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Berufsfachschule für Musik Altötting Ehemalige kämpfen für den Nachwuchs

Seit der Pandemie sind die Anmeldezahlen für Musik-Berufsfachschulen in Bayern rückläufig. In Altötting wollen Ehemalige jetzt jungen Menschen Mut machen, sich anzumelden.

Harfenunterricht in der Berufsfachschule für Musik Altötting | Bildquelle: Laila Heyne

Bildquelle: Laila Heyne

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Die Max-Keller-Schule ist in Altötting eine Institution. Seit 1978 gibt es die Berufsfachschule für Musik am Kapellplatz. Die Ausbildungsfächer: Klassik, Kirchenmusik und Volksmusik. Die Schülerinen und Schüler lernen hier in den zwei Jahren, die die Ausbildungszeit in der Regel dauert, auch Tonsatz, Gehör und Stimmbildung, Chorleitung und Musikgeschichte. Auch ein drittes Ausbildungsjahr ist möglich, für eine Zusatzqualifikation. Mit dem "Pädagogischen Ausbildungsjahr" können die Absolventen später an Musikschulen unterrichten. Hier gehören außerdem Musikpädagogik, Methodik, Didaktik und Unterrichtspraxis zum Lehrplan.

Wegen Corona freie Plätze an der Berufsfachschule für Musik Altötting

Gruppenunterricht in der Berufsfachschule für Musik Altötting | Bildquelle: Laila Heyne Unterricht in der Berufsfachschule für Musik Altötting. Die Klasse befindet sich im "Pädagogischen Aufbaujahr". | Bildquelle: Laila Heyne Die Schule gehört seit über 40 Jahren zu Altötting dazu. Doch gerade hat die eigentlich längst etablierte Ausbildungsstätte mit geringen Bewerberzahlen zu kämpfen. "Die jungen Musikschaffenden trauen sich in diesen Zeiten gerade weniger, auf die Musik zu setzen", sagt Schulleiter Anselm Ebner, der fast von Anfang an zum Schulteam gehört und den Großteil seines Lebens hier verbracht hat. 1994 bis 2018 war er Schulleiter, im Moment wurde er aus der Rente reaktiviert. Seiner jahrzehntelangen Erfahrung nach war die Schule immer voll. Doch seit Corona habe sich das geändert.

Vor Corona waren an der BfM in Altötting alle 55 Plätze belegt. In diesem Jahr sind es nur noch 36 Schülerinnen und Schüler. Dabei ist die BfM auch Kulturveranstalter in der Region, veranstaltet dazu regelmäßig ihre eigenen "Dienstagskonzerte". Die Schule sieht sich außerdem als "großer Bruder" der Musikschaffenden, sagt Anselm Ebner. Man unterstützt Chöre und Eltern, die Unterricht für ihre Kinder suchen. Die größte Werbung jedoch ist die wohlklingende, täglich herausströmende Musik aus den vielen Fenstern des imposanten Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert, direkt am Kapellplatz.

Ehemalige verdanken der Max-Keller-Schule viel

Gitarrist Reimund Fandrey und Sängerin Christa Schneider wollen als Ehemalige den Musikschaffenden Mut machen, auf die Musik zu setzen. | Bildquelle: Laila Heyne Gitarrist Reimund Fandrey und Sängerin Christa Schneider wollen als Ehemalige jungen Menschen Mut machen, auf die Musik zu setzen. | Bildquelle: Laila Heyne Zu den vielen Absolvent:innen der Berufsfachschule für Musik Altötting, die heute auf den kleinen und großen Bühnen unterwegs sind, gehört auch Christa Schneider. Die Sängerin war von 1983 bis 1985 Schülerin der Max-Keller-Schule. Danach studierte sie an der Hochschule für Musik in München. Seit 34 Jahren arbeitet sie am Staatstheater am Gärtnerplatz in München, sie hat dort eine feste Stelle als Opernchorsängerin. Ohne die Altöttinger Berufsfachschule wäre sie nie Profisängerin geworden, sagt Schneider. Es ginge bei der Ausbildung auch um das Schärfen des eigenen Körpergefühls und um Persönlichkeitsbildung.

Die Dienstälteste der Schule ist die Lehrkraft Sabine Schütz, genauso wie die Schule ist sie eine Institution. Die BfM ist ihre Heimat, sagt sie. Ihrer Meinung nach könne man in der Kunst immer verdienen, weil sie so viele Möglichkeiten biete. Man könne etwa Privat- oder Einzelunterricht geben, in einen Chor gehen oder ein Ensemble gründen. "Als Musiker wird man nie verhungern", sagt Schütz.

Gitarrist Reimund Fandrey war 17 Jahre alt, als er in den 1980er-Jahren Schüler der Max-Keller-Schule wurde. Sabine Schütz hat ihn damals motiviert, sich für die Aufnahmeprüfung anzumelden. Später studierte Reimund Fandrey Klassische Gitarre am Mozarteum Salzburg. Bis heute ist die Musik sein Leben, er unterrichtet mittlerweile auch selbst und tourt mit seinem Gypsy-Swing und Chansons-Ensemble "Fandrey & Schönlinner".

"Alte Hasen" veranstalten Live-Abend, um dem Nachwuchs Mut zu machen

Fandrey und andere Ehemalige veranstalten jetzt einen Live-Abend, um denen Mut zu machen, die sich gerade nicht trauen, beruflich ganz auf die Musik zu setzen. "Macht einfach das, was ihr liebt und vertraut einfach auf euch", so Fanrey. Die Schule sei ein großer Kreisverkehr, mit tausend Abfahrten.

Er und andere "Alten Hasen", wie sie sich selber nennen, zeigen am 12. November live, was aus ihnen geworden ist. Unter dem Motto "Eine Liebeserklärung ehemaliger Schülerinnen und Schüler der 1980er und 1990er an ihre BfM". Ein Live-Abend mit viel Musik und kleinen Anekdoten. Ab 20:00 Uhr im "Kultur und Kongress Forum" in Altötting.

Sendung: "Allegro" am 11. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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