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Die Sopranistin Katja Stuber Wie es der Zufall so will

Sie hat "nur" die kleine Partie des jungen Hirten in "Tannhäuser" bei den Bayreuther Festspielen 2011 gesungen - seitdem schwärmen alle von Katja Stuber. Jetzt bringt die Sopranistin ihre Debüt-CD "Lachen und Weinen" heraus.

Katja Stuber | Bildquelle: Maria Conradi

Bildquelle: Maria Conradi

Eigentlich war Thomas Hengelbrock schuld: Der berühmte Dirigent hat Katja Stuber gehört und meinte, die junge Sopranistin würde perfekt in die Rolle des jungen Hirten in seiner "Tannhäuser"-Produktion bei den Bayreuther Festspielen passen. Katja fiel aus allen Wolken vor lauter Aufregung, studierte die Partie ein und fuhr nach Bayreuth, um vor den Festspielchefinnen, den Wagner-Schwestern Katharina und Eva vorzusingen. Die strenge Auswahlkommission winkte Katja durch - und schon stand sie in den heiligen Wagner-Hallen zusammen mit den ganz Großen auf der Bühne. Der relativ kurzer Auftritt fand große Beachtung. Die Presse lobte Katja Stuber in den höchsten Tönen und bescheinigte der Sopranistin, "die Premiere zu einem großen Abend" gemacht zu haben.

Diese Art Zufallsmomente erlebte Katja Stuber immer wieder. Zwar war das Singen schon immer wichtig für sie, doch eine Karriere als professionelle Sängerin hat die heute 34-Jährige erst sehr spät in Betracht gezogen. Im beschaulichen Roding in der Oberpfalz aufgewachsen, konnte Katja mit der üblichen Vorstellung von der Opernwelt wenig anfangen. Akkordeon oder Gitarre spielen – ja, schillernde Opernarien schmettern – eher nicht. Also wählte Katja nach dem Abitur das bodenständige Lehramtsstudium, ging nach München und machte dort auch ihr Examen. Erst an der Münchner Musikhochschule entdeckte die Studentin ihre Stimme und erkannte nach und nach, welches Potenzial sie birgt.

Geholfen hat dabei ihr Professor, kein geringerer als Christian Gerhaher. Huch, eine Lehramtsstudentin wird von dem Starbariton unterrichtet? Auch hier spielte der Zufall eine große Rolle. Tatsächlich kam Katja zu ihrem berühmten Lehrer wie die Jungfrau zum Kind: Damals neu an der Münchner Hochschule, war Gerhahers Studentenkontingent nicht voll ausgeschöpft – also mussten noch Stunden aufgefüllt werden. Katja Stuber blieb zur gleichen Zeit in ihrem Studiengang bei der Lehrerverteilung über. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Erst war Katja gar nicht richtig klar, was für eine Gesangsgröße ihr - aus rein organisatorischen Gründen - zugeteilt wurde. Heute sagt sie, es war wie ein Sechser im Lotto.

Die Gesangsstunden bei Christian Gerhaher waren wie Philosophievorlesungen.
Katja Stuber über ihren Lehrer

Ganz "beiläufig" und "zufällig" hat Katja Stuber eine ziemlich steile Karriere hingelegt. Sie tritt zusammen mit den besten Orchestern und Dirigenten auf, war bereits bei den Salzburger Festspielen zu Gast, seit 2014 ist sie festes Ensemblemitglied am Staatstheater in Darmstadt. Im März 2016 bringt Katja Stuber endlich ihre Debüt-CD "Lachen und Weinen" heraus. Zusammen mit dem Pianisten Boris Kusnezow hat die Sängerin Lieder von Schubert, Hindemith und Weill aufgenommen - eine überraschende, durchdachte und auch wagemutige Zusammenstellung, die Katjas stilistische Wandlungsfähigkeit und ihr breites Repertoire zeigt. Und eins ist klar: Spätestens jetzt wird nichts mehr dem Zufall überlassen.

Programmtipp

Am Ostermontag, 28. März um 21.05 Uhr ist Katja Stuber zusammen mit dem Pianisten Boris Kuznezow in der Sendung "U21 - Deine Szene. Deine Musik." zu Gast. Die Musiker präsentieren ihre neue CD "Lachen und Weinen" und spielen live.

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