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CD - Vivaldi für Teufelsgeiger Il Grosso Mogul

So rau und so modern hat man den Venezianer Antonio Vivaldi noch nicht gehört. Von wegen barocker Wohlklang. Die Spanierin Lina Tur Bonet entpuppt sich als wahre Teufelsgeigerin. Sie spielt Vivaldis Violinkonzert "Il Grosso Mogul" mit Rockstar-Attitüde. Ganz großes Kino.

CD-Cover: Antonio Vivaldi - Il Grosso Mogul | Bildquelle: © Pan Classics

Bildquelle: © Pan Classics

Der CD-Tipp zum Nachhören

Der erste wahre Teufelsgeiger, der seinen Zuschauern ob seiner rasanten Künste mit flinkem Bogen und noch flinkeren Fingern schier den Atem raubte, war nicht Niccolo Paganini. Es war auch nicht sein Vorgänger Pietro Locatelli, der mit seinen kniffligen Capricen und Teufelstrillern, Paganini erst zu seinem Sportgeigertum inspirierte. Es war der große Venezianer Antonio Vivaldi. Als Impresario des Teatro San Angelo peppte er mittelmäßige Opern seiner Kollegen mit temperamentvollen und hochvirtuosen Violinkonzerten aus eigener Hand auf. Diese Auftritte Vivaldis rissen die Zeitgenossen hin. Sie schwärmten von Vivaldis unvergleichlichem Spiel, seiner Zaubergeige und seinem Hexenbogen.

Funkelnde Schmuckstück

Am überragendsten ist da Vivaldis Violinkonzert mit dem Beinamen "Il Grosso Mogul". Dieses funkelnde Schmuckstück reinen Virtuosentums, das nach einem berühmten, 280-karätigen Diamanten benannt wurde, ist in verschiedenen Fassungen überliefert. Jetzt haben die spanische Geigerin Lina Tur Bonet und ihr Ensemble Musica Alchemica erstmals die sportlichste aller zehn von Vivaldi überlieferten Versionen eingespielt. Allein die Kadenz des dritten Satz dauert über fünf nervenzerreißende Minuten.

Teufelsgeigerin Lina Tur Bonet

Lina Tur Bonet entpuppt sich dabei wirklich als wahre Teufelsgeigerin. So ruppig, so rockig und so rau hat man dieses Vivaldi-Konzert wohl noch nie gehört. Fast klingt es wie eine zeitgenössische Komposition. Und Lina Tur Bonet, die schon mit Sonateneinspielungen von Biber, Corelli und Jacquet de La Guerre viel von sich reden machte, entlockt ihrer Amati-Geige Töne wie einst Jimi Hendrix seiner E-Gitarre.

Brodeln unter der Oberfläche

Dagegen kommen Vivaldis Grazer Violinsonaten, die er im Geiste Corellis verfasst hat, klassischer daher. Doch auch hier zeigt Lina Tur Bonet das Brodeln unter der Oberfläche. Etwa in der virtuosen Gigue der 1. Sonate. Oder in der labyrinthischen Allemanda der 5. Sonate. Oder im capricciohaften kontrastreichen Finale der 2. Sonate. Wer Vivaldi fernab des barocken Mainstreamwohlfühlklangs hören will, der ist hier goldrichtig. Hier gibt's was auf die Ohren. Ganz großes Kino.

Antonio Vivaldi: Il Grosso Mogul - Violinkonzerte und Violinsonaten

Lina Tur Bonet (Violine)
Musica Alchemica
Label: Panclassics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. November 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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