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CD - Walter Braunfels Orchesterwerke

Nicht Orchestervariationen im akademisch-gelehrten Sinn schwebten Walter Braunfels bei seinem op. 34 vor, sondern eine "klassisch-romantische Phantasmagorie". 1924 von Wilhelm Furtwängler aus der Taufe gehoben, wandelt das Werk auf den Spuren von Berlioz, Wagner und Richard Strauss, ist zugleich anspruchsvoll und effektvoll mit einer gehörigen Prise subtiler Psychologie. Fast wirkt es wie ein rein instrumental inszeniertes Drama, in dem jemand ganz Bestimmtes die Hauptrolle spielt.

CD-Cover: Walter Braunfels - Orchesterwerke | Bildquelle: Capriccio/Deutschlandradio Kultur

Bildquelle: Capriccio/Deutschlandradio Kultur

CD-Tipp 08.03.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Mozarts Don Giovanni ist der unverkennbare Protagonist dieser "Don Juan"-Variationen. Sie entstanden nach dem Münchner Sensationserfolg von Braunfels‘ Oper "Die Vögel", zu einer Zeit, da Walter, Busch und Klemperer seine Werke dirigierten und seine zukunftsweisende Rolle für das deutsche Musikleben außer Zweifel zu stehen schien. Das vor Lebenslust sprühende Thema der Champagner-Arie mag ihn auch deshalb dazu inspiriert haben, es zur "idée fixe" eines Orchesterwerks zu machen.   

Lebenslust und Überdruss

Dass diese erotisch gesteigerte und mutwillig behauptete Lebenslust jedoch irgendwann einen schalen Beigeschmack von Überdruss entwickelt, den selbst Champagner nicht hinunterspülen kann – auch das hat Braunfels in seiner Phantasmagorie unmissverständlich vertont. Das Thema gleitet ins Schrill-Vulgäre ab und hetzt atemlos über bedrohliche Bässe. Auch ein Don Juan wird älter… 

Geprägt durch die deutsche Geschichte

Das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera unter Markus L. Frank setzt mit dieser gelungenen Braunfels-Einspielung sein jahrelanges Engagement für vermeintlich "entartete" Musik fort – aus Thüringen hört man solche Nachrichten besonders gern. Was Braunfels betrifft, so zeichnet sich das Bild des zwischenzeitlich fast Vergessenen im stetig wachsenden CD-Katalog immer deutlicher ab – seine Wandlung vom üppig-phantastischen Stil der 20er Jahre, zur herberen Sprache jener tiefgründigen, teils mystischen Werke, die er ab 1933 ohne Hoffnung auf Veröffentlichung schreiben sollte. Es ist das Bild eines Komponisten, der zutiefst durch die deutsche Geschichte geprägt wurde und dessen Neu-Entdeckung jenseits von allen löblichen Wiedergutmachungsabsichten ein musikalisches Vergnügen ist.

Walter Braunfels: Orchesterwerke

"Don Juan", op. 34
Symphonische Variationen über ein altes französisches Wiegenlied op. 15

Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera
Leitung: Markus L. Frank
Label: Capriccio/Deutschlandradio Kultur

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