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Pianist Igor Levit Warum er Twitter verlässt

Kaum ein Klassik-Künstler nutzte Twitter so intensiv wie Igor Levit. Zu Beginn der Corona-Pandemie streamte er sogar jeden Abend Hauskonzerte über die Plattform - für Zehntausende Zuhörer. Doch nun will Levit seinen Twitter-Account endgültig löschen.

Igor Levit | Bildquelle: Robbie Lawrence

Bildquelle: Robbie Lawrence

"Ich war elf Jahre bei Twitter", so beginnt der Pianist seinen sechsteiligen Tweet, der sein letzter sein soll. "Es scheint unmöglich zu sein, alles aufzulisten, was ich hier gelernt und erfahren habe." Dazu zählt er Freundschaften zu Musikfans und Begegnungen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Er habe bei Twitter sowohl Hass als auch Solidarität gesehen. Er habe Fehler gemacht und aus Fehlern gelernt. "Ich habe mich auf tiefste Weise mit der Plattform identifiziert", schreibt Levit.

Elon Musks neue Twitter-Strategie schockt Igor Levit

Das sei jetzt vorbei. Igor Levit habe seine Entscheidung getroffen, "lange bevor Elon Musk Twitter übernommen und das Geschäftsmodell geändert" habe. "Die Schleusentore für Hatespeech zu öffnen, getarnt als freie Meinungsäußerung, kommt für mich nicht überraschend, aber ist dennoch ein Schock."

Igor Levits Klavier-Podcast bei BR-KLASSIK

Es war der bis dahin erfolgreichste Klassik-Podcast im deutschsprachigen Raum: Mit "32 x Beethoven" gelang Igor Levit und seinem Freund, dem Autor Anselm Cybinski, ein kleiner Coup. In der Folge-Staffel "Alles wird anders" widmet sich Igor Levit seiner musikalischen Lieblingsform: den Variationen. 

Levit hat seinen Account bereits mehrmals vorübergehend gelöscht

Igor Levit hat seinen Account in den vergangenen Jahren bereits mehrmals gelöscht, ist aber jedes Mal nach einigen Wochen wieder zu Twitter zurückgekehrt. Diesmal soll sein Schritt endgültig sein. Was nicht heißt, dass Igor Levit in den Sozialen Netzwerken allgemein nicht mehr aktiv sein will: "Man sieht sich auf anderen Plattformen, auf Konzerten, im Leben", schreibt der Pianist am Ende. Und schickt liebe Grüße "an (fast) alle".

Sendung: "Leporello" am 7. November 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (9)

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Mittwoch, 09.November, 13:23 Uhr

Wolfgang Haslacher

Selbstgerechtigkeit

Vermutlich ist es doch die Übernahme von Twitter durch Herrn Musk die Igor Levit jetzt wieder publikumswirksam tätig werden lässt.
Ich muss gestehen dass ich mich seit langem über die Arroganz und Selbstgefälligkeit dieses Menschen ärgere, der politisch anders Denkenden pauschal attestiert das "Menschsein verwirkt zu haben" und einen AfD Politiker als "widerwärtigen Drecksack" bezeichnet. Das ist zutiefst unmenschlich und Hate Speech und Spaltung in Reinkultur, also genau das was er so vehement anklagt. Mehr Doppelmoral geht nicht.

Mittwoch, 09.November, 12:27 Uhr

Barbara Lang

Levit

Wenn alle integeren Menschen öffentliche Plattformen verlassen, dann überlassen sie den medialen Raum den Schreihälsen! Was macht man als bürgerlicher Mensch, der den Diskurs liebt, aber nicht den Hass?

Mittwoch, 09.November, 09:22 Uhr

Wilhelm Dähn

Engagierte Kunst

Engagierte Kunst steht immer in der Gefahr der Rechthaberei. Sie begegnet dann dem Gegner mit jener selbstherrlichen Härte, die sie ihm zum Vorwurf macht. Das scheint auch bei Herrn Levit der Fall zu sein.
Er tut gut daran, sich von Twitter zurückzuziehen. Nicht, weil er als Pianist ein unpolitischer Mensch sein sollte, sondern weil er die Klaviatur besser beherrscht als die Tastatur und mehr Sinn für die musikalischen als für die gesellschaftlichen Zwischentöne mitbringt.

Dienstag, 08.November, 21:26 Uhr

Christian Bayer

Selbstreflexion

Jemand der "Schleusentore für Hatespeech" geöffnet sieht und die Verrohung der Sprache beklagt, selbst aber hochaggressiv und abwertend gegenüber politisch Andersdenkenden formuliert wie Levit, hat ein Problem mit der Selbstreflexion.
@Wilfried Schneider: Ich teile die Auffassung der Vorredner und zwar mit meinem Klarnamen.

Dienstag, 08.November, 17:26 Uhr

Ruedi F.

Auch...

..ich habe den Twitteraccount gelöscht.

Dienstag, 08.November, 17:03 Uhr

Ein Zensierter

OK Wilfried

Tut mir leid, dass ich dir jetzt nicht meiner Personalausweisnummer übermittele, damit du mich wegen "Hass" anzeigen kannst.

Ist immer wieder lustig, dass man einen Apparat für die gesellschaftliche Vernichtung Andersdenkender aufbauen ließ, und sich dann darüber ärgert, dass die "feigen" Andersdenkenden ihre abweichenden Meinungen "anonym" (echte Anonymität gibt es freilich im Netz eh nicht, wie man seit den Snowden/Greenwald-Enthüllungen eigentlich wissen sollte) äußern.

Zu dem "begnadetsten" Pianisten kann ich nur sagen: Das höre ich anders. Seine Beethoven-Aufnahmen sind einfach nur schwach und können den Witz von Beethoven nicht nachvollziehen (man vergleich mit dem etwa zeitgleichen Scherbakov!). Das ist nur seelenlos runtergespielt (und ich trenne eigentlich zwischen Mensch und Künstler, habe z.B. keine Probleme damit, die Schumann-Sinfonien mit Levine zu genießen).

Dienstag, 08.November, 09:57 Uhr

Wilfried Schneider

Igor Levit verlässt Twitter

Meine feigen anonymen Vorgifter sollten sich für ihren einem der begnadetsten Pianisten entgegengebrachten Hass zutiefst schämen! Pfui und nochmals pfui!

Montag, 07.November, 22:12 Uhr

Christian Z.

hoffentlich …

…kommt Igor Levit nicht auf Twitter zurück.
Ein Scharlatan und schlechter Mensch, der es versteht aus allem Nutzen zu schlagen und Aufmerksamkeit zu erhalten.So war er schon immer.
Manipulation ist sein großes Talent.

Montag, 07.November, 17:25 Uhr

Ein Zensierter

Selbstgerechtigkeit

Klar, man selbst will austeilen dürfen, bis der Arzt kommt. Der polische Gegner soll aber bitteschön zensiert werden. Denn diese sind die "Hassenden", der eigene Hass ist nur die gute, gerechte Sache.

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