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Schostakowitschs Symphonie Nr. 1 Aufbruch zu einer großen Karriere

Die üblen Zeitungsartikel gegen ihn in der Prawda? Noch keine Rede davon. Das Katz-und-Maus-Spiel von Josef Stalin, der Schostakowitsch mal als Staatskomponist hofiert und ihm ein anderes mal mit Deportation droht, wenn er nicht kuscht? Noch weit entfernt. Noch ist die Liebe zwischen Dmitrij Schostakowitsch und seinem Land ungebrochen. Sein Ziel: erster Komponist seines Landes werden.

Der Komponist Dmitrij Schostakowitsch. Gemälde eines unbekannten russische Künstlers | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Dimitrij Schostakowitsch ist mit dem Konservatorium fertig. Alle Möglichkeiten stehen ihm offen: eine glänzende Solistenkarriere als Pianist etwa – locker füllt er Konzertsäle und begeistert die Leute. Aber er entscheidet sich für den anderen Weg, er will erster Komponist der neuen sowjetischen Zeit werden. Denn die Sowjetunion ist noch jung, energetisch, das kommunistische Zeitalter noch voller Aufbruchshoffnung. Als Schostakowitsch am 12. Mai 1926 seine Abschlussarbeit am Konservatorium vorlegt, sind alle hingerissen: seine Lehrer, sein Publikum, die Kunstwelt.

Eine eigene Tonsprache

Aber was ist so besonders an seiner Musik? Schostakowitsch hat die Klassiker studiert und auch die neuen Strömungen neugierig aufgenommen – Hindemith, die berühmten Landsleute Skrjabin, Strawinsky. Es gelingt ihm, all diese Einflüsse umzuschmelzen in eine neue, eigene Tonsprache. Da jagt ein Einfall den nächsten, Erwartungen bauen sich auf und werden unterlaufen.

Mit Witz, Virtuosität und Ironie

Das Berührendste ist aber vielleicht, dass Schostakowitsch in seiner Ersten Symphonie noch nicht so sarkastisch ist, wie er später wird. Aber alles ist schon da: der Witz, die Virtuosität, die Ironie, die für den Moment noch hell daherkommt und heiter, elegant und spritzig, farbig und voller Schwung. Das Konzert am 12. Mai 1926 ist ein voller Erfolg. Standing Ovations, einzelne Sätze müssen wiederholt werden. Schostakowitsch ist auf dem Weg, der erste Komponist seines Landes zu werden.

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Schostakowitsch: 1. Sinfonie ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Paavo Järvi | Bildquelle: hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony (via YouTube)

Schostakowitsch: 1. Sinfonie ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Paavo Järvi

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 12. Mai 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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