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Filmtipp "Ein letzter Tango" Getanzt, geliebt, gehasst, getrennt

Der Tango zerstörte ihr Eheglück und doch blieben sie Jahrzehnte als künstlerisches Vorzeigepaar zusammen: Maria Nieves und Juan Carlos Copes. Ihre schicksalhafte Geschichte erzählt Regisseur German Kral in dem Film "Ein letzter Tango", der heute in den Kinos anläuft.

Tanzpaar | Bildquelle: Alpenrepublik

Bildquelle: Alpenrepublik

Die Geschichte von Maria Nieves und ihrem Tanzpartner Juan Carlos Copes beginnt in den 50er Jahren im Club Atlanta von Buenos Aires. Er, ein stolzer 17-jähriger Macho, entdeckt sie als 14-jähriges talentiertes Mädchen. Sie verlieben sich, heiraten und werden zum Traumpaar der Tango-Szene. Davon erzählt German Krals Film "Un tango mas", der die beiden über 80-jährigen Protagonisten, die sich vor Jahren getrennt haben, noch einmal zusammenbringt und an die Orte ihres Erfolges führt. In historischen Aufnahmen und nachgestellten Tanzszenen zeigt Kral, wie das Paar verhängnisvoll scheitert, weil der Tango durch seine körperliche Nähe und Direktheit zu anderen Tanzpartnern gnadenlos die partnerschaftlichen Ehe- und Moralvorstellungen in Frage stellt.

Sie dachte, ich gehöre ihr. Aber es war genau umgekehrt: Sie gehörte mir.
Juan Carlos Copes
Szenenbild aus "Ein letzter Tango" von German Kral mit Musik von Gerd Baumann und Wim Wenders als Executive Producer | Bildquelle: © Alpenrepublik

Bildquelle: © Alpenrepublik

Raffinesse und Tiefsinn

Juan Carlos Copes geht, um sich Ärger zu ersparen, ohne seine Frau mit der Compagnie auf Tour nach Amerika. Von dort kehrt er reumütig zurück. Sie ist doch die Beste. Und sie, die den Glamour vermisst hat, tanzt wieder mit ihm. Aber es ist für sie nur noch Profession, keine Liebe mehr. Am Ende, da sind sie privat längst geschieden, werden es 40 Jahre Tanzpartnerschaft sein, ohne dass sie jemals wieder an ihre Traumzeiten anknüpfen können. Warum tut sie sich das an, mit einem Mann zu tanzen, der sich schließlich mit einer anderen Frau den Lebenstraum von Familie und Kindern erfüllt, den sie gerne mit ihm gelebt hätte? Mit psychologischer Raffinesse und philosophischem Tiefsinn leuchtet Regisseur German Kral die Lebensläufe und Motive der beiden Tänzer aus und findet großartige Wahrheiten über das Leben und den Tanz.

Zuerst muss man lieben können, danach gehen können und am Ende gedankenlos gehen können.
...aus dem Tango 'Naranjo en flor'

Soundtrack von Gerd Baumann

Auch musikalisch ist Krals Film ein Erlebnis - mit Aufnahmen des legendären Sexteto Mayor. Es spielt alte Klassiker in modernen Arrangements, die der in München lebende Gitarrist und Komponist Luis Borda gesetzt hat. Daneben prägen elektronische Klänge des Komponisten Gerd Baumann den Film. "Un tango mas" ist ein großartiger Film, nicht nur für Tango-Aficionados: fein, tiefsinnig und von berührender Emoción. Und bis zum Ende bleibt der Zuschauer gespannt, ob das Wunder gelingt und das große Tango-Paar für einen letzten gemeinsamen Tanz vor der Kamera zusammenkommt.

"Ein letzter Tango"

Regie: German Kral
Musik: Gerd Baumann
Executive Producer: Wim Wenders

Filmstart: 7. April 2016

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