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"Musica Antiqua" mit Dorothee Mields Wie küsste Familie Bach?

Intimes aus dem Hause Bach wird in der Konzertreihe "Musica Antiqua" ausgeplaudert: Sopranistin Dorothee Mields präsentiert in Nürnberg ein Programm rund ums Küssen. Wie erotisch ist die Musik der Bach-Familie?

Dorothee Mields | Bildquelle: Harald Hoffmann

Bildquelle: Harald Hoffmann

Dorothee Mields über Bach

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Albert Schweitzer hat mal gesagt, Johann Sebastian Bachs sei ihm ein Tröster. Den Frieden, den Bach dem Leben abgewonnen habe, spende er in seinen Tönen. Was ist Bach für Sie, Frau Mields?

Dorothee Mields: Das ist so schön gesagt von Schweitzer, ich kann das nur genauso bestätigen. Am 24. Februar machen wir ein Friedensgebet für die Ukraine im Bremer Dom, mit einem ukrainischen Prediger. Wir hatten im Vorfeld darüber gesprochen, welche Musikbeiträge ich zusteuern könnte. Und ich habe bei Bach natürlich genau die Arien und Rezitative gefunden, die genau diese dringende Bitte um Frieden ausdrücken. Ich habe das Gefühl, in jeder Lebenslage findet man in Bachs Musik etwas und kann es für sein Leben anwenden. Und danach geht es einem gleich viel besser.

In jeder Lebenslage findet man in Bachs Musik etwas.
Dorothee Mields

BR-KLASSIK: Intimes aus dem Hause Bach wird in Ihrem Konzert mit Christine Schornsheim sozusagen ausgeplaudert: Es geht ums Küssen. Wie wird denn geküsst im Hause Bach? Wie diskret oder vielleicht sogar freizügig ist diese Musik? Deutet sie es nur an oder hat sie vielleicht auch etwas Erotisches?

Carl Philipp Emanuel Bach - Kupferstich von H. Pfenninger | Bildquelle: picture-alliance/dpa Carl Philipp Emanuel Bach hat viele Musikstücke über das Küssen geschrieben. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Dorothee Mields: Vor vielen Jahren bekamen Christine Schornsheim und ich Druckfahnen von verschiedenen Liedern Carl Philipp Emanuel Bachs in die Hand gedrückt. Beim Durchblättern war unser erster Eindruck: Oh je, offenbar haben sich Carl Philipp Emanuel Bach und seine Dichterfreunde nach Feierabend in Berlin zum Saufen getroffen. Die Texte waren zum Teil wirklich schlimm. Aber was Carl Philipp daraus macht, ist wiederum fantastische hohe Kunst und wunderbare Musik. Es kam auffallend oft das Thema Küssen vor. Zum Teil werden Vorgänge auch über das Küssen hinaus ziemlich genau und umständlich beschrieben. Die ganz schlimmen Texte habe ich dann weggelassen, die waren nicht mehr der Idee der Frauenbewegung zuträglich, umschreiben wir es mal so.  

BR-KLASSIK: Gibt es Unterschiede zwischen Carl Philipp Emanuel und seinem Vater Johann Sebastian, was das Thema Küssen angeht?

Dorothee Mields: Bei Carl Philipp Emanuel ist es durchaus direkter. Es hat sich so ergeben, dass Christine Schornsheim und ich für ein anderes Bachfest gefragt wurden, ob wir Carl Philipps Küsse mit väterlichen Küssen "anreichern" können. Aber da war nicht so viel zu finden. Was es gibt, ist eher im übertragenen Sinne und diskreter angedeutet. Es wird durchaus direkter bei Carl Philipp und seinen Dichterfreunden.

Konzertreihe Musica Antiqua mit Dorothee Mields

Den Bachschen Küssen widmet sich Sopranistin Dorothee Mields zusammen mit Christine Schornsheim, die auf einem Stein-Flügel und einem Gräbner-Cembalo aus der historischen Instrumentensammlung des Germanischen Nationalmuseums musiziert.

Mittwoch, 21. Februar 2024, 20:00 Uhr
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Aufseßsaal
Zur Veranstaltung.

BR-KLASSIK sendet einen Mitschnitt des Konzerts am 14. März 2024 um 20:05 Uhr im Radio.

BR-KLASSIK: Fragen Sie sich manchmal als Interpretin, was für ein Mensch Johann Sebastian Bach war, was er für ein Vater für seine Kinder war?

Dorothee Mields: Klar fragt man sich das. Wenn man die Schriften von Carl Philipp liest, ist ja unüberhörbar, dass er Johann Sebastian als Musiker, aber auch als Mensch und als Vater hoch geschätzt haben muss. Ein Stück, das wir auch aufführen, ist die berühmte c-Moll-Fantasie von Carl Philipp Emanuel Bach. Es gibt Gerüchte und Vermutungen, dass das ein Lamento auf den Tod seines Vater Johann Sebastian sein könnte.

Sendung: "Allegro" am 15. Februar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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