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Experiment zum "musikalischen Kollektivismus" in Düsseldorf Zwei Orchester - kein Dirigent

Am 7. und 8. Oktober musizieren die Düsseldorfer Symphoniker gemeinsam mit dem russischen Persimfans-Orchester. Dabei wird - passend zum Motto "Sound der Utopie" - ein Musizier-Ideal aus der Zeit der Oktoberrevolution wieder zum Leben entdeckt: Das 1922 gegründete Persimfans-Orchester hat keinen Dirigenten.

Das Persimfans-Orchester | Bildquelle: Tonhalle Düsseldorf

Bildquelle: Tonhalle Düsseldorf

"Persimfans" ist die Abkürzung des russischen "Perwy Simfonitscheski Ansambl" ("Erstes symphonisches Ensemble"). Das Orchester existierte von 1922 bis 1932 und wurde von dem Geiger und Musikpädagogen Lew Zeitlin gegründet. Dem Geiste der Oktoberrevolution entsprechend erstrebte das Ensemble das Ideal eines "herrschaftsfreien Musizierens", mithin eines musikalischen Kollektivismus. Interpretatorische Fragen und Konzepte wurden in kleinem Kreis gemeinsam erarbeitet. Nichtsdestoweniger war intensive Probenarbeit nötig. Zur besseren Kommunikation durch Blickkontakt gruppierte sich das Orchester in Kreisform.

1932 aufgelöst - 2008 neu gegründet

Das Persimfans-Orchester erlangte nach seiner Gründung bald internationale Berühmtheit. Es interpretierte nicht nur klassische, sondern auch zeitgenössische Werke - zum Beispiel Sergej Prokofjews Drittes Klavierkonzert mit dem Komponisten am Soloinstrument. 1928 bestritt das Persimfans-Orchester die Uraufführung von Nikolai Mjaskowskijs Symphonie Nr. 10. Dass  sich das Orchester nur zehn Jahre nach seiner Gründung wieder auflöste, ist nicht nur Meinungsverschiedenheiten unter den Musikern geschuldet. Unter der Herrschaft Stalins erfreute sich das Ideal einer führerlosen Kollektivs keiner allzu großen Beliebtheit mehr. 2008 gründete der russische Pianist und Klangkünstler Peter Aidu das Orchester neu. Aidu ist der Enkel eines Mitglieds der originalen Persimfans-Gruppierung.

Von Mozart bis Mossolow

Gemeinsam mit den Düsseldorfer Symphonikern spielt das Persimfans-Orchester am 7. und 8. Oktober zwei Programme nach Vorbildern aus den Zwanzigerjahren: Musik der damaligen russischen Avantgarde - zum Beispiel Alexander Mossolows Klavierkonzert Nr. 1 mit Peter Aidu als Solist -, aber auch Musik von Mozart und von Lenins Lieblingskomponist Beethoven. Die beiden Veranstaltungen stehen anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Oktoberrevolution unter dem Motto "Sound der Utopie". Das Konzert am 8. Oktober wird von dem bekannten Kabarettisten Christian Ehring moderiert.

Informationen zu den Konzerten

Samstag, 7. Oktober 2017, 20.00 Uhr
Düsseldorf, Mendelssohn-Saal
"Russian Revolution Reloaded - Sound der Utopie I"

Sonntag, 8. Oktober 2017, 16.30 Uhr
Düsseldorf, Mendelssohn-Saal
"Grundkurs Weltrevolution - Sound der Utopie II"
Christian Ehring (Moderation)

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