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Salzburger Osterfestspiele 2023 und 2024 Nikolaus Bachler im Interview

Zwischen Westbam und Wagner: Nikolaus Bachler hat einiges vor in den zwei kommenden Ausgaben der Osterfestspiele. Das Gewandhausorchester gibt sich die Ehre, Anna Netrebko kehrt zurück nach Salzburg und auch der elektronischen Musik will man sich öffnen. Wieso, das erklärt Bachler im Interview.

Nikolaus Bachler | Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matthias Schrader

Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matthias Schrader

BR-KLASSIK: Nikolaus Bachler, normalerweise heißt es ja: Nach dem Festival ist vor dem Festival. Sie aber haben gestern, also noch mitten in der Passionszeit, schon einen Ausblick auf die Osterfestspiele 2024 in Salzburg gegeben. Warum schon so früh?

Nikolaus Bachler: Das hat vor allem mit dem Publikum zu tun. Unser Festival ist ja nicht nur Teil des Stadtlebens, sondern richtet sich an ein internationales Publikum, ein Publikum, das sich dafür entscheiden muss, anzureisen. Und dafür braucht es Zeit. Das ist aber nicht nur bei uns so, sondern bei fast allen Festivals. Und der zweite Punkt ist: Wenn jetzt die Osterfestspiele stattfinden, dann lassen sich die Menschen auch leichter dafür interessieren, was in einem Jahr kommt. Also, alles ganz pragmatische Gründe.

Bachler will bei den Osterfestspielen das Besondere bieten

BR-KLASSIK: Der Süden ist Motto im kommenden Jahr, sie spähen musikalisch nach Italien. Zu erleben ist etwa die Oper "La Gioconda" von Amilcare Ponchielli, in Italien ein oft gespieltes Werk, aber bei uns kaum auf den Spielplänen. Warum nicht, Herr Bachler?

Anna Netrebko | Bildquelle: picture-alliance/dpa Kehrt nächstes Jahr zurück zu den Salzburger Osterfestspielen: Anna Netrebko. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Nikolaus Bachler: Naja, so oft wird es in Italien auch nicht gespielt. Obwohl es ein ganz wunderbares Werk ist und man bestimmte Arien, und vor allem die berühmte Ballettmusik, sehr, sehr gut kennt. Das hat eigentlich fast jeder im Ohr. Ein Festival kann, sollte und muss meiner Meinung nach das Besondere und Außergewöhnliche bieten. Denn das normale Repertoire sehen wir täglich in diversen Opernhäusern. Das ist das eine.

Und das zweite ist: Caruso hat mal gesagt, "La Gioconda", das kann man ganz einfach machen, man braucht nur die vier besten Sänger der Welt. Also, es ist auch eine Frage der Besetzung, die man in einem Festival eher zusammenbekommt. Und der dritte und vielleicht auch bedeutendste Grund ist Toni Pappano, der als Conductor in residence natürlich ein ausgewiesener Experte für dieses Repertoire ist. Daher lag es nahe, diese Oper zu nehmen.

Werkstatt Bayreuth, aber in Salzburg

BR-KLASSIK: Sie haben sich nicht lumpen lassen und die Besten der Welt engagiert: Jonas Kaufmann und Anna Netrebko. Das sind in jedem Fall die bekanntesten, die wir momentan haben. Jetzt blicken wir aber mal voraus auf das, was bei den Opernfestspielen 2023 zu erleben sein wird, das ist ja die erste von Ihnen künstlerisch verantwortete Saison und als Gastorchester ist diesmal das Gewandhausorchester Leipzig engagiert, mit Andris Nelsons am Pult. Es gibt den "Tannhäuser", ursprünglich eine Produktion aus München, also ihres alten Hauses, der Bayerischen Staatsoper. Auch da wieder mit Traumbesetzung: Jonas Kaufmann, Christian Gerhaher, Georg Zeppenfeld, Elīna Garanča, Marlis Petersen – das absolute Who is Who. Aber, Herr Bachler, was wird musikalisch anders, wenn die Leipziger spielen?

Regisseur Romeo Castellucci | Bildquelle: picture-alliance/dpa Arbeitet in Salzburg weiter an seinem Münchner "Tannhäuser": Regisseur Romeo Castellucci | Bildquelle: picture-alliance/dpa Nikolaus Bachler: Sie sagen es schon: Das Gewandhausorchester hat einen Klang und eine Qualität, die so besonders und so eigenständig ist, und Andris Nelsons ist der entsprechende Kapellmeister dazu. Also, das wird eine, glaube ich, sehr, sehr besondere Interpretation werden. Und natürlich, die Produktion hat in München ihren Ausgang genommen. Aber wir sind jetzt schon seit über zwei Wochen dran, mit Romeo Castellucci zu arbeiten. Und wir machen das, was eigentlich Wagner in Bayreuth gefordert hat: nämlich jedes Jahr an den Inszenierungen weiterzuarbeiten. Genau das passiert hier jetzt. Da werden viele Dinge anders sein, und das ist, glaube ich, sehr lohnend und auch nur in einem Festival machbar. Denn der Tagesbetrieb würde so etwas nicht zulassen.

DJ Westbam setzt sich mit Wagner auseinander

BR-KLASSIK: Dazu gibt es noch Brahms, das Deutsche Requiem, mit Julia Kleiter, Christian Gerhaher und dem BR-Chor. Ist das der musikalische Gegenpol zu Wagner, zumal mit diesen beiden fantastischen Liedsängern?

Nikolaus Bachler: Ich würde es nicht als Gegenpol bezeichnen. Wir wollten einfach ein deutsches Programm in diesem Jahr haben, vor allem auch deshalb, weil es das authentische Programm unseres Gastorchesters ist. Genauso machen wir es nächstes Jahr, wenn wir mit der Accademia Nazionale di Santa Cecilia nach Italien blicken.

Und wir machen zum ersten Mal auch neue Dinge, die es beim Festival noch nie gab. Wir integrieren Tanz und wir integrieren elektronische Musik. Wir haben sogar den sehr bekannten DJ Westbam dafür gewinnen können, dass er sich mit Wagner auseinandersetzt. Das war mir sehr wichtig: zu zeigen, dass man sich aus sehr unterschiedlichen Richtungen um einen Inhalt bemühen kann, bis hin zur elektronischen Musik.

Sendung: "Leporello" am 17. März ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (3)

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Samstag, 18.März, 10:46 Uhr

paul-ludwig voelzing

bachler

aber frau hilde, ein dj verhunzt doch keine oper, sondern er macht sie nice, indem alles groovt und swingt! im übrigen: schon das thema "süden" ist verlogen, weil es mit stereotypen dummer nordlichter spielt, im übrigen kann ich mir vorstellen, wie ein genialer regisseur caffelatte und prosecco schlürfen lässt und ciabatta und tiramisu verabreichen lässt. "süden" das wäre vielleicht die sizilianische vesper oder zumindest nabucco. mit bachler selbst als nabucco und netrebko als abigaille.

Freitag, 17.März, 15:41 Uhr

Wilfried Schneider

Bachlers Ellenbogen

Dass sich ausgerechnet das Leipziger Gewandhausorchester vor den schmutzigen Karren Bachlers spannen lässt, ist äußerst bedauerlich. Etwas mehr Kollegialität den Dresdnern gegenüber hätte man schon erwarten können. Dass das für den "Herrn" Bachler natürlich ein wohlfeiler Triumpf ist, es den Dresdnern so richtig gezeigt zu haben, ist logisch. Nun ja, ob man das intrigante Spiel mitspielt oder ob man entsprechende Konsequenzen zieht, muss jeder für sich entscheiden. Ich verbringe Ostern in Dresden bei den Strauss-Tagen mit der Staatskapelle und Christian Thielemann!

Freitag, 17.März, 13:12 Uhr

Hilde Tschurtschenreuter

Ach, Herr Bachler!

Schlimm genug, daß Herr Bachler Frau Netrebko wieder in Salzburg singen läßt ...
Daß er jetzt Wagner auch noch durch einen DJ "verhunzen" läßt, zeigt, daß er kein Gespür hat, was das Salzburger Publikum will. Und junges Publikum wird er damit sicherlich auch nicht anlocken!

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