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Sopranistin Golda Schultz "Ich fühle mich in Bayern willkommen"

Die südafrikanische Opernsängerin Golda Schultz erhält den diesjährigen Sonderpreis des Kulturpreises Bayern. Im BR-KLASSIK-Interview erzählt die Sopranistin, was ihr der Preis bedeutet und wofür sie sich mit ihrer Kunst einsetzt.

Golda Schultz | Bildquelle: © Dario Acosta

Bildquelle: © Dario Acosta

"Ich fühle mich in Bayern willkommen"

Interview mit Golda Schultz

BR-KLASSIK: Frau Schultz, herzlichen Glückwunsch zum Sonderpreis des Kulturpreises Bayern! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Golda Schultz: Der Preis ist eine große Ehre, ich bin total erstaunt und super glücklich! Dass ich als Südafrikanerin ein Teil der bayerischen Kultur sein darf, ist für mich so eine große Freude. Ich fühle mich eng verbunden mit Bayern, weil die Leute mir das Gefühl gegeben haben, dass ich willkommen bin. Dafür bin ich sehr dankbar. Und so einen Preis zu gekommen, ist dann wunderschön.

Verleihung des Bayerischen Kulturpreises 2022

Am Donnerstag, 10. November 2022, wird um 19:00 Uhr der Bayerische Kulturpreis in den Münchner Eisbach Studios verliehen. Sie können die Veranstaltung ab 19:00 Uhr im Live-Stream verfolgen. Die Auszeichnung der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger wird von Live-Auftritten verschiedener Künstlerinnen und Künstler begleitet.

BR-KLASSIK: Im Frühjahr ist Ihr Debütalbum "This Be Her Verse" erschienen – eine Koproduktion mit BR-KLASSIK. Darauf stellen Sie 18 Stücke von Komponistinnen vor, gemeinsam mit dem Pianisten Jonathan Ware. Wie schwer war es, ein Label für ein reines Komponistinnen-Album zu finden?

Golda Schultz: Es war nicht leicht. Wir haben am Anfang mit vielen Leuten lange Gespräche geführt. Jonathan Ware und ich waren total davon überzeugt, dass es ein gutes Programm ist. Aber das war noch vor dem Jahr 2020, vor Corona. Seitdem ist so viel in der Welt passiert. Ich denke da an die Frauen im Iran, an die Frauen in Afghanistan, an die Bewegung "Black Lives Matter". Irgendwie ist unser Programm ein Teil dieses Zeitgeists. Über die Welt der Frauen zu sprechen, ist sehr wichtig im Moment. Wir hatten großes Glück, dass BR-KLASSIK uns dann unsere erste Chance gegeben hat, unser Programm aufzunehmen und an die Öffentlichkeit zu bringen.

BR-KLASSIK: Sie haben gerade den Zeitgeist erwähnt. Seit 2014 sind Sie im Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Und in diesen Jahren hat sich ja gesellschaftlich unglaublich viel verändert: #Metoo, Black Lives Matter, die Pandemie, mehrere Kriege, damit verbunden Flucht und Vertreibung ... Hat sich durch all diese Ereignisse Ihr Blick auf die Oper und auf musikalische Werke verändert?

Golda Schultz | Bildquelle: Gregor Röhrig Es muss nicht immer eine laute Demo sein. Man kann auch die Kunst nutzen, um Kritik zu üben, findet die Opernsängerin Golda Schultz. | Bildquelle: Gregor Röhrig Golda Schultz: Einerseits: Ja, komplett. Und andererseits: Nein. Als Kind aus Südafrika ist mir klar, dass Revolution und Demonstration nicht immer laut und wütend sein müssen. Man kann auch die Kunst nutzen, um Kritik zu üben und mehr Solidarität in die Welt zu bringen. Es ist wichtig, dass wir als Künstler und Künstlerinnen uns kümmern in der Welt. Dass wir versuchen, mit unserer Kunst für das Publikum einen Ort aufzubauen, wo es ein bisschen zur Ruhe kommen kann. Manchmal ist Kunst auch Teil einer Revolution – denken wir an das Lied "Bella Ciao". Musik und Kunst können politisch sein. Und deshalb freue ich mich, dass ich mich in dieser schönen künstlerischen Art ausdrücken kann.

Über die Welt der Frauen zu sprechen, ist sehr wichtig im Moment.
Sopranistin Golda Schultz

BR-KLASSIK: Gibt es denn bestimmte Opernrollen, die Sie heute ganz anders sehen als noch vor zehn Jahren?

Golda Schultz: Ganz bestimmt. Die Rolle der Pamina aus der "Zauberflöte" sehe ich nicht mehr als feiges Mädchen, sondern als einen jungen Menschen in einer Welt, in der alles nur schwarz-weiß ist. Auf der einen Seite gibt es die Königin der Nacht und auf der anderen Sarastro. Beide haben einen bestimmten Blick auf die Welt. Pamina und Tamino sind junge Leute, die in dieser Welt aufwachsen müssen, die aber auch ihre eigenen Meinungen und eigenen Perspektiven aufbauen. Sie lernen, dass es eben nicht nur schwarz oder weiß gibt, sondern auch viel grau.

BR-KLASSIK: Kurzer Blick in die Zukunft: Sie treten momentan in Frankreich auf, demnächst in den USA, nächstes Jahr im Glyndebourne. Haben Sie auch jenseits von den Opernrollen wieder Pläne für so außergewöhnliche Projekte wie zum Beispiel Ihr Debütalbum?

Golda Schultz: Ja, wir sind schon jetzt bei der Planung für ein zweites Album. Da gibt's immer Ideen für Projekte. Die Frage ist, ob es Leute gibt, die mir bei meinen verrückten Ideen helfen möchten (lacht).

Sendung: "Allegro" am 10. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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