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CD - Freiburger Barockorchester Felix Mendelssohn-Bartholdy - Violinkonzert

Darmsaiten setzen sich gegenüber dem Orchester nicht durch – ein Märchen, wie Isabelle Faust mit dem Freiburger Barockorchester höchst beeindruckend unter Beweis stellt. Ein neuer Standard für Mendelssohns berühmtes Violinkonzert.

CD-Cover: Felix Mendelssohn-Bartholdy - Violinkonzert, Hebridenouvertüre, Symphonie Nr. 5 | Bildquelle: © Harmonia mundi

Bildquelle: © Harmonia mundi

Der CD-Tipp zum Nachhören

Mendelssohns Violinkonzert in E-Moll ist ein wahrer Konzertsaal-Gassenhauer, den können schon die Spatzen von den Dächern pfeifen. Und nicht nur die. Die Diskographie ist lang und gespickt mit Highlights. Historisch informiert und Originalklang ist inzwischen ebenfalls vertreten, wenn auch selten. Da muss eine Aufnahme schon zur Sternstunde werden, um den Hörer bzw. den Rezensenten noch hinter dem Ofen hervorzulocken. So wie bei Isabelle Faust und dem Freiburger Barockorchester unter Pablo Heras-Casado.

Perfektes Zusammenspiel mit Isabelle Faust

Das Freiburger Barockorchester spielt wie gewohnt zupackend und knackig, mit differenzierter Artikulation bei gleichzeitiger Gesanglichkeit der Linien, ausgezeichnet durchhörbar und doch warm im Klang. Für sich genommen sind die Qualitäten des Ensembles schon beeindruckend genug, hier aber scheinen die Musiker im Zusammenspiel mit Isabelle Faust als Solistin zu wahren Höchstleistungen angespornt zu werden. Das sprüht vor Witz und Verve im dritten Satz und ist hinreißend im zweiten.

Eine ganz neue Dimension

Elegant und virtuos, mit delikatem Geschmack, seidig und flexibel in der Tongebung spürt Isabelle Faust dem emotionalen Gehalt nach - frei von jedem Anflug romantisierender Sentimentalität, versteht sich. Sie hat sich dafür eingehend mit den Gepflogenheiten des zeitgenössischen Geigenspiels auseinandergesetzt. Dazu zählt das häufige Gleiten auf einer Seite, bestimmte Fingersatzkonventionen und der auch in der Alten Musik typische Verzicht auf ein durchgängiges Vibrato. Das damals weit verbreitete Rubato-Spiel hat sie dagegen nicht breitgetreten, was den heutigen Hörgewohnheiten sehr entgegenkommt. Einen grundsätzlich verwandten Interpretationsansatz hat auch Carolin Widmann bei ihrer erst im letzten Jahr erschienenen Aufnahme präsentiert. Wie Isabelle Faust diese Musik aber auf ihrer mit Darmsaiten bespannten Dornröschen-Stradivari entfaltet, eröffnet bei diesem viel gehörten Stück eine ganz neue Dimension.

Neben dem Violinkonzert findet sich auf der CD noch die einflussreiche Hebriden-Ouvertüre sowie - nicht gerade selten anzutreffen im Lutherjahr - die Reformations-Symphonie. Die Leistung von Pablo Heras-Casado und dem Freiburger Barockorchester ist bei diesen Stücken keine Spur geringer. Eine ganz singuläre Magie bleibt aber dem Violinkonzert vorbehalten.

Felix Mendelssohn-Bartholdy - Violinkonzert, Hebridenouvertüre, Symphonie Nr. 5

Isabelle Faust, Violine
Freiburger Barockorchester | Pablo Heras-Casado
Label: Harmonia mundi

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. September 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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