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Dirigent Eliahu Inbal "Früher war ich sehr frech"

Am Dienstag feiert Eliahu Inbal seinen 80. Geburtstag. Im Gespräch mit BR-KLASSIK erzählt der israelische Dirigent, warum er gerne Partituren liest, heute nicht mehr so streng ist und warum er seinen Namen geändert hat.

Dirigent Eliahu Inbal | Bildquelle: Jirka Jansch

Bildquelle: Jirka Jansch

BR-KLASSIK: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Inbal. Mit welcher Musik begehen Sie Ihren Ehrentag?

Eliahu Inbal: Mit der Musik, die ich für die nächsten Konzerte vorbereite. Gleich nach meinem Geburtstag leite ich ein Konzert mit Bruckners 8. Symphonie in Venedig. In Paris ist ein Konzert als Geburtstagskonzert deklariert, obwohl es drei Wochen nach meinem offiziellen Geburtstag stattfindet, da gibt es wieder einen anderen Bruckner. 

BR-KLASSIK: Man merkt, dass Sie noch viel vorhaben.

Eliahu Inbal: Musikmachen ist die schönste Beschäftigung, die ich kenne. Ich denke an nichts anderes.

BR-KLASSIK: Was ist Ihre Essenz des Dirigierens?

Dirigent Eliahu Inbal | Bildquelle: picture-alliance/dpa Liest gerne Partituren: Eliahu Inbal | Bildquelle: picture-alliance/dpa Eliahu Inbal: Es ist eine andere Dimension. Musik hören ist wunderbar. Partituren lesen ist wunderbar, weil alles in der eigenen Imagination noch besser klingen kann als in der Realität. Nehmen wir zum Beispiel die 1. Symphonie von Brahms, der Anfang vom vierten Satz. Da spielt eine Flöte. Eine Flöte ist eine Flöte im Konzertsaal, sie kann wunderbar sein und gut spielen. Aber in meiner Imagination kann ich mir eine Flöte vorstellen, die den ganzen Kosmos fühlt. Danach müssen wir das mit den Mitteln der Realität umsetzen. Die Intensität der Emotionen oder die spirituelle Message der Musik ist viel größer, wenn ich dirigiere als wenn ich das Konzert höre.

BR-KLASSIK: Gibt es Altersweisheit auch beim Dirigieren?

Eliahu Inbal: Ich denke schon. Man hat eine größere Perspektive, man ist nicht so streng. Früher, als junger Dirigent, war ich manchmal sehr frech. Ich bin jetzt, in meiner Umgebung mit Frau und Familie, erträglicher. Die Orchestermusiker finden mich etwas netter.

BR-KLASSIK: Warum haben Sie sich den Namen "Inbal" gegeben? Sie hießen ja ursprünglich "Josef" mit Nachnamen.

Eliahu Inbal: Er war zwar mein Familienname, Josef ist aber eigentlich ein Vorname. Das wurde immer verwechselt. Man hat mich Jossi genannt, Elli, und alles Mögliche. Niemand wusste, welcher mein Familienname ist. Als ich mich entschieden habe, Dirigent zu werden, musste ich einen Familiennamen haben. Inbal ist der Klöppel in der Glocke. Ich bin der Klöppel und die Glocke macht den Klang, wie das Orchester. Der Klöppel alleine kann keinen Klang machen. Das passt gut zusammen.

Das Gespräch führte Uta Sailer für BR-KLASSIK.

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