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CD - Jean-Philipp Rameau Naïs - eine Friedensoper

Die Kunst der Kontraste bescheinigte Jean-Jacques Rousseau dem Komponisten Jean-Philippe Rameau. Der ungarische Dirigent György Vashegyi schöpft diesen Kontrastreichtum in seiner Gesamteinspielung der Oper "Naïs" gekonnt aus.

CD-Cover: Jean-Philipp Rameau - Naïs | Bildquelle: © Glossa

Bildquelle: © Glossa

Der CD-Tipp zum Nachhören

Kürzlich gab es wieder nach langen Verhandlungen und Drohgebärden einen Tarifabschluss. Anschließend das übliche Ritual: Jede Seite stellte sich gegenüber seiner Anhängerschaft als Gewinner dar. Ähnlich war es 1748 nach dem Frieden von Aachen, mit dem der Österreichische Erbfolgekrieg endete. Die beteiligten Herrscher in England, Frankreich, Österreich und Preußen ließen sich als Sieger feiern, egal was sie gewonnen oder verloren hatten. Immerhin verdanken wir diesem Umstand eines der populärsten Werke der Barockmusik: Händels Feuerwerksmusik. - Und die Oper "Naïs" von Jean-Philippe Rameau, denn auch der französische König Ludwig der XV. hielt Jubelfeiern ab in einer Pracht, als ob er die Welt erobert hätte.

Friedensoper

"Naïs" - die Oper für den Frieden, wie es im Untertitel heißt - ist jetzt in einer neuen Gesamteinspielung erschienen mit zwei hierzulande wenig bekannten, aber herausragenden ungarischen Ensembles, dem Purcell Choir und dem Orfeo Orchestra unter der Leitung von György Vashegyi. Die Titelrolle singt Chantal Santon-Jeffery, zu den weiteren Solisten zählen unter anderem Reinoud van Mechelen, Florian Sempey und Thomas Dolié.

Extreme

Schon in der Ouvertüre zeigt sich Rameau als Komponist, dem an überraschenden und überrumpelnden Einfällen in dieser Zeit nur Carl Philipp Emanuel Bach nahekommt. Die Harmonik läuft gerade in den expressivsten Passagen gerne mal im Zick-Zack, die Rhythmik bringt jedes gleichmäßige Metrum aus dem Takt; Spannung, Ausdruck, Klangfarben - alles wird bis in die Extreme ausgereizt.

Virtous und Lyrisch

Die Gesangsstimmen verlangen den Solisten alles ab, vom starken Affekt über die virtuose Koloratur bis zum Lyrischen. Dieses Spektrum beherrschen die Sänger der neuen Gesamteinspielung mit Bravour, und György Vashegyi zeigt mit dem Purcell Choir und dem Orfeo Orchestra, was selbst Rameaus schärfster Kritiker Jean-Jacques Rousseau einst zugeben musste: "Niemand hat besser die Kunst der Kontraste verstanden."

Jean-Philippe Rameau: "Naïs"

Chantal Santon-Jeffery, Reinoud van Mechelen, Florian Sempey, Thomas Dolié
Purcell Choir, Orfeo Orchestra
Leitung: György Vashegyi
Label: Glossa

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. April 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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