Renata Scotto war eine große Opernsängerin des 20. Jahrhunderts. Angel Blue gehört zu den Sopran-Stars von heute. Und Valerie Eickhoff ist auf dem besten Weg in den Gesangsolymp. Drei Frauen, drei Karrieren – vereint in der Doku "Primadonna or Nothing" von Juliane Sauter. Der Film feiert jetzt beim DOK.fest München Weltpremiere.
Bildquelle: dok.Fest München
An einem lauen Sommerabend sitzt die Opernsängerin Renata Scotto in der ersten Reihe eines Open-Air-Konzerts in ihrer Geburtsstadt Savona. Vorher hat sie sich noch zurechtgemacht, ihre Lippen nachgezogen und ihre Haare geprüft, die dünn geworden sind. Die Beine mögen auch nicht mehr so. Doch jetzt lauscht sie hingebungsvoll einem Pianisten, der Isoldes Liebestod spielt. "Die ganze Schönheit ist in der Musik. Und wenn du Musik machst, musst du diese Schönheit weitergeben. Das ist alles." Diskret nähert sich die Kamera dieser Künstlerin, die in diesem Augenblick vielleicht den großen Momenten ihrer Weltkarriere nachsinnt.
Szenenwechsel: Baden Baden. Auch ein Sommerabend. Die Sopranistin Angel Blue summt auf dem Balkon ihres Hotelzimmers Desdemonas "Lied von der Weide" und macht Handyfotos. Vollkommen entspannt, nach einem wohl erfüllenden Auftritt im Festspielhaus. Müde sei sie, sagt sie – aber es sei eine gute Müdigkeit.
Viele solcher Augenblicke lässt die Regisseurin kommentarlos wirken. Die sympathische Reaktion von Angel Blue auf einen nervösen Konzertbesucher, der ihr versehentlich ein Foto der Kollegin Pretty Yende zum Signieren reicht. Oder als sie bei einem Auftritt in ihrer Heimatstadt Los Angeles von den Erinnerungen an ihren Vater überwältigt wird.
Die Filmdoku "Primadonna or Nothing" wird beim DOK.fest München gezeigt.
Samstag, 10.05.25, 18:30 Amerikahaus
anschl. Q&A mit J. Sauter (Regie), D. Tenné/J. Baker (Produktion) & V. Eickhoff
Mittwoch, 14.05.25, 20:30 Pasinger Fabrik
anschließendes Q&A mit Juliane Sauter (Regie)
Freitag, 16.05.25, 20:00, Hochschule für Fernsehen und Film, Kino 1
anschl. Q&A mit Regie & Produktion. Zu Gast: Tochter von Protagonistin R. Scotto
Die Mezzosopranistin Valerie Eickhoff, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten Mitte 20 und schon beim ARD-Musikwettbewerb erfolgreich, fiebert einem großen Gesangswettbewerb in Montréal entgegen. Ihren Beruf, für den sie momentan alles gibt, sieht sie realistisch: "Du musst diesen gewissen Biss haben. Niemand wartet auf dich. Das, was ich mache, haben Tausende vor mir gemacht. Es ist nicht mehr relevant, ob das noch jemand macht. Aber für mich ist es relevant." Und dann steht sie im Finale.
Du musst diesen gewissen Biss haben.
Szene aus der Doku "Primadonna or Nothing", die am 10. Mai Weltpremiere beim DOK.fest München feiert. | Bildquelle: Dok.Fest München
"Primadonna or Nothing“ ist Juliane Sauters filmisches Debüt, entstanden in den Jahren der Pandemie. Ein schöner, unaufgeregter, anrührender Film, der aus völlig unterschiedlichen Perspektiven von drei außergewöhnlichen Opernkarrieren erzählt: Angel Blue, die sich in ihrer Bescheidenheit immer noch wundern kann über das, was ihr da widerfährt; Valerie Eickhoff, die inzwischen den Opus Klassik gewonnen hat – und Renata Scotto, die sich in dieser Doku, die ihr gewidmet ist, ein feines, humoristisches Denkmal setzt. Im August 2023 ist sie mit 89 Jahren gestorben.
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PRIMADONNA OR NOTHING | Dokumentarfilm Trailer | DOK.fest 2025
Sendung: 8. Mai 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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