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Das Klavierduo Katia und Marielle Labèque Ein Konzert wie eine Oper

Am 9. und 10. März ist das Klavierduo Katia und Marielle Labèque zu Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Im Interview sprechen die beiden Klavier-Schwestern über ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Orchester, die Schönheiten des Mozart-Doppelkonzerts und die Geheimnisse des gemeinsamen Musizierens.

Die Schwestern Katia und Marielle Labèque | Bildquelle: © Umberto Nicoletti

Bildquelle: © Umberto Nicoletti

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Sie waren schon dreimal beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu Gast, haben das erste Mendelssohn-Konzert gespielt und das berühmte Doppelkonzert von Francis Poulenc unter Semyon Bychkov bzw. Antonio Pappano. Was haben Sie für Erinnerungen an diese Aufführungen?

Katia Labèque: Ich erinnere mich, dass es sehr viel Spaß gemacht hat, mit diesem wundervollen Orchester zu spielen. Wir freuen uns wirklich sehr, wieder hier zu sein.

Marielle Labèque: Ja, absolut. Wir sind wirklich glücklich, hier zu sein. Wir haben so viele Freunde in diesem Orchester. Es ist sehr schön, sie wiederzusehen. Wir haben in der letzten Zeit zwar nicht mit dem Orchester musiziert, aber wir kennen Marco Postinghel (Fagott, Anm. der Redaktion) und Valerie Gillard (Violine, Anm. der Redaktion) sehr gut. Und auch einige andere. Wir freuen uns sehr.

Ein Konzert wie eine Oper

BR-KLASSIK: Jetzt spielen Sie das erste Mal mit dem BR-Symphonieorchester das Mozart-Konzert KV 365. Ich vermute mal, das ist DAS Standardwerk für zwei Klaviere und Orchester, oder?

Katia Labèque: Es ist eines seiner schönsten Konzerte - selbst im Vergleich mit den ganz großen wie dem "Jeunehomme"-Konzert. Wir haben Glück, denn dieses einzige, das wir von ihm haben, ist grandios.

Marielle Labèque: Es gibt ja auch noch das F-Dur Konzert für drei Klaviere. Manchmal spielen wir es auf zwei Klavieren. Aber dieses ist wirklich unglaublich, wie Mozarts Musik überhaupt. In diesem Konzert gibt es so viele unterschiedliche Stimmungen. Innerhalb einer Phrase bringt er einen zum Weinen und im nächsten Moment schon wieder zum Lachen. Für mich ist es schon fast wie eine Oper. Wir werden einfach nie müde, diese Musik zu spielen. Vor allem mit diesem Orchester, das dieses Stück so fantastisch spielt.

Die Erfahrung der Historischen Aufführungspraxis

BR-KLASSIK: Spielen Sie das Konzert heute durch Ihre Erfahrung mit historischen Intrumenten heute anders als, sagen wir, vor zehn Jahren?

Die Schwestern Katia und Marielle Labèque | Bildquelle: © Umberto Nicoletti Bildquelle: © Umberto Nicoletti Marielle Labèque: Aber ja. Vor allem ganz anders als vor 30 Jahren, als wir es aufgenommen haben. Damals haben wir es viel zu langsam gespielt. Wir dachten, dass man es so von uns erwartete. Nachdem wir aber diverse Musiker kennengelernt haben, die sich mit Historischer Aufführungspraxis auseinandersetzen, haben wir unser Spiel völlig verändert. Seitdem wir diese Musik auf einem Walter- oder einem Silbermann-Fortepiano spielen, mussten wir die Fingersätze, die Artikulation, das Pedalspiel und alles Andere anpassen. Auf dieser Art von Tasteninstrumenten kann man nicht so spielen wie auf einem Steinway. Das ist ganz wichtig. Die volle Wucht eines Steinway wirkt bei einem Fortepiano einfach lächerlich. Wenn Mozart einen Steinway zur Verfügung gehabt hätte, hätte er anders komponiert.

Grundprinzip Offenheit

BR-KLASSIK: Wie haben Sie es geschafft, seit mehr als 40 Jahren zusammen zu musizieren oder, anders gefragt: Was haben Sie getan, damit diese Arbeit im Duo spannend bleibt?

Katia Labèque: Ich glaube, dass uns jedes neue Projekt, jeder einzelne Entwicklungsschritt hin zu einer neuen Art von Musik immer näher zusammengebracht hat. Wir sind uns jetzt näher, als wir als Teenager angefangen haben. So etwas hält eine Beziehung aufrecht. Und die Tatsache, dass wir immer offen sind für neue Arten von Musik und für neue Projekte. Das hat unsere Verbindung zueinander sehr gestärkt.

Marielle Labèque: Sie hat absolut recht. Aber es hat auch etwas Geheimnisvolles. Manchmal ist man erstaunt, wie lange manche Paare zusammenbleiben, während andere sich nach vielen Jahren scheiden lassen. Wir haben einfach nicht alles in der Hand. Wir haben beide schon immer diesen Wunsch gehabt, Neues zu entdecken, dazu zu lernen, immer etwas Neues anzufangen. Die Zeit verrinnt so schnell. Unglaublich. Ich glaube nicht, dass es dafür ein bestimmtes Rezept gibt. Wir wissen selber nicht genau, wie es funktioniert.

Die Fragen stellte Fridemann Leipold für BR-KLASSIK.

Infos zum Konzert

Donnerstag, 09. März 2017, 20:00 Uhr
Freitag, 10. März 2017, 20:00 Uhr
München, Philharmonie im Gasteig

Béla Bartók:
Tanz-Suite
Wolfgang Amadeus Mozart:
Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur, KV365
Igor Strawinsky:
Divertimento
Manuel de Falla:
"Der Dreispitz" - Suiten Nr.1 und 2

Katia und Marielle Labèque, Klavier
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Cristian Măcelaru

Das Konzert am 10. März wurde auf BR-KLASSIK live übertragen.

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