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Uraufführung - "Frau Schindler" in München "Lächeln an, Köpfchen aus"

Jeder kennt seinen Namen: Oskar Schindler. Spätestens mit Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" wurde er weltberühmt. Schindler hat quasi im Alleingang vielen Juden das Leben gerettet, indem er sie in seiner Fabrik beschäftigte. Dafür bekam er zahlreiche Auszeichnungen. Im Gegensatz zu seiner Frau. An sie erinnerte sich Jahrzehnte fast niemand. Der Komponist Thomas Morse wollte ihr deshalb nun ein Denkmal setzen - in Form einer Oper mit dem Titel "Frau Schindler". Am 9. März wurde diese Oper im Auftrag des Gärtnerplatztheaters in der Reithalle in München uraufgeführt.

Oper "Frau Schindler" am Gärtnerplatztheater | Bildquelle: © Christian POGO Zach

Bildquelle: © Christian POGO Zach

In einem Tüll-Abendkleid, dunkles Lila, sitzt sie da, an einem Schminktisch. Frau Schindler macht sich schön. Das mag die Rolle bebildern, die ihr damals in den 30er-Jahren auferlegt war. Trotzdem: Dass es so losgeht, nervt. Es reduziert die Titelrolle schon in den ersten Sekunden dieser Oper auf ihr dekoratives Frausein. Die Bühne ist kreisrund und besteht aus drehbaren Bodenringen, auf die betongraue Wände montiert sind - neben dem Licht fast das einzig erfreuliche an diesem Abend. Bühne und Kostüme von Kevin Knight sowie die Lichtgestaltung Michael Heidingers erzeugen passend zum Sujet innerhalb weniger Sekunden wechselnde Stimmungen. Es gibt an diesem Abend durchaus ein paar stimmliche Lichtblicke; auch an der Leistung des hinter der Bühne leicht erhöht platzierten Orchesters gibt es auch nichts zu meckern. Doch das war es dann auch schon.

Eine Plattitüde jagt die nächste

Oper "Frau Schindler" am Gärtnerplatztheater | Bildquelle: © Christian POGO Zach "Frau Schindler" - Foto von der Inszenierung | Bildquelle: © Christian POGO Zach Das Libretto ist schlecht geschrieben oder einfach nur schlecht übersetzt, jedenfalls alles andere als eine literarische Glanzleistung. Und es schiebt eine um die andere Plattitüde vor sich her. Etwa, wenn Frau Schindler singt: "Lächeln an, Köpfchen aus." Puh. Alles voller Klischees: Der Plot, der Text - und auch die Musik. Wobei, die möchte ja eigentlich nur illustrieren, ist also ganz harmlos. Immerhin ist das hier eine Oper, oder will zumindest eine sein. Sicherlich ist der Stoff sehr ernst, aber das, was die Musiker da zupfen und hintupfen müssen und was sich nur selten organisch mit dem Gesang mischt, wird dem Thema leider überhaupt nicht gerecht.

Am stärksten besetzt: die Nebenrollen

Katerina Hebelkova in der Hauptrolle bietet schauspielerisch, gestisch und mimisch eine gute Leistung, ist aber viel zu oft nicht nur wackelig im Text, sondern auch in der Stimme. Und Mathias Hausmann als Oskar Schindler singt zwar intonatorisch sauberer als seine Kollegin, dafür aber unglaublich laut. Da ist für Katerina Hebelkova als Frau Schindler kein Durchkommen. Positiv hingegen stechen Jennifer O'Loughlin als Hausmädchen Marthe Marker und Anna-Katharina Tonauer als schwangere Arbeiterin heraus. Beide haben zwar nur kurze Auftritte, in denen kommt aber endlich mal Emotion rüber.

Chance verpasst

Oper "Frau Schindler" am Gärtnerplatztheater | Bildquelle: © Christian POGO Zach "Frau Schindler" - Foto von der Inszenierung | Bildquelle: © Christian POGO Zach Mehr Mut zur Lücke hätte gut getan. Komponist Thomas Morse und Librettist Kenneth Cazan scheinen sich einfach zu viel vorgenommen zu haben. Chronologisch erzählen sie en detail die Geschichte von Frau Schindler, statt sie als Person in charakteristischen Schlaglichtmomenten wirklich greifbar zu machen. Leider verpassen sie damit die Chance, dieser starken Frau ein Denkmal zu setzen. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass 1.200 Arbeiterinnen und Arbeiter jüdischer Herkunft den Krieg überlebt haben. Sie trieb Nahrung auf, versorgte Kranke und hat pausenlos gearbeitet, um die Menschen in Oskar Schindlers Fabrik durchzubringen, die ohne ihr Zutun in Ausschwitz vergast worden wären. Um all dies hat Oksar Schindlers Frau nie viel Aufhebens gemacht.

Artig und harmlos

Die Not, die Tragik und diese unglaubliche Menschlichkeit hätte das Werk ausdrücken können. Aber artig und harmlos gezupft geht sie zu Ende, diese Oper namens "Frau Schindler". Und, Frau Schindler hat übrigens auch einen Namen: Emilie heißt sie.

Die Termine

"Frau Schindler"
Musik: Thomas Morse
Libretto: Kenneth Cazan mit Thomas Morse
Regie: Kenneth Cazan
Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz

Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Weitere Termine in der Reithalle:

Samstag, 11. März 2017, 19.30 Uhr
Montag, 13. März 2017, 19.30 Uhr
Mittwoch, 15. März 2017, 19.30 Uhr
Freitag, 17. März 2017, 19.30 Uhr
Sonntag, 19. März 2017, 18.00 Uhr

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