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Die Fraunhofer Saitenmusik verabschiedet sich mit zwei Konzerten Schlussstrich

Traditionelle Volksmusik als Ausgangspunkt, Offenheit für alle möglichen Stilrichtungen – dafür steht seit über vier Jahrzehnten die Fraunhofer Saitenmusik. Nach 5.000 Konzerten und über 15 Alben löst sich das 1979 im Münchner Wirtshaus Fraunhofer gegründete Ensemble nun jedoch auf. Davor gibt's noch zwei Konzerte, beide am Sonntag im Barocksaal von Kloster Benediktbeuren.

Fraunhofer Saitenmusik, Foto aus dem Bildband:
"FÜNFSEENLAND" - MAGISCHE PLÄTZE
UND STARKE TYPEN ZWISCHEN
STARNBERGER SEE UND AMMERSEE | Bildquelle: Florian Werner

Bildquelle: Florian Werner

Das Musikzimmer von Richard Kurländer in seiner Wohnung in München Unterhaching ist voller Instrumente. In der Ecke steht ein ungarisches Hackbrett. Hat er mal unterrichtet. Und mit der Gitarre an der Wand hat der heute 73-Jährige in den 60ern als Straßenmusiker angefangen, bevor er sich als einer der Gründer der Fraunhofer Saitenmusik auf die Harfe spezialisiert hat. Gleich zwei davon hat er zuhause. Eine große und eine kleine. Seine "Tourharfe", sagt Kurländer: "Die war schon in Afrika und Indien mit dabei!"

Volksmusik-Revoluzzer mit Jeans und langen Haaren

Weltoffen sind sie, die Musikerinnen und Musiker der Fraunhofer Saitenmusik. Und heimatverbunden! Die Bayerische Volksmusik war immer ihr Steckenpferd – trotz Jeans und langer Haare. In den 1970ern war so mancher Volksmusikpurist irritiert davon. Ihre musikalische Offenheit machte ihnen in der Szene allerdings auch Freunde. Kurländer erinnert sich noch an eine Karte des damaligen Oberbayerischen Bezirksheimatpflegers: "Der hat geschrieben, dass ihm die Musik gefällt. Jeder solle spielen wie er wolle!"

Das wichtigste ist die Erinnerung der Leute, die mit uns eine schöne Zeit hatten!
Gitarrist Michael Klein auf die Frage, was von der Fraunhofer Saitenmusik bleibt

Neben bayrisch-bäuerlicher Musik und keltischer Folklore spielten die Fraunhofer auch Klassiker wie Joseph Haydn, der sich ja seinerzeit ebenfalls für Volksmusik interessierte. Seine Bearbeitungen schottischer Lieder sind nur ein Beispiel von vielen. Nichts anderes tat auch die Fraunhofer Saitenmusik – und zwar mit Erfolg.

Impulsgeber für die bayerische Volksmusikszene

Das Goethe-Institut schickte die Volksmusik-Revoluzzer auf Reisen. Darunter Tourneen nach Afrika oder Fernost. Daheim, in der Folk- und Weltmusikszene Bayerns, wurde die Fraunhofer Saitenmusik stilprägend. Und zur Institution. Gerade was die volksmusikalische ``Infrastruktur´´ anging. Zusammen mit Prinz Luitpold von Bayern initiierten die Fraunhofer das Folkfestival auf Schloss Kaltenberg. Dazu kamen in den 90ern noch die Volksmusiktage im Wirtshaus Fraunhofer. Was als einwöchige Veranstaltung begann, wurde schließlich zum eineinhalbmonatigen Event. Mittlerweile trifft sich hier alles, was Rang und Namen hat in der Szene: von der Stubenmusi über klassische Musikhochschul-Virtuosen bis zu Heimatsound-Bands wie Brass Banda.

Ein besonderer Schicksalsschlag traf die Fraunhofer Saitenmusik 2013 mit dem plötzlichen Tod der Hackbrettspielerin Heidi Zink. Seit dieser Zeit spielte die Cellistin und Flötistin Michaela Schmidt im Ensemble mit. Einer, der bei den Fraunhofern zwischenzeitlich ausstieg und dann doch wieder wieder einstieg war Gitarrist Michael Klein. Auf die Frage, was von den Fraunhofern bleibt, belässt er es trotz allem Erfolg bei bescheidenem Understatement: "Weltoffenheit und die Lust, musikalische Grenzen zu überschreiten... aber die wichtigste Sache bleibt die Erinnerung der Leute, die mit uns eine schöne Zeit hatten!"

Sendung: "Piazza" am 22. Januar ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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