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Album der Woche – Raphaela Gromes: "Femmes" Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Die Cellistin Raphaela Gromes hat ein Programm mit 23 Komponistinnen quer durch die Musikgeschichte zusammengestellt. "Femmes" lautet der Titel. Dabei sind natürlich Fanny Hensel und Clara Schumann – aber auch weniger bekannte Künsterinnen wie zum Beispiel Laura Netzel oder Luise Adolpha Le Beau. Sogar für Fans der Alten Musik ist etwas dabei.

CD-Cover: Raphaela Gromes – "Femmes" | Bildquelle: Sony Classical

Bildquelle: Sony Classical

Den CD-Tipp anhören

Ins Netz gegangen bin ich als bekennender Alte-Musik-Nerd wegen der alten Stücke, die Raphaela Gromes ins Repertoire genommen hat: Opener sind nämlich Hildegard von Bingen und Maria Antonia Walpurgis von Bayern. Und ich wurde nicht enttäuscht. Hildegard auf dem Cello, warum nicht? Und was das Stück der Barock-Prinzessin angeht, so bringt diese Einspielung genau die Frische, die anderen Aufnahmen oft fehlt. Blumen gehen raus an die Festival Strings Lucerne, die dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.

Drei Herren sind auch dabei

Raphaela Gromes singt mit ihrem Cello: Alles fließt, alles ist in Bewegung. Sehr überzeugend funktioniert ihr wunderbar warmer Alto bei Didos Lamento von Henry Purcell. Ja, richtig gehört: mit Purcell, Bizet und Mozart haben sich auch drei Herren auf die CD geschlichen. Für deren Eintrittskarte sorgen die von ihnen vertonten Damen: Dido, Carmen und die Susanna aus "Figaros Hochzeit". Den Mozart hätte ich nicht dringend gebraucht, dasselbe gilt für die "Carmen-Fantasie". Von Victoria Yagling hätte ich dagegen gerne mehr gehört. Die Komponistin – sie lebte bis 2011 – ist mit einem Satz aus Ihrer Cello-Suite vertreten. Vielleicht ist ja auch Raphaela Gromes auf den Geschmack gekommen und wir hören sie bald mit einem von Yaglings Cello-Konzerten?

Kurz und bündig

Dieses Album hat gefehlt, weil …
… viel zu wenig Musik von Komponistinnen bislang eingespielt wurde.

Dieses Album führt bei Überdosis zu …
… musikalisch motivierten feministischen Anwandlungen.

Dieses Album lohnt sich, weil …
… das alles nicht mehr so wichtig ist, wenn Raphaela Gromes auf ihrem Cello zu singen beginnt.

Vielfältiges Repertoire bis zum Popsong

Clara Schumann und Fanny Hensel fehlen natürlich nicht, auch Germaine Tailleferre und die Boulanger-Schwestern sind vertreten. Das Repertoire reicht außerdem satt in die Gegenwart herein, mit Filmmusik und einem Popsong-Arrangement. Auch eine Weltersteinspielung gibt es zu entdecken: "Tre momenti for Cello and String Orchestra" von Matilde Capuis, die 2017 im biblischen Alter von 104 Jahren verstarb.

Kluge Dramaturgie

Mit ihrem unaufgeregten und dabei doch innigen Ton, wenn es sein muss auch mal zupackend, wird Raphaela Gromes dem abwechslungsreichen Programm voll gerecht. So viele Klangfarben, so viele Genres und so viel unbekannte Musik gibt es hier zu entdecken! Dank einer klugen Dramaturgie gerät das Doppel-Album trotzdem nicht zum bloßen Rundumschlag. Letztlich ist die bunte Musikauswahl Teil der Mission: Frauen aller Epochen der Musikgeschichte gehören endlich öfter aufgeführt und eingespielt! Clara Schumann oder Nadia Boulanger können da Türöffner sein für unbekanntere Kolleginnen wie zum Beispiel Laura Netzel oder Luise Adolpha Le Beau. Auf diesem Album funktioniert das bestens und musikalisch erfüllend. Wer das Album "Femmes" als Quoten-CD abtut, der hat es nicht gehört.

Infos zur CD

Raphaela Gromes – "Femmes"

Musik von Komponistinnen aus Mittelalter, Barock, Romantik und Moderne

Raphaela Gromes (Violoncello)
Julian Riem (Klavier)
Festival Strings Lucerne
Leitung: Daniel Dodds

Label: Sony Classical

Sendung: "Piazza" am 11. Februar 2023 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Samstag, 11.Februar, 16:31 Uhr

Beate Schwärzler

Cello & Klavier

Danke, d i e s e CD habe ich schon, geschenkt bekommen, und bin noch am Entdecken.
"Femmes" von und mit Raphaelea Gromes und Julian Riem - ganz sicher ein Gewinn.

Samstag, 11.Februar, 12:47 Uhr

Nina

Was fehlt

Ich höre Ihre Empfehlungen immer sehr gern und lese sie auch oft nach. Was mir fehlt, ist die Angabe, was das jeweilige Album kostet.

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