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10. November 1928 – Ennio Morricone wird geboren Soundtracks und Avantgarde

Rom, Trastevere, 10. November 1928. Der Komponist Ennio Morricone kommt zur Welt. Sein Vater ist Trompeter und erkennt früh die musikalische Begabung des Sohnes. Seine Grundschulzeit absolviert Ennio am katholischen "Salesianum" von Trastevere, wo der spätere Regisseur Sergio Leone eine Zeit lang sein Mitschüler ist. Bereits in den frühen Teenager-Jahren spielt Morricone zusammen mit seinem Vater in römischen Nachtclubs Trompete – zuerst für deutsche Wehrmacht-Soldaten, später für die amerikanischen GIs.

Komponist Ennio Morricone | Bildquelle: imago/photothek

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Der Beitrag zum Anhören

Die wie selbstverständliche Vertrautheit mit Jazz- und Unterhaltungsmusik begleitet Ennio Morricone auch während seines Musikstudiums an der Accademia di Santa Cecilia. Sein wichtigster Lehrer wird Goffredo Petrassi. "Petrassi war ein grandioser Komponist und Dirigent", erinnert sich Morricone. "Sehr wach und stark. Er zwang einem als Student nicht seine musikalischen Konzepte auf, sondern brachte einem seine kompositorischen Ideen näher, indem er seinen Studenten half, ihre eigene Richtung zu finden und nicht etwa zu Abbildern seiner selbst zu werden."

Schlager und Improvisation

Noch während seines Kompositionsstudiums bei Petrassi betätigt sich Ennio Morricone nebenbei als Schlagerkomponist und Arrangeur für Stars wie Mario Lanza, Charles Aznavour, Milva – oder die italienische Sängerin Mina, deren Titel "Se telefonando" 1966 sich wochenlang in den Hitcharts hält. Von alledem weiß sein Lehrer Petrassi freilich nichts. Und dann ist da noch Morricones Mitgliedschaft im Ensemble "Nuova Nonsonanza", einem von Franco Evangelisti gegründeten Improvisationsensemble, in dem Morricone als Trompeter mitwirkt. "Unsere Aufgabe in dieser Improvisationsgruppe war, gerade keine normalen Klänge auf unseren Instrumenten zu produzieren, sondern ziemlich ungewohnte Klänge."

Ennio Morricone dirigiert

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Morricone conducts Morricone: The Mission (Gabriel's Oboe) | Bildquelle: EuroArtsChannel (via YouTube)

Morricone conducts Morricone: The Mission (Gabriel's Oboe)

Vorläufer der Postmoderne

All diese Ansätze fließen schließlich ein in Morricones Filmkompositionen: der zu Herzen gehende Wohlklang Seite an Seite mit werbeartigen Motiv-Kürzeln, raffiniertem Kontrapunkt oder den seriellen Techniken der Avantgarde. Die menschliche Stimme nicht zu vergessen und die Musikalisierung von Geräuschen. Ennio Morricone: ein Komponist, der buchstäblich aus dem Vollen schöpft und die sogenannte "Postmoderne" um Jahre vorwegnimmt.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 10. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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