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Protest beim Berliner Staatsballett Tänzer lehnen Gespräch mit Sasha Waltz ab

Die Auseinandersetzung um die zukünftige Doppelspitze beim Berliner Staatsballett spitzt sich zu. Für Dienstag war ein Treffen mit dem designierten Intendanten-Team Sasha Waltz und Johannes Öhman geplant. Am Montag ließen die Tänzer das Treffen kurzerhand platzen.

Demonstration des Berliner Staatsballetts | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Ein direkter Dialog scheint unmöglich. Im Streit um die künftige Leitung des Berliner Staatsballetts haben die designierten Intendanten Sasha Waltz und Johannes Öhmann für einen offenen Dialog mit dem Ensemble geworben. Am Montag sagten Vertreter des Ballett-Ensembles das für Dienstag geplante Treffen mit Waltz und Öhman kurzerhand ab.

Die Kulturverwaltung habe verlangt, die Fragen der Tänzer 24 Stunden vor dem Treffen vorgelegt zu bekommen, teilten Sprecher des Staatsballetts mit. Zudem gebe es laut Verwaltung bisher noch kein Konzept für die geplante Doppelintendanz. Unter diesen Umständen sei ein Treffen sinnlos.

Vision: Klassisches Ballett und moderne Choreographien

Die Absage käme für sie überraschend, so Sasha Waltz und Johannes Öhman. Sie hätten bei dem Gespräch ihre "Zukunftsvision" für das Staatsballett ab der Spielzeit 2019/20 präsentieren wollen. Nachdem die Vertreter des Ballett-Ensembles abgesagt hatten, verfassten sie einen Brief an die Tänzer, in dem sie ihre ersten konzeptionellen Vorstellungen ab Sommer 2019 zusammenfassten.

 Sasha Waltz und Johannes Öhman sollen neue Intedanten des Staatsballetts Berlin werden | Bildquelle: picture-alliance/dpa Sasha Waltz und Johannes Öhman | Bildquelle: picture-alliance/dpa "Unter unserer Leitung werden 50 Prozent der Produktionen in der Form von klassischen Balletten (wie Dornröschen, Schwanensee, Giselle, Nussknacker u.a.) programmiert werden", heißt es in dem Schreiben an die Compagnie. Neben der Pflege des klassischen Erbes wollen Waltz und Öhman "gleichzeitig Neukreationen der besten heutigen Choreographen" erarbeiten. Das Staatsballett müsse einen Sprung in die Zukunft wagen, um eines der führenden Repertoire-Ensembles in Europa zu werden. Dieser Vision entspreche das vom Senat gewählte "Modell der Ko-Intendanz von Öhman/Waltz" mit geteilter Verantwortlichkeit und unterschiedlichen Kompetenzen.

Abschließend appellierten Waltz und Öhman in dem Brief an das Ballett-Ensemble: "Wir finden es bedauernswert, dass der aktuelle Ton, der aggressive Diskurs und die Verbreitung von Desinformation das Ansehen der Institution Staatsballett schädigt." Zugleich signalisierten Waltz und Öhman weiterhin ihre Offenheit für einen "konstruktiven Dialog".

Online-Petition gegen die Doppelspitze

Demonstration des Berliner Staatsballetts | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Die Tänzer des Berliner Staatsballetts lehnen die künftige Doppelspitze von Sasha Waltz und Johannes Öhman ab. Die Entscheidung für die Doppelspitze hatten der Regierende Bürgermeister Michael Müller und sein Kulturstaatssekretär Tim Renner (beide SPD) getroffen. Müller will auch nach den Protesten der Tänzer an seiner Entscheidung festhalten. Die Tänzer des Staatsballetts starteten unter anderem eine Online-Petition gegen die beiden designierten Co-Intendanten. Waltz sei als Vertreterin des modernen Tanztheaters für klassisches Ballett ungeeignet, so die Überzeugung der Tänzer.

Mehr als 6.200 Unterstützer haben die Petition "Rettet das Staatsballett!" bereits unterschrieben. Darin betont das Ballett-Ensemble seine "über 100-jährige Tradition", die es nun gefährdet sieht. Die Tänzer vergleichen die Ernennung von Sasha Waltz zur neuen Co-Intendantin mit der eines Tennistrainers zu einem Fußballtrainer. Sie fordern anstelle der geplanten Doppelspitze einen Generalintendanten: "Es soll ein einziger Kandidat mit einer klaren künstlerischen Vision und mit den erforderlichen Erfahrungen gefunden werden, um die Compagnie richtungsführend zu konsolidieren."

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