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CD - Benjamin Godard Orchesterwerke

Der Palazzetto Bru Zane ist eine fabelhafte Einrichtung. 2009 öffnete dieses "Zentrum für die französische Musik der Romantik" seine Pforten – in einem historischen, von Marino Zane erbauten Palast in Venedig. Die Stifterin Nicole Bru fördert seither die Erforschung, Publikation, Aufführung und CD-Edition vergessener Musikschätze aus Frankreich. Wer kennt zum Beispiel schon Benjamin Godard? Um diese musikgeschichtliche Lücke weiter zu schließen, hat das Münchner Rundfunkorchester seine Entdeckungsreise mit dem Palazzetto Bru Zane fortgesetzt und Symphonik von Godard herausgebracht.

CD-Cover: Benjamin Godard, Orchesterwerke | Bildquelle: cpo

Bildquelle: cpo

CD Tipp 31.05.2016

Benjamin Godard: Orchesterwerke

Typisch französischen Esprit verströmt die Musik des früh verstorbenen Benjamin Godard – jedenfalls, wenn sie so beschwingt gespielt wird wie vom Münchner Rundfunkorchester unter David Reiland. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts komponiert Godard in der Tradition von Mendelssohn und Schumann, wie die Zweite Symphonie nach allen Regeln der Kunst beweist. Godard verfeinert seine Musik aber um die raffinierten Klangfarben der Jahrhundertwende. Den reichen Orchesterklang und den sehnsuchtsvollen Ton hat er von Berlioz.

Beste Unterhaltungsmusik

Im ersten seiner "Trois Morceaux", einem Trauermarsch, fängt Godard die weihevolle Aura französischer Kathedralen ein. Reiland und seine Musiker vermeiden in ihrer genau gearbeiteten Interpretation aber jeden Anflug von Kitsch. Das gilt auch für die "Symphonie gothique", die mit ihren Chorälen an Bach erinnert. Gothisch im Sinn von mittelalterlich ist diese Symphonie kaum. Sie ist auch keine klassische Symphonie, sondern eine fünfsätzige Suite im alten Stil. Das ist beste Unterhaltungsmusik, die mit graziösen Tanzschritten aus höfischer Zeit Laune macht.

Hohe Klangkultur

Mit Eleganz und Feingefühl nähern sich David Reiland und das Münchner Rundfunkorchester dieser Spielart der französischen Romantik. Der junge belgische Dirigent lässt durch fein ausgehörte Details, präzise Artikulation und federnde Energie aufhorchen. Und das Münchner Rundfunkorchester vereint hohe Streicherkultur mit pfiffigen Holzbläser-Soli.

Zwischen Kunst und Salon

Godards entzückende Melodien reißen mit, auch wenn einem manche Wendungen trivial vorkommen. Benjamin Godard – ein Komponist zwischen Kunstanspruch und Salon. Das Verdienst dieser Ersteinspielungen besteht auch darin, die sentimentalen Klippen seiner Musik gekonnt zu umgehen. Für solche Repertoire-Entdeckungen sind die Rundfunkorchester da – hier werden diese Fundstücke auch noch charmant serviert!

Benjamin Godard: Orchesterwerke

Symphonie Nr. 2 B-Dur, op. 57
Trois Morceaux, op. 51
Symphonie gothique, op. 23
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: David Reiland
Label: cpo

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