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Großes Blasorchester Höhenkirchen-Siegertsbrunn Wie Musik Generationenkonflikte überwindet

Das jüngste Mitglied ist 15, das älteste 87. Im Blasorchester Höhenkirchen-Siegertsbrunn treffen viele Generationen aufeinander - und unterschiedliche Lebenswelten. Wie es dem Ensemble trotzdem gelingt, konfliktfrei zu musizieren.

Großes Blasorchester Höhenkirchen-Siegertsbrunn | Bildquelle: Franziskus Büscher

Bildquelle: Franziskus Büscher

Es ist eng. Auf rund 40 Quadratmetern probt das Große Blasorchester Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Etwa einen Quadratmeter hat also jede Person noch für sich und das Instrument. Da rückt man zusammen.

Knapp 40 Jahre Altersunterschied und gut befreundet

So auch Jörg Zorenböhmer und Pia Katzorke. Seit einigen Monaten spielen sie gemeinsam am Pult der Saxofone. Knapp 40 Jahre trennen die beiden: Pia ist 18, Jörg 56. Trotzdem sind sie Freunde geworden. "Wenn man irgendwo eine Basis hat, auf der man sich zusammenfinden kann, kann zwischen jeder Altersgenerationen eine Freundschaft entstehen", findet Pia. "Letztendlich haben wir alle gegenüber der Blaskapelle die gleichen Verpflichtungen , wir haben alle ein gemeinsames Hobby."

"Wenn man eine gemeinsame Basis hat, kann zwischen jeder Altersgenerationen eine Freundschaft entstehen." Pia Katzorke, Saxofonistin

Pia und Jörg sitzen nicht nur am selben Pult, sie fahren auch gemeinsam aus dem Nachbarort zur Probe. Jörg macht es sich dabei auf dem Beifahrersitz bequem. "Pia ist jetzt 18 geworden, hat jetzt einen Führerschein", erklärt der Saxofonist. Vergangene Woche hat sie ihn zum ersten Mal mitgenommen.

Begegnung und Austausch der Generationen dank Orchesterproben

Klingt alles selbstverständlich, ist es aber nicht immer. Pia hat vor zwei Wochen ihr Studium begonnen und beschäftigt sich mit Molekularer Biotechnologie in Weihenstephan. Jörg arbeitet als Geschäftsführer in einem Dienstleistungsunternehmen bei Hohenbrunn. Ohne die Musik würden sich beide im Alltag nur ab und zu auf der Straße begegnen. Kein Ort, an dem man Missverständnisse mal eben ausräumt.

Ganz anders ist das in ihrer Blaskapelle. "Zur Blaskapelle gehört auch eine gewisse Verbindlichkeit", sagt Jörg. Doch er hat das Gefühl, dass die jüngere Generationen sich weniger verpflichtet fühlt, regelmäßig zu den Proben zu erscheinen. "Da habe ich Pia dann auch mal gefragt: 'Wie steht ihr jungen Leute denn dazu, dass man eine Verpflichtung hat und dieser auch nachkommt?' "

Kompromisse für Konflikte finden

Ja, diese Diskussion war schwierig, gibt Pia zu. Denn weit im Voraus zu planen und sich festzulegen, war sie nicht gewohnt. "Aber durch das Gespräch mit Jörg habe ich festgestellt: Ja, es ist ziemlich blöd, wenn Termine für Proben und Konzerte Monate im Voraus geplant werden müssen, aber viel zu viele Leute bei den Online-Abfragen ein 'Ich weiß noch nicht‘ angeklickt haben." Es sei wichtig, in der Blaskapelle solche Konfliktthemen anzusprechen. "So konnten wir dann Kompromisse finden, einfach weil wir festgestellt haben, wo überhaupt das Problem liegt."

2500 Ensembles sind im Bayerischen Blasmusikverband organisiert

Kompromisse, die durch die Musik möglich werden. Im Großen Blasorchester in Höhenkirchen-Siegertsbrunn kommen dafür wöchentlich gut 40 Musikerinnen und Musiker zusammen. Im Alter von 15 bis 87 Jahren. Es ist eines von 2500 Ensembles, die allein im Bayerischen Blasmusikverband organisiert sind. Und eines, das auch dank der gut gemischten Altersstrukturen die Corona-Zwangspause locker überstanden hat.  

Für Pia und Jörg war die Musik der Grund, warum sie sich so gut kennen gelernt haben. Inzwischen ist aber schon das nächste gemeinsame Hobby in Sicht: "Wir lieben es beide, zu kochen!", lacht Pia.

Sendung: "Leporello" am 10. November 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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