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Nachwuchsstar am Klavier: Ivan Bessonov "Freiwilllig habe ich als Kind nie geübt"

Ivan Bessonov ist erst 17 Jahre alt - und schon ein bekannter Pianist in seiner russischen Heimat. Im vergangenen Jahr wurde er für die Interpretation des 1. Klavierkonzertes von Tschaikowsky beim Wettbewerb "Eurovision Young Musicians" in Edinburgh mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Das war der Start einer internationalen Musikkarriere. Nun steht sein erster Auftritt im Münchner Prinzregententheater bevor.

Ivan Bessonov am Flügel | Bildquelle: picture alliance/Sergey Guneev/Sputnik/dpa

Bildquelle: picture alliance/Sergey Guneev/Sputnik/dpa

Ein ruhiger Innenhof eines Moskauer Cafés - im ersten Moment. Denn kaum nimmt Ivan Bessonov an einem der Tische Platz, schon wird im Nebengebäude laut gebohrt. Eine typische Geräuschkulisse für Moskau, sagt Ivan und lacht. Da werde ständig gebaut. Der Geräuschpegel weckt Erinnerungen - an einen zurückliegenden Auftritt beim Festival am Moskauer Roten Platz. Da sei es noch schlimmer gewesen, erzählt Ivan: Der Wind wehte, die Haare flogen ihm ums Gesicht - und es waren auch solche Bohrgeräusche zu hören.

Es war schwer, mit der Aufmerksamkeit der Presse zurechtzukommen. Vor allem die russischen Medien haben mich belagert.
Ivan Bessonov


Fast 30 Konzerte hat Ivan Bessonov im ersten Halbjahr 2019 gegeben. Dabei geht der 17-Jährige noch in die 10. Klasse der zentralen Schule für musikbegabte Kinder in Moskau. Ivan sieht aus wie ein zwei Meter großer Engel mit blonden Locken.  Doch seine durchdringenden Augen verraten eher Eigenwilligkeit, sogar Sturheit - weniger engelsgleiche Geduld. 

Durchbruch in Edinburgh

Ivan Bessonovs Leben veränderte sich am 23. August 2018. An diesem Tag hatte er den "Eurovision Young Musicians Wettbewerb" in Edinburgh gewonnen, einen der wichtigeren internationalen Musikwettbewerbe. Und das als erster russischer Pianist. Dieser Triumph kam für Ivan ganz unerwartet - und auch der Presserummel danach. "Es war schwer, mit der Aufmerksamkeit der Presse zurechtzukommen. Vor allem die russischen Medien haben mich belagert", erzählt Ivan Bessonov. Ein bisschen trauert der junge Russe der Zeit hinterher, als er 11 oder 12 Jahre alt war und noch niemand ihn kannte: "Da konnte ich noch in Ruhe ohne Zeitdruck neue Werke einstudieren."

Musikalisches Elternhaus

Ivan Bessonov am Flügel | Bildquelle: picture alliance/Sergey Guneev/Sputnik/dpa Ivan Bessonov | Bildquelle: picture alliance/Sergey Guneev/Sputnik/dpa Sein Weg in die Musik war vorbestimmt, sagt Ivan Bessonov. Die Mutter Geigerin, der Vater Pianist: Mit fünf wurde der Sprössling schon ans Klavier gesetzt - obwohl der kleine Ivan sich erst wehrte und lauthals schrie. Etwas später erpresste Ivan sogar seine Eltern: Er werde nur üben, wenn sein Spielzeugauto neue Batterien bekäme. Freiwillig habe er als Kind nie geübt, sagt er heute. Inzwischen hat sich das natürlich geändert. Denn irgendwann erkannte der Junge, dass er mit der Musik sich selbst und anderen Menschen eine Freude machen konnte. So begann er von sich aus, an Stücken zu feilen, um besser und besser zu werden.

Traum vom Komponieren

Neben Musik gilt Ivans große Liebe dem Fußball. Das Spiel mit den Freunden sei ein guter Ausgleich zur Musik, sagt Ivan. Doch Musik nimmt natürlich weiterhin den größten Teil seiner Zeit ein, denn Ivan spielt nicht nur Klavier - er komponiert auch. Seine Stücke haben es schon als Soundtrack in einen russischen Dokumentarfilm geschafft. Und Ivan Bessonov denkt sogar eher über eine Zukunft als Komponist und nicht als Pianist nach. "Heutzutage wird nicht mehr so viel komponiert wie früher", bedauert Ivan. Werke von Komponisten wie Prokofjew oder Rachmaninow werden auch in Zukunft regelmäßig immer erklingen - da ist sich Bessonov sicher. Und während die Interpreten in der Zukunft immer besser, immer interessanter würden, blieben die Komponisten als "Autoren der Werke" doch immer in Erinnerung.

Ich möchte auch etwas hinterlassen in dieser Welt, was Menschen gefallen würde und für sie wichtig wäre.
Ivan Bessonov

Sendung: "Allegro" am 29. November 2019 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Ivan Bessonov - Konzert in München

Ivan Bessonov tritt am Sonntag, 1. Dezember 2019, um 11:00 Uhr im Münchner Prinzregententheater auf.

Programm:
J.S.Bach: Partita für Klavier Nr. 4 D-Dur BWV 828 Op. 1 Nr. 4
Claude Debussy: "Pour le piano"
Peter Tschaikowsky/Pletnev: "Balletsuite Nussknacker"
Sergej Prokofiev: Klaviersonate Nr. 7 B-Dur op. 83

Weitere Informationen und Tickets gibt es auf der Webseite der Veranstalter.

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