BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Andrea Pancur Weihnukka

Zwei Feste, eine CD: das christliche Weihnachten und das jüdische Lichterfest Chanukka, zusammen ergibt dies „Weihnukka“. Eine Symbiose aus zwei feierlichen Anlässen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, außer dass sie beide zeitlich um die Wintersonnwende stattfinden. Und doch hat die Münchner Sängerin Andrea Pancur auf ihrem neuen Album die Botschaften beider Feste musikalisch erforscht und durcheinandergewirbelt, hat Gemeinsamkeiten und Gegensätze herausgestellt.

CD: Andrea Pancur: Weihnukka | Bildquelle: © Galileo

Bildquelle: © Galileo

"Musik der Welt"

CD-Tipp: Weihnukka

Akht Likhtlekh

„Acht Lichtlein“ brennen abends zu Chanukka auf dem Chanukkia-Leuchter, zusammen mit der Dienerkerze „Schamasch“ sind es dann neun. Andrea Pancur beschwört dieses Bild aus dem versunkenen Shtetl Osteuropas mit Poesie und Demut, zusammen mit Christian Dawid, Klarinette, und Ilya Shneyveys, Akkordeon.

Eine erstaunliche Parallele tut sich auf, wenn auch im österreichischen „Es wird scho glei dumpa“ die Klarinette im wehmütigen Klezmer-Klang aufspielt.

Kipferl, Krapfen, Lichterkranz

So weit voneinander entfernt sind Chanukka, das einst die Befreiung von Besatzern durch einen bewaffneten Aufstand feierte, und Weihnachten, das „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ verspricht, dann doch nicht.

Schon im 19. Jahrhundert gab es den ersten zarten Versuch einer Annäherung. Im Zuge der jüdischen Aufklärung gehörte es da zum guten Ton, sich den deutsch-christlichen Festgebräuchen anzupassen und beides zu feiern: mit Christbaum und Geschenken und parallel dazu Chanukka mit dem neunarmigen Chanukkia-Leuchter und Kreiselspielen für die Kinder. Nationalsozialismus und Holocaust zerstörten auch diese Symbiose.

Drey Dreydl

Hier lässt es Andrea Pancur richtig krachen: Drey Dreydl – das typische Kreiselspiel der Kinder in der Chanukka-Woche wird hier fröhlich besungen.

Eine erstaunliche Bandbreite an Liedern hat die Münchner Sängerin mit slowenischen Wurzeln auf ihrer „Weihnukka“-CD zusammengetragen. Etwa aus Südtirol eine Huldigung auf ein Mädchen der Jenischen, einer im Nationalsozialismus verfolgten Minderheit im Vinschgau. Oder eine stimmungsvolle Hirten-Doyna, gefolgt vom traditionellen „Kommet, ihr Hirten“. Und mittendrin dann ein Partisanen-Marsch, den einst Hanns Eisler im Kampf gegen Hitler vertont hat.

Partizanen Marsch

Klug und kämpferisch ist diese CD mit 13 Titeln, phantasievoll arrangiert, überdreht und ergreifend, eigenwillig und sehr persönlich.

Und politisch. Andrea Pancur schreibt zu „Weihnukka“: „Für mich besteht die gemeinsame Botschaft beider Feste darin, Menschen aufzufordern eine bessere Zukunft zu schaffen. Mein Weihnukkawunsch: Wir schaffen das. Trotz alledem.“ Ihre CD ist der klingend Beweis

CD - Weihnukka

Andrea Pancur, Gesang
Christian Dawid, Klarinette
Ilya Shneyveys, Akkordeon
Alex Hass, Kontrabass

Galileo GMC088

    AV-Player