BR-KLASSIK

Inhalt

Dokumentarfilm "No Land's Song" Frauen im Iran kämpfen für ein Konzert

Tanzen verboten

Die persische Sängerin Qamar war das Vorbild für das Projekt. Sie trat als erste Frau öffentlich und ohne Schleier vor einem männlichen Publikum auf, Anfang des 20. Jahrhunderts. Rund 100 Jahre später will die Iranerin Sara Najafi, Pianistin und erste diplomierte Komponistin im Iran, Sängerinnen in ihrer Heimat wieder die Möglichkeit geben, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Und zwar solistisch - was im Iran verboten ist. Es gelten für Frauen die Regeln: nur in der Gruppe mit Männern singen, verschleiert, aber nicht bewegen, nicht tanzen.
Das Konzert soll nicht versteckt in der Provinz stattfinden, sondern in der iranischen Hauptstadt Teheran, in einem Kammermusiksaal der Oper. Ein unmögliches Vorhaben, wie es zunächst scheint. Der Film dokumentiert die Bemühungen. Regisseur ist Ayat Najafi, der Bruder der Komponistin.

Wenn Frauen nicht singen dürfen, das ist , als ob einem Maler die Farbe Rot fehlen würde.
Filmausschnitt

Die Einschränkungen im Iran sind für europäische Künstlerinnen kaum vorstellbar. Viele Mädchen lernen allerdings ein Instrument, und es gibt auch Musikstudentinnen. Sara Najafi sucht im Film Antworten auf die Frage, warum sie auf der Bühne mit den gesetzlichen Einschränkungen leben müssen. Sie fragt nach bei einem Religionsgelehrten, der viel redet und doch nichts sagt. Und immer wieder sind da die vergeblichen Gänge zum Ministerium für Kultur und islamische Führung, das das kulturelle Leben und die Einhaltung der Vorschriften streng überwacht. Ob die Sittenwächter auch beim Konzert spionieren werden, will die französische Sängerin Elise Caron im Film wissen. Ja - ist Sara Najafi überzeugt: "Sie können alles tun, die Mikrofone abdrehen, das Licht ausmachen, das Konzert abbrechen."

Eine Brücke zwischen Frankreich und dem Iran

Für das Konzert in Teheran bringt Najafi Sängerinnen aus Frankreich und aus dem Iran zusammen - die Idee: Die weit in die Geschichte der beiden Länder zurückreichenden engen Beziehungen der beiden Länder kulturell wiederzubeleben, nachdem die Verbindung zuletzt wegen des Atomstreits mit dem Iran abgekühlt war. Jetzt treffen die vielfältigen Freiheiten der Sängerinnen in Europa auf die eingeschränkten Möglichkeiten der Iranerinnen. Die Emotionalität der Musik scheint unvereinbar mit den strengen Vorschriften. Emel Mathlouthi lebt heute in Frankreich, sie ist Sängerin und eine Gallionsfigur des arabischen Frühlings in Tunesien. Für sie ist es unvorstellbar, sich auf der Bühne nicht zu bewegen.

Es wird Rock ‘n‘ Roll, vielleicht will ich springen, tanzen oder ich mache den Schleier ab.
Emel Mathlouthi

Die iranische Politik kommt nicht gut weg in diesem Film. Der Film zeigt: Die Musik muss keine Brücke schlagen zwischen den Kulturen, zwischen den iranischen und französischen Musikern, sondern sie müsste es zwischen der Kunst und der repressiven Regierung. Bis zum Schluss ist nicht klar, ob das Projekt gelingt. Aber Sara Najafi und ihre Mitstreiter geben nicht auf. Der Film „No Land’s Song“ ist ein einfühlsames Plädoyer für Lebensmut, gesellschaftliches Engagement und natürlich - für die Musik. Regisseur Ayat Nayafi: "Das Wichtigste für uns war von Anfang an, dass wir zusammen Musik machen. Und das werden wir auch!"

Der Dokumentarfilm „No Land’s Song“ startet am 10. März 2016 in den deutschen Kinos.

In Bayern wird der Film bis zum 23. März gezeigt, im Kino Monopol in München.

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

    AV-Player