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Jazzalbum des Monats – Omar Sosa: An East African Journey Ein tönendes Reisetagebuch

World-Jazz spielt der afro-kubanische Pianist Omar Sosa, der 1993 seine Heimat verlassen hat und inzwischen in Barcelona lebt. Afrikanische Musiktraditionen inspirieren ihn seit jeher. Auf seinem 33. Album kombiniert er Musik von acht ostafrikanischen Musikern mit seinem Spiel.

CD-Cover Omar Sosa | Bildquelle: Ota Records

Bildquelle: Ota Records

Jazzalbum des Monats

Omar Sosa: "An East African Journey"

Im Jahr 2009 wurde Omar Sosa mit seinem Afreecanos Trio, unterstützt vom französischen Kulturministerium, auf eine Tournee durch Ostafrika geschickt. Dort spielte er nicht nur Konzerte, sondern traf sich auch mit traditionellen Musikern. Noch vor Ort ließ er einige ihrer Stücke aufnehmen, um sie später noch mit seinem eigenen Spiel und dem des französischen Bassisten und Keyboarders Christophe Minck und des englischen Schlagzeugers Steven Argüelles zu kombinieren. Es wurde ein Langzeitprojekt daraus. Jetzt aber hat er auf dem Album "An East African Journey" dreizehn Titel mit Musikern aus sieben Ländern veröffentlicht.

Die afrikanischen Wurzeln der Minimal Music

Der rhythmische und harmonische Aufbau und die Stilistik variieren deutlich. Da ist Musik, die Ruhe ausstrahlt, berührende Tiefe entwickelt und mit ungewohnten Skalen und Klängen fasziniert, wie sie zum Beispiel Monja Mahafay von der Insel Madagaskar, auf der Marovany, einer Art Zither, oder der Lokanga, einer dreisatigen Violine, spielt. An anderer Stelle auf dem Album wird – verstärkt durch Omar Sosas klingende Applikationen – deutlich, wie sehr afrikanische Rhythmusstrukturen und Melodien Fundament sind für viele europäisch-nordamerikanische Musikgenres: Rock zum Beispiel, aber auch die Minimal Music eines Steve Reich als Vorläufer des Techno. Solche ganz spielerisch gewonnenen Erkenntnisse – beim unwillkürlichen Tanzen zur Musik des Sängers und Lyraspielers Olith Ratego aus Kenia – sind Teil des bereichernden Potenzials, das dieses Album für Musikinteressierte parat hält.

Lohnenswerte Instrumentenkunde

In den klitzeklein geschriebenen, aber dafür sehr umfangreichen Linernotes des Albums "An East African Journey" findet man Informationen über die acht darauf vorgestellten Musiker und ihre Instrumente, über die Sprachen, in denen gesungen wird, und den Textgehalt der Stücke. So kommt Lust auf, selbst weiter zu forschen und heraus zu finden, wie etwa die Lyra namens Nyatiti aus Kenia oder ihre äthiopische Schwester Krar aussehen und gespielt werden. Und andere Instrumente wie ein Kalumbu, ein Adingo, eine Valiha oder ein Umuduri. Entdeckungen zuhauf finden sich dazu im weltweiten Netz, das auch der Weltmusik -ihren Stars und lokalen Größen – zu Gute kommt.

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'Tsiaro Tsara' live, by Omar Sosa & Rajery, from the album 'An East African Journey' | Bildquelle: OmarSosaMusic (via YouTube)

'Tsiaro Tsara' live, by Omar Sosa & Rajery, from the album 'An East African Journey'

Fernweh und Nähe zum weit Entfernten

Mit seinen europäischen Musikerfreunden setzt der Kubaner Omar Sosa die musikalische Vielfalt und unterschiedlichen Charakteristiken aus Madagaskar, Mauritius, Kenia, Äthiopien, Burundi, Sambia und dem Sudan in eine, alles wunderbar verbindende Klanglichkeit. Und das mit ebenso sparsamen wie effektvollen Akzenten. Ein edler Einband ist das für ein tönendes Reisetagebuch, das Fernweh und zugleich ein deutliches Gefühl der Nähe zum an sich weit Entfernten hervorruft. Auch das schafft sie: die Kraft der Musik.

Infos zur CD

Omar Sosa: "An East African Journey"

Omar Sosa – Piano, Perkussion, Gesang, Kalimba
Rajery – Valiha, Gesang
Olith Ratego – Nyatiti, Gesang
Dafaalla Elhag Ali – Tambur
Monja Mahafay – Marovany, Lokanga, Gesang
Seleshe Damessae – Krar, Gesang
Steven Sogo – Umuduri, Gesang
Abel Ntalasha – Kalumbu, Gesang
Menwar – Ravanne
Steve Argüelles – Schlagzeug, Perkussion
Christophe Minck – Kontrabass, Synthesizer
Mola Sylla – Backing Vocals
Childo Tomas – Backing Vocals
Patrick Destandeau – Backing Vocals

Label: Skip Records, LC 10482
VÖ: 5. März 2021

Sendung: "Leporello" am 9. März 2021 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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