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Uraufführung am Staatstheater Nürnberg Alan Turings Leben als Oper

Er hat Weltgeschichte geschrieben und die Entwicklung von Computern und Künstlicher Intelligenz überhaupt erst möglich gemacht: der Brite Alan Turing. Verfilmt wurde sein Leben bereits, nun gibt es auch eine Oper. Im Auftrag des Staatstheaters Nürnberg versucht Komponist Anno Schreier eine musikalische Annäherung an die Persönlichkeit Turings. Uraufführung in Nürnberg ist am 26. November - BR-KLASSIK überträgt ab 19.05 Uhr live im Radio.

Szenenbild aus der Oper "Turing" über den Informatiker Alan Turing am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: Ludwig Olah / Staatstheater Nürnberg

Bildquelle: Ludwig Olah / Staatstheater Nürnberg

Die meisten von uns benutzen tagtäglich ihren Computer, und die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz steht hoch im Kurs. Doch nur wenige wissen, dass Alan Turing durch seine bahnbrechenden Arbeiten zu Informatik, künstlicher Intelligenz und Computertechnik all das erst ermöglicht hat. Der britische Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker ist vor allem für seinen Beitrag zur Entschlüsselung von Funksprüchen bekannt, die im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen mit der Verschlüsselungsmaschine Enigma codiert wurden. Und mit seiner Turing-Maschine hat er 1936 außerdem eine theoretische Grundlage für moderne Computersysteme geschaffen. Turing hat Weltgeschichte geschrieben, doch er wurde als Homosexueller in den Fünfzigerjahren verfolgt und sein Leben endete 1954 tragisch.

Nur Musik hat die Fähigkeit, in einen Kopf hineinzuschauen
Intendant Jens-Daniel Herzog

Das Leben des Alan Turing als Stoff für Filme – und Opern

Szenenbild: Anno Schreiers "Turing" am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: © Ludwig Olah Szenenbild: Anno Schreiers "Turing" am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: © Ludwig Olah Verfilmt wurde Turings Leben bereits in "The Imitation Game". Die Britische Notenbank ehrte ihn im letzten Jahr posthum mit einem neuen 50-Pfund-Schein mit seinem Bild. Seit den 1990er Jahren wurde Alan Turing als Pionier der immer wichtiger werdenden Informatik zunehmend gewürdigt. Ein außergewöhnliches musikalisches Projekt zu Turing war das Konzert "A Man From the Future" des Pop-Duos Pet Shop Boys. Für den Intendanten des Staatstheaters Nürnberg und Regisseur Jens-Daniel Herzog, der sich schon seit seinem Studium für Turing interessiert, war es an der Zeit, endlich eine Oper über ihn schreiben zu lassen. Denn Musik vermöge es, in den Kopf eines so herausragenden Denkers hineinzuschauen und seine Gedanken nachzuvollziehen, so Herzog.

Auftragskomposition des Staatstheater Nürnberg

Die Oper "Turing" orientiert sich an wichtigen Stationen in Alan Turings Leben, ist aber keine vertonte Biografie. Es ist ein Versuch, sich der Persönlichkeit Turings fiktional zu nähern. Der deutsche Komponist Anno Schreier, der sich in den letzten Jahren vor allem als Opernkomponist einen Namen gemacht hat, war besonders an der philosophischen Thematik über künstliche Intelligenz interessiert, mit der Turing sich beschäftig hat. Beim Komponieren habe er sich die Frage gestellt, wie er das Mechanische und das Lebendige in der Musik in seiner Oper abbilden könne. Gerade Techno und Electronic Dance Music sei ja maschinell erstellt. Und so hat sich Komponist Anno Schreier überlegt: "Ich verwende zum Teil Elemente aus dieser Musik, aber übertrage sie zurück auf ein analoges Orchester, also auf akustische Instrumente."

"Turing" – eine Oper mit Groove

Szenenbild aus der Oper "Turing" am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: Ludwig Olah / Staatstheater Nürnberg Szenenbild aus der Oper "Turing" am Staatstheater Nürnberg | Bildquelle: Ludwig Olah / Staatstheater Nürnberg Schlagzeug und Klavier spielen daher eine große Rolle in der sehr abwechslungsreich gestalteten Oper mit der rhythmischen nach vorne treibenden Musik. Anno Schreier verwendet Stilelemente vom Barock bis zur heutigen Pop-Musik. Tragik und Komik, dramatische Chorszenen stehen neben intimem Kammerspiel, Anklänge an Bachs Passionen neben Popsongs, "ernst Gemeintes" neben Parodien. Entstanden ist eine gut hörbare Musik fürs Theater, die den Figuren viel Raum gibt. Zu den realen Personen haben Komponist Anno Schreier und sein Librettist Georg Holzer die Personifizierung der künstlichen Intelligenz, Madame KI hinzuerfunden. Sie ist als Gegengewicht zur einsamen Gestalt Turings Spielmacherin und Erzählerin, und die griechisch-kanadische Sopranistin Andromahi Raptis singt die Partie mit Begeisterung: "Ich glaube, der ganze Abend hat ganz viel Drive und Rhythmus und macht echt Spaß."

Sendung: "Allegro" am 24. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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