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Dokfest München Hinter den Kulissen des Chopin-Wettbewerbs

Unter den 130 Filmen, die beim Dokfest München zu sehen sind, finden sich auch einige, die das Thema Musik im Fokus haben. Wie etwa Jakub Pionteks Doku "Pianoforte" über den Warschauer Chopinwettbewerb im Jahr 2021. Unbedingt empfehlenswert, meint unser Kritiker.

Kandidaten aus der Doku "Pianoforte" von Jakub Piontek | Bildquelle: dokfest-muenchen

Bildquelle: dokfest-muenchen

Pianoforte

Doku über den 18. Chopinwettbewerb

"Der rechte klingt besser", sagt Hau. Der asiatische Pianist probiert wie seine 86 Kollegen verschiedene Flügel aus, die auf der Bühne der Warschauer Philharmonie herumstehen. Es sind mehr als ein halbes Duzend verschiedener Marken. So beginnt die Doku des polnischen Regisseurs Jakub Piontek über den 18. Chopinwettbewerb. Und man begreift augenblicklich die Dimension dieses Wettbewerbs.

Ein paar Vornamen fallen, von Kandidaten, die in schnellen Schnitten mit kurzen Kostproben vorgestellt werden. Außer Hau sind da zum Beispiel Marjin aus Polen, Alexander aus Slowenien und Eva aus Russland. Sie alle sind überdurchschnittlich talentiert, hochaufgeregt, schwer unter Adrenalin. Denn am Ende werden es nur wenige von ihnen sein, die die vordersten Plätze belegen.

Stofftiere im Einspielraum

Das zeigt Piontek in eindrucksvoller Dramaturgie über 120 Minuten, im Zeitraffer von vier Runden, die sich über zwanzig Tage erstrecken. Und er ist dabei unglaublich nah dran an den jungen Pianisten. An ihrem Umfeld in der Gaderobe, ihren beruhigenden Maskottchen im Einspielraum, Stoffhase oder Stoffbär, oder sogar eine echte Katze. Und da sind auch die aufschlußreichen Kommentare der Angehörigen, wie im Fall des 28-Jährigen italienisch-slowenischen Alexander Gadjiev,der am Ende die Silbermedaille gewinnen wird. "Wie fandest du die Polacca?", fragt Gadjiev seinen Vater. "Gestern klang sie besser", sagt der. Um dann gegenüber dem Sohn hinzuzufügen, wenn er müde sei, solle er lieber etwas anderes machen als Klavier spielen - Yoga zum Beispiel.

Kandidaten aus der Doku "Pianoforte" von Jakub Piontek | Bildquelle: dokfest-muenchen Eva, eine der KandidatInnen beim 18. Warschauer Chopinwettbewerb | Bildquelle: dokfest-muenchen Perspektivwechsel. Ein anderer Kandidat, Marjin, ist vorzeitig ausgeschieden und reist im Auto ab. "Ich glaube, manche wissen nicht, was der Einsatz ist, um den es hier geht", sagt er. Jeder konzentriere sich "auf's Gewinnen". Aber viele hätten "keinen Plan B". So wie Marjins Kollegin Eva. Die schafft es bis zur vierten, finalen Orchesterrunde und hat dann mentale Schwierigkeiten, weiter zu machen. Regisseur Piontek fängt das genial ein. Sie steht schweigend da, während ihre Lehrerin die Verfassung ihrer Schülerin einem der Organisatoren des Wettbewerbs mitteilt. Der fängt an, viel zu reden, wie schwer Wettbewerbe seien und wer unter den berühmten Pianisten bei Wettbewerben in Not kam. Eva wirkt dabei wie abwesend.

Die reinsten Olympioniken

Besser lässt sich kaum darstellen, was im Kopf der Kandidatinnen und Kandidaten emotional los ist. Andererseits berührt die Doku "Pianoforte" über den Wettbewerb auch, wie brillant diese vielen jungen Talente sind, die es hier auf die Bühne schaffen. Die reinsten Olympioniken. Unbedingt sehenswert und hörenswert für alle Klassik- und vor allem Chopinfans.                                  

Sendung: "Allegro" am 2. Mai 2023 um 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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