir sind zum Schluss gekommen, dass dieser Theater-im-Theater-Effekt tasächlich interessant ist für Kinder", erläutert die Regisseurin. "Wie agiert der Schauspieldirektor, welchen Nöten ist er ausgesetzt, wie verhält er sich gegenüber den Leuten, die einfach kommen und vorsingen. Wir haben versucht, eine Form zu finden, die alle anspricht - nicht nur die Kinder". Mit etwas Augenzwinkern wollen die Beteiligten zeigen, was das Theater leisten kann und welchen Dingen man bei der Theaterarbeit ausgesetzt ist.

Techniker mit Ukulele

"Der Schauspieldirektor" in Salzburg: Szenenfoto | Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Matthias Baus Während der Schauspieldirektor Frank im Publikumsraum herumspringt und die Sänger auf der Bühne ihre Arien trällern, taucht zwischen den roten und orangen Vorhängen, die die Bühne einteilen, auch mal ein Techniker mit Ukulele auf. Und auch im Orchester tut sich was. Die Musiker schauspielern und die Dirigentin hält ein Megaphon. Elena Tzavara inszeniert nicht zum ersten Mal eine Kinderoper bei den Salzburger Festspielen. Sowohl mit dem Orchester als auch mit Sängern des internationalen "Young Singers Project" hat sie schon zusammengearbeitet. Die Arbeit mit den jungen Künstlern macht ihr auch dieses Jahr wieder großen Spaß: "Die haben noch nicht diesen Dünkel, dass sie große Oper machen müssen. Sie können sich im Kleinen ausprobieren, und ich finde, hier herrscht Weltniveau. Das ist auch gerade wichtig für Kinder, dass die Kinderoper hier ernsthaft und auf hohem Standard aufgeführt wird."

Es zählt die Kunst, nicht das Geld

Für die Sänger ist ein so junges Publikum auch eine Herausforderung. Aber gerade das reizt Alina Adamski: "Das ist immer sehr lustig, weil die Reaktion von Kindern so spontan ist. Und ja, wir sind vis-a-vis mit den Kindern. Wenn das Licht sehr leicht ist, dann sehen wir alles." Und auch beim Publikum ist die neue Oper gut angekommen. Die zwölfjährige Sophie bringt es auf den Punkt: "Ich fand es einfach gut, als sie erklärt haben, dass es nicht um Geld geht, sondern um Kunst. Ja, das hat mir gefallen."

Sendung: Allegro, 28. Juli 2017, 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK