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"Stabat mater" mit Rosa Feola "Rossini berührt im Herzen"

Eigentlich war er Opernkomponist. Trotzdem hat Gioachino Rossini auch ein paar geistliche Werke geschrieben. Sein "Stabat mater" bringen der Chor des Bayerischen Rundfunks und das Münchner Rundfunkorchester jetzt auf die Bühne. BR-KLASSIK überträgt live. Die Sopranistin Rosa Feola tritt als Solistin auf. Im Interview mit BR-KLASSIK verrät sie, was für sie der Reiz an diesem Stück ist und warum man gläubig sein muss, um diese Musik singen zu können.

Rosa Feola | Bildquelle: Todd Rosenberg

Bildquelle: Todd Rosenberg

BR-KLASSIK: Rossini war persönlich in schlechter Verfassung, als er sein "Stabat mater" komponiert hat. Wie merkt man das dem Werk an?

Rosa Feola: Ich erzähle Ihnen eine Geschichte aus unserer heutigen Probe. Wir haben mit der Nummer neun begonnen, dem Quartett. Wir singen da a cappella, also ohne Orchester. Und der Dirigent sagte uns etwas sehr Interessantes: "Man denkt: Gott, du existierst. Gott, gib mir Frieden. Aber am Ende fühlt man etwas Mystisches. Eine Art Fragezeichen. Sind wir sicher, dass Gott existiert?" Die wunderbare Musik zeigt uns: Auch, wenn Rossini in schlechter Stimmung war, komponierte er doch etwas Interessantes, Gutes und Positives.

BR-KLASSIK: Das Werk hatte großen Erfolg bei der Uraufführung und auch danach.  Was ist an Rossinis "Stabat mater" so faszinierend?

Rosa Feola: Jedes Stück von Rossini inspiriert deine Seele. Rossini berührt einen im Herzen, in den Gedanken, am ganzen Körper. Rossini hat diese Kraft. Das ist bei jedem seiner Stücke so. Das war so, als er noch lebte - und es wird immer so sein.

Video-Livestream

Rossinis "Stabat mater" ist mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Rundfunkorchester am 11. November ab 20 Uhr im Video-Livestream von BR-KLASSIK zu erleben.

BR-KLASSIK: Richard Wagner fand das "Stabat mater" ja "opernhaft oberflächlich". Können Sie das nachvollziehen?

Rosa Feola: Ich weiß nicht. Ich entdecke in diesem Stück sehr viel Leidenschaft und Gefühle. Es gibt viele Wechsel, ist aber in sich sehr "komplett". Vielleicht ist es deswegen wie eine Oper.

Rossinis "Stabat mater" - Oper oder Gebet?

BR-KLASSIK: Wieviel "Oper" steckt denn im "Stabat mater"?

Rosa Feola: Das ist eine schwierige Frage. Es enthält viele Duette und Arien. Und esgibt viele unterschiedliche Teile. Aber sie erzählen eine Geschichte, die jeder kennt: von Jesus und von seiner Mutter, die am Kreuz stand. Es gibt einen Anfang und ein Ende. 

BR-KLASSIK: Sie singen ja selbst sehr viel Oper. Hilft Ihnen das dabei, die Emotionen in "Stabat mater" besser transportieren zu können?

Rosa Feola: Ich glaube schon. Ich mag es, beim Singen Gefühle zu zeigen, die Stimme nicht einfach nur als Instrument zu verwenden. Ich mag es, etwas zu verändern. Dabei versuche ich, nicht langweilig zu sein. Das geht auch gar nicht beim „Stabat mater“. Es ist so gut komponiert. Man versteht, was der Komponist mit seiner Musik sagen will.

BR-KLASSIK: Muss man gläubig sein, um so ein Stück glaubwürdig singen zu können?

Rosa Feola: Ja, das muss man. Ansonsten muss man es sehr gut "faken". Wenn man es nicht wirklich in seiner Seele spürt und das dann auch dementsprechend singt, dann merkt das jeder. Du musst an Gott glauben und an das, was du singst. Schließlich ist es eine Art Gebet, etwas sehr Besonderes, zu dem man Vertrauen haben muss.

Sendung: Live-Konzertübertragung am 11. November 2017, 20:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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