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Deutsches Museum München Teileröffnung mit Musikinstrumentensammlung

Das Deutsche Museum in München ist das flächenmäßig größte Wissenschafts- und Technikmuseum der Welt. Es zeigt aber nicht nur Flugzeuge, Autos und Dampfmaschinen – das Museum besitzt auch eine Sammlung mit Hunderten von Musikinstrumenten und Tausende von Notenrollen. Seit Oktober 2015 wird das Museum generalsaniert, am 8. Juli werden einige Bereiche wiedereröffnet. Auch die Musikinstrumentensammlung.

Die neue Musikinstrumentensammlung im Deutschen Museum München | Bildquelle: Deutsches Museum München, Reinhard Krause

Bildquelle: Deutsches Museum München, Reinhard Krause

Um 12 Uhr mittags geht es an diesem Freitag los. Seit vergangener Woche kann man sich schon Online-Tickets bestellen. Wer keine mehr bekommt, kann zumindest draußen die Wiedereröffnung feiern, verspricht der Direktor des Deutschen Museums, Wolfgang M. Heckl. Denn nur 3.400 Menschen dürfen zeitgleich im Gebäude sein. Unter den 20 neu eröffneten Dauerausstellungen ist auch die Sammlung der Musikinstrumente.

Wenn ich ins Museum gehe, dann will ich etwas erfahren – und das war mein Ziel mit dieser Ausstellung.
Musik-Kuratorin Silke Berdux

Der grüne Faden im Deutschen Museum

Deutsches Museum München | Bildquelle: © Deutsches Museum Das Deutsche Museum in München. | Bildquelle: © Deutsches Museum Alles was man anfassen darf, ist grün. Das ist das Konzept, das sich die Musik-Kuratorin Silke Berdux zusammen mit dem Designer ausgedacht hat. Hellgrüne Erklär-Tafeln laden dazu ein, Modelle auszuprobieren: Wie wird der Klang bei einem Hammerklavier erzeugt? Oder bei einem Cembalo? Bei einer Führung darf auch die Orgel ausprobiert werden. Und es gibt grüne Requisiten: eine Pfeife, ein Telefonhörer, eine Weinflasche. Sie sollen neugierig machen. Silke Berdux will die Geschichte der Instrumente anhand ihrer Erfinder erzählen: "Ich wollte, dass die Objekte im Mittelpunkt stehen und die unendlichen Geschichten, die man darüber erzählen kann." In der alten Ausstellung habe es eine Vitrine mit 20 Oboen drin gegeben, sagt Silke Berdux. Die Museumsbesucher standen oft vor den Oboen und konnten nichts damit anfangen. "Und wenn ich ins Museum gehe, dann will ich etwas erfahren und das war mein Ziel mit dieser Ausstellung."

Die Doppelpedalharfe? Darf ausprobiert werden

Drei Säle und einen "neuen Raum" hat die Instrumentensammlung bekommen. In einer Vitrine sind 70 unterschiedliche Orchesterinstrumente ausgestellt, wie eine Installation schweben sie in einem Kubus. "Klänge im Zeichen der Zeit" – diese Überschrift gibt sich das Museum selbst, und sie passt. Vier Instrumente werden über ihre Erfinder als Pars pro Toto beschrieben, mit Geschichten aus der Entstehungszeit. Und wir erinnern uns: Alles was grün ist, darf man anfassen. Die Doppelpedalharfe trägt ein grünes Schild. Also zum Ausprobieren. Sebastian Érard, eigentlich ein Klavierbauer aus dem 19. Jahrhundert, hat die Doppelharfe erfunden, auch sie kann man spielen, die Saiten zupfen. Aber was hat eine Weinflasche mit dem Instrumentenbauer aus dem Elsass zu tun? Ganz einfach, erklärt Silke Berdux augenzwinkernd: Er war leidenschaftlicher Weinsammler, und man durfte ihn auch mit Wein bezahlen.

Der Siegeszug der elektronischen Musik

Die neue Musikinstrumentensammlung im Deutschen Museum München | Bildquelle: Deutsches Museum München, Reinhard Krause Elektronische Instrumente im Deutschen Museum München | Bildquelle: Deutsches Museum München, Reinhard Krause Ein Saal ist voll mit elektronischen Instrumenten, von alten Synthesizern bis hin zu einem Instrument auf dem Tablet, das extra dafür entwickelt wurde. In der Ausstellung ist auch das Tonstudio von Klangtüftler Oskar Sala originalgetreu aufgebaut. Der Mann, der Hitchcocks "Vögeln" das Kreischen beibrachte. Oskar Sala hat das Trautonium miterfunden. Im Deutschen Museum kann man es ausprobieren. Schräge Klänge selbst erzeugen, mit Kopfhörern.

Forschen und Sammeln: Einblick ins Depot

Kuratorin Silke Berdux wollte aber auch das Sammeln und Forschen zeigen, und so gibt es im Deutschen Museum einen neuen Raum: ein kleines Depot im Keller, mit zahlreichen Instrumenten gefüllt. Das gibt Einblick, wie aufwändig auch die Aufbewahrung ist: Mottenfallen, Klimalocker, Säckchen, auf denen empfindliche Holzinstrumente aufbewahrt werden und sogar Sicherheitsbrillen liegen in den Regalen. Warum die Brille? Silke Berdux erklärt: "Einen Gegenstand, den man in der Forschung oft braucht, ist eine UV-Lampe. Damit sieht man Unregelmäßigkeiten im Lack oder auch, ob es Retuschen gibt, auch bei Noten beispielsweise."

Der Faszination von Tönen auf die Spur kommen

Klar und einladend ist die neue Ausstellung im Deutschen Museum. Statt Fülle geht es um Geschichten – und die sind auch für Menschen ohne musikalische Vorbildung wunderbar geeignet, um der Faszination von Tönen und Klängen auf die Spur zu kommen.

Mehr Infos zur Musikinstrumentenaustellung im Deutschen Museum

Informationen zur neuen Musikinstrumentenausstellung erhalten Sie auf der Homepage des Deutschen Museums München.

Sendung: "Allegro" am 5. Juli 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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