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CD – Toumamian Mek "Music from Armenia"

Kammermusik aus Armenien, dem kleinen Land am Südhang des Kaukasus mit seiner großartigen Musikkultur, die bis ins 5. Jahrhundert zurückreicht. Auf seinem Album hat das Streichquartett Toumanian Mek Repertoire aus der armenischen Heimat seines Primgeigers David Haroutunian ausgewählt. Musik aus vier Jahrhunderten, größtenteils neu arrangiert für Streichquartett. Vom Sänger-Barden Sayat- Nova aus dem 18. Jahrhundert bis zu Armeniens wohl bekanntestem Komponisten Aram Khachaturian.

CD-Cover: Toumamian Mek – "Music from Armenia" | Bildquelle: NoMadMusic

Bildquelle: NoMadMusic

Der CD-Tipp zum Anhören

Die armenische Musik ist die Stimme des armenischen Volkes, ein Ruf aus dem Grund seiner Seele, heißt es. Jahrtausende überdauert haben die alten Volksweisen als klingender Beweis für die einzigartige Identität dieses Volkes, das in seiner wechselvollen Geschichte verschiedene Machthaber und den Völkermord im osmanischen Reich 1915 erlebt und durchlitten hat. Es war der Komponist und Priester Komitas, der Anfang des 20. Jahrhunderts die bisher nur mündlich überlieferten Lieder der Bauern auf seinen vielen Reisen von Dorf zu Dorf sammelte und festhielt.

Warmer und weicher Streicherklang

Bewahrt hat Komitas auf seinen Streifzügen durch das Land Armenien nicht weniger als die Seele des Volkes, so wurde er zum Vater der armenischen Musik. Auch in den Arrangements für Streichquartett hat sich die Reinheit der durch Komitas überlieferten Miniaturen erhalten. Warm und weich ist der Streicherklang des Ensembles "Toumanian Mek", erstaunlich satt und opulent, wenn man bedenkt, dass hier gerade einmal vier Musiker agieren. Neben Primgeiger David Haroutunian sind es Kolleginnen und Kollegen aus Pariser Orchestern von der Opéra oder von Radio France: Clara Jaszczyszyn, 2. Violine, Etienne Tavitian, Bratsche und Jennifer Hardy, Violoncello

Ein Stück schöner als das andere

Aus der großen Fülle von Komitas’ Liedern, Tänzen und Miniaturen hat Toumanian Mek vierzehn Stück ausgewählt: mal kraftvoll-energetisch, frech und witzig oder ätherisch-fragil, in jedem Fall ist ein Stück schöner als das andere. Man kann sich völlig verlieren in dieser poetischen Welt tief berührender Klänge, die Jahrhunderte überdauert haben und die Zeit zum Stillstand bringen.

Emotion und Hingabe

Es gibt auch eine Huldigung an den 1712 geborenen Sayat-Nova, einen der berühmtesten Sänger-Barden Armeniens im 18. Jahrhundert. Sayat-Nova war ein Aschuge, ein wandernder Dichter im Kaukasus, das Gedächtnis und Gewissen des Volkes. Aschuge bedeutet "der leidenschaftlich Liebende". Voller tiefer Emotion und Hingabe ist auch die Interpretation mit einem großen Barden unserer Zeit als Gast: dem armenischen Sänger Dan Gharibian, bekannt auch durch die Mitwirkung in Filmen wie Sally Potters "Der Mann, der weinte".

Fesselnde Erweiterung des Repertoires

Dieses Album macht vertraut mit wenig bekannter Kammermusik aus einem Land an der Schnittstelle zwischen Asien und Europa. Und auch berühmtere Werke wie Aram Khachaturians Ballette "Spartacus" oder "Gayaneh" bestechen in modernen Arrangements. Eine wunderbare Begegnung mit Armenien, dem Land der Berge und des Lichts, und seiner reichen Musiktradition. Und nicht zuletzt eine fesselnde Erweiterung des Streichquartett-Repertoires mit Suchtpotential: hoffentlich folgt bald eine Fortsetzung!

Toumamian Mek – "Music from Armenia"

Musik von Komitas, Sayat-Nova, Gusan Sheram, Ruben Altunyan und Aram Chatschaturjan

Streichquartett Toumamian Mek
Als Gast: Dan Gharibian (Gesang)

Label: NoMadMusic

Sendung: "Leporello" am 18. November 2019, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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