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Zamirchor in Bayreuth Wunden heilen durch Gesang

Chorwerke auf Hebräisch, geplante Konzerttournee nach Israel: Der Zamirchor möchte zur Völkerverständigung und Versöhnung beitragen. Über ein außergewöhnliches Projekt in Bayreuth.

Zamirchor | Bildquelle: Zamirchor

Bildquelle: Zamirchor

Ein Sonntagabend in Bayreuth. Aus einem umgebauten Fabrikgebäude sind Sprechübungen zu hören. Dort befindet sich allerdings keine Sprachschule – sondern der Probenraum des Zamirchors. Ausspracheübungen gehören zu den Proben mit dazu, denn gesungen wird auf Hebräisch. "Diese hebräischen Texte waren mir erst fremd", erzählt ein Chormitglied. "Ich habe ein Jahr gehadert, ob ich nicht aufhöre, aber dann hat es mich gepackt."

Fasziniert von Chorwerken des israelischen Komponisten Isaak Tavior

Chorleiterin Barbara Baier hat das Vokalensemble gegründet. Der Anlass: Vor über 17 Jahren lernte die Opernsängerin und Gesangslehrerin den aus Israel stammenden Dirigenten und Komponisten Issak Tavior kennen. Sie war fasziniert von seinen Stücken und wollte seine Werke aufführen. Also probte sie mit ihren Schülerinnen und Schülern der Musikschule und lud Issak Tavior nach Deutschland ein. Nach anfänglichem Zögern kam er tatsächlich.

Erster Auftritt beim Holocaust-Gedenktag

"Dann hatten wir erstmals eine Veranstaltung in Bayreuth", erzählt Barbara Baier. Einen Holocaust-Gedenktag mit Juden und Christen, Israelis und Deutschen."Das war so positiv bewegend, man ist aufeinander zugegangen, da war uns klar: Das ist unser Weg", erinnert sich die Chorleiterin an diesen besonderen Moment zurück.

So entstand der Zamirchor, der mit den "Zamir-Sternchen" seit 10 Jahren auch einen Ableger mit jungen Sängerinnen hat. Zamir ist hebräisch und heißt übersetzt Nachtigall. Während der Probe sitzt Barbara Baier mit Jeans und rotem Pulli am Flügel. Sie gibt Einsätze, dirigiert und probt mit ihrem Chor Isaak Taviors neue Komposition "Psalm for Jerusalem". Das Stück wollen sie im kommenden Jahr gemeinsam mit ihrem Israelischen Freundschaftschor auf der Bühne singen.

Es ist für alle so eine Bereicherung, auch für die Israelis. Durch die Musik kommt man sich so nah.
Chorleiterin Barabar Baier

Der Chor will kulturell integrativ sein, zur Völkerverständigung beitragen. Und das geht besonders gut mit Musik, davon ist Barbara Baier überzeugt. "Es ist für alle so eine Bereicherung, auch für die Israelis. Durch die Musik kommt man sich so nah, wir singen das Gleiche und atmen gleichzeitig ein. Schon sind wir zusammen."

Verständigung durch gemeinsames Musizieren

Mit seinen rund 40 Mitgliedern ist der Zamirchor viel unterwegs. Im vergangen Jahr war er in Rom, davor in der Republik Moldau und im Januar will er nach Israel. Drei Konzerte mit dem dortigen Chor sind geplant. Dass das möglich ist, fasziniert auch Chormitglied Christian Bubenheim. "Es ist was ganz Anderes, wenn ich die Gelegenheit habe auf einmal israelische Musik zu singen, jüdische Freunde zu haben und Überlebende des Holocaust zu treffen und darüber zu sprechen, wie sie es heute empfinden. Das gibt mir immer Hoffnung, dass es möglich ist, Wunden zu heilen."

Aktuell probt der Zamichor für die anstehenden Benefiz-Weihnachtskonzerte. Gesungen wird dann nicht nur auf Hebräisch, sondern auch auf Englisch, Polnisch und Deutsch.

Sendung: "Allegro" am 9. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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