Vier- oder fünfmal am Tag isst Kent Nagano ein Eis. Er passt also perfekt zum Motto des Kissinger Sommers "Italien", bei dem er am Samstag mit der Deutschen Symphonie-Orchester Berlin auftritt. Und natürlich verbindet ihn nicht nur das "Gelato" mit diesem Land der Träume und seinen Komponisten.
Bildquelle: Sergio Veranes
BR-KLASSIK: Herr Nagano, der Kissinger Sommer steht heuer ja unter dem Motto "Italien". Wie schaut es mit Ihrer Arkadien-Passion aus? Haben Sie einen Lieblingsort in Italien?
Kent Nagano: Ich habe verschiedene Lieblingsorte. Für mich ist Italien eine so wunderbare Kultur. Eine, die natürlich für Musiker sehr wichtig ist, was unsere Wurzeln, was unser Repertoire angeht. Aber was mich persönlich betrifft, muss ich sagen, dass ich Rom besonders schön finde. Jedes Mal, wenn ich in Rom bin, egal ob als Musiker oder als Tourist, ist es immer wunderschön.
BR-KLASSIK überträgt das Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin im Rahmen der Festspielzeit live im Radio und als Videostream ab 19.30 Uhr.
BR-KLASSIK: Nutzen Sie die Zeit! Einer der berühmtesten italienischen Komponisten, nicht nur des 19. Jahrhunderts, sondern einfach in der Musikgeschichte, ist Gioacchino Rossini, den Sie auch auf dem Programm haben beim Kissinger Sommer. Der war ja witzigerweise auch einmal Kurgast in Bad Kissingen. Können Sie sich denn erinnern, über welches Werk Sie Rossini kennengelernt haben?
Kent Nagano: In Kalifornien, wo ich herkomme, gab es ein kleines Dorf, und dort war die italienisch-amerikanische Community sehr lebendig und sehr wichtig. An die Pazifikküste sind nämlich damals, insbesondere während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, viele Sizilianer und Italiener zur Fischerei gekommen. Also habe ich in meiner gesamten Kindheit zuhause so viel Rossini gehört, so viele Verdi-Opern, italienische Volksmusik, Volkstänze, auch traditionelle Instrumente. Das war für mich interessanterweise eine richtige Erziehung.
BR-KLASSIK: Sie haben also das italienische Volksliedgut im Blut. Wagen Sie denn in Bad Kissingen dann auch ein kleines Tänzchen, vorher oder nachher?
Kent Nagano: Es hängt eigentlich nur davon ab, ob ich einen Partner finde oder nicht (lacht).
BR-KLASSIK: Daran wird es nicht mangeln, da bin ich mir sicher. Wenn es nicht am Samstag klappt, dann vielleicht am Sonntag, da sind Sie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester ja auch noch bei einem "Symphonic Mob" dabei. Wie darf man sich das denn vorstellen?
Kent Nagano: Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht. Ich habe das nur einmal mitgemacht. Da hatte das Deutsche Symphonie-Orchester die Idee, einen Symphonic Mob zu veranstalten und das war einfach ein Erlebnis: 2200 Leute, die einfach miteinander Musik machen.
BR-KLASSIK: Aber Sie sind ja sozusagen der Dompteur vornedran. Alles hört auf Ihre Peitsche.
Kent Nagano: Was interessant ist, ist, dass der Wille und die Liebe zur Musik bei den Menschen ganz deutlich ist. Sie kommen, weil sie gemeinsam Musik machen wollen. Es sind viele Leute da, die ein Instrument spielen können, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ein paar Leute kommen, die eben kein Instrument spielen. Eine Dame zum Beispiel hat einen großen Betonblock mitgebracht und einen Hammer, weil sie bei der Verdi-Ouvertüre unbedingt mit ihrem Hammer auf den Betonblock schlagen wollte.
BR-KLASSIK: Das würde auch ganz gut zu Wagner passen in der Schmiede.
Kent Nagano: Ja, genau! Und ein anderer Herr hat ein paar enorm große Stück Holz mitgebracht. Und diese Atmosphäre, Musik nicht einfach nur zu lieben, sondern es zu lieben, Musik zu machen, das war es, was damals so besonders war. Hoffentlich haben wir in Bad Kissingen diese gleiche Atmosphäre.
BR-KLASSIK: Hatten Sie dann damals ein Megaphon in der einen Hand und in einer anderen den Taktstock? Wenn das über tausend Menschen sind, dann versteht man Sie ja gar nicht!
Kent Nagano: Nein, ich habe einfach laut gesprochen, das war in einem Gebäude. Und diese akustische Verbindung war zumindest für mich viel schöner als eine elektronische Verstärkung.
BR-KLASSIK: Naja, warten Sie mal ab! Jetzt sind Sie im Kurgarten unter freiem Himmel, vielleicht kriegen Sie da doch ein Megaphon in die Hand gedrückt. Aber nochmal zurück zu Italien. Rom, haben Sie gesagt, ist Ihre Lieblingsstadt, verraten Sie uns noch Ihr italienisches Lieblingsessen?
Kent Nagano: Das ist ganz klar: Gelato!
BR-KLASSIK: Machen Sie das dann als Belohnung oder als Ritual vor oder nach dem Konzert?
Kent Nagano: Ich mache das jeden Tag mehrfach, sieben Tage die Woche. Ich habe das Glück, dass das in Hamburg so beliebt ist. Man findet gefühlt alle zwei Straßen eine Eisdiele, da ist das einfach. Also, jeden Tag so vier oder fünf Eis.
BR-KLASSIK: Sie können sich offensichtlich erlauben bei Ihrer Figur. Ich bin sicher, in Bad Kissingen gibt es genügend Eisdielen.
Kent Nagano: Hoffentlich!
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