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Christina Pluhar im Interview Der Pop-Appeal des 17. Jahrhunderts

Was hat Alte Musik mit Popmusik zu tun? Und warum sprechen diese alten Klänge heute so viele Menschen an? Die Lautenistin Christina Pluhar vom Ensemble L'Arpeggiata spricht über ihre Faszination für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts.

Christina Pluhar | Bildquelle: © Marco Borggreve

Bildquelle: © Marco Borggreve

BR-KLASSIK: Wie bringt man Alte Musik ins Hier und Jetzt, in die heutige Erlebniswelt? Und warum spricht die Alte Musik so ein großes Publikum an?

Christina Pluhar: Das ist einfach eine wunderschöne und eine sehr menschliche Musik. Interessant ist dabei, dass sich die Pop- und Rockmusik an den Harmonien des Barock bedient. Und die klassische Musik ist mit Schönberg einfach ein bisschen aus den Fugen geraten. Deswegen glaube ich, dass die Leute eben sehr gerne die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts hören.

BR-KLASSIK: Seit 20 Jahren arbeiten Sie mit dem Countertenor Philippe Jaroussky zusammen. Was gefällt Ihnen an seiner Stimme?

Christina Pluhar: Ich kenne ihn sogar noch länger, fast 25 Jahre. Wir haben ganz jung beide zusammen in einer Opernproduktion mitgemacht, dirigiert von Jean-Claude Malgoire. Da war Philippe vielleicht 19 Jahre alt. Und einige Zeit später, nachdem ich meine Familie gegründet habe, habe ich ihn gefragt, ob er mal mit uns zusammenarbeiten möchte. Und seitdem haben wir unglaublich viel Spaß. Nicht nur, dass er eine wunderbare Stimme hat, sondern er ist einfach ein unglaublicher Künstler, dem ständig auch Neues einfällt und der Spaß daran hat, mit unseren Musikern zu arbeiten.

Frische durch Improvisation und Spontaneität

BR-KLASSIK: Sie haben viele erfolgreiche Alben herausgebracht, geben viele gemeinsame Konzerte, gelten als Dreamteam. Was hält Ihre Zusammenarbeit über all diese Jahre frisch?

Christina Pluhar: Die Spontaneität, die dann das Konzert mal ganz anders gestalten lässt und die Improvisationsfreude von allen Musikern, aber auch von Philippe, der sich daran inspiriert und mitmacht. So gleicht kein Konzert dem anderen.

BR-KLASSIK: Das heißt jetzt diese Konzerte, die Sie hier in Bayern geben, sind immer ein bisschen unterschiedlich. Gibt es da wirklich so improvisierte Momente?

Philippe Jaroussky | Bildquelle: © Parlophone Records Ltd Der Countertenor Philippe Jaroussky. | Bildquelle: © Parlophone Records Ltd Christina Pluhar: Es gibt fast nur improvisierte Momente. Wir haben Stücke ausgesucht, in denen wir improvisieren können. Und das wird man natürlich auch hören. Obwohl man, wenn man in beide Konzerte kommt, die Stücke natürlich schon wiedererkennen wird. Trotzdem wird es ein anderes Konzerterlebnis sein.

Diese Musik macht einfach unglaublich Spaß, und wir freuen uns sehr, sie dem deutschen Publikum auch näher zu bringen.
Christina Pluhar

BR-KLASSIK: In Ihren Konzerten geht es auch um Ihr neues Album "Passacalle de la folly". Das beschäftigt sich mit der Hofmusik des 17. Jahrhunderts aus Frankreich, komponiert von Peter Goodrow, Anton Bossi oder Michel Homberg. Hierzulande sind diese Komponisten eher unbekannt. Was kann man beim Hören dieser Musik entdecken?

Christina Pluhar: Es ist eine ganz wunderbare Musik, ein bisschen vergleichbar mit dem englischen Lautenlied. Allerdings wurde diese Musik einerseits am Hof gesungen, andererseits auch für die Ballets de Cour verwendet. Das waren Bälle, die in Frankreich sehr konkret gestaltet wurden, fast wie Theateraufführungen. Der Titel, "La Folly", die Verrücktheit, bezieht sich auf eine Figur, die da in einem dieser Bälle aufgetreten ist. Und das Stück ist wie viele andere Stücke auch in diesem Genre sehr temperamentvoll. Diese Musik macht einfach unglaublich Spaß, und wir freuen uns sehr, sie dem deutschen Publikum auch näher zu bringen.

Konzerttermine in Bayern von Christina Pluhar mit dem Ensemble L'Arpeggiata und Philippe Jaroussky

Sonntag, 2. April, Historischer Reitstadel, Neumarkt in der Oberpfalz
Dienstag, 4. April, Isarphilharmonie, München

Sendung: "Allegro" am 30. März ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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