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Salzburger Festspiele stellen Programm 2020 vor Jubiläum ohne Knalleffekt

100 Jahre alt werden die Salzburger Festspiele im kommenden Jahr. Das größte und wohl auch bedeutendste Klassikfestival der Welt feiert sein Jubiläum mit einem Programm, das vor allem auf Kontinuität setzt. In der Jahrespressekonferenz am 13. November stellte Intendant Markus Hinterhäuser das Programm des kommenden Sommers vor.

Dirigentin Joana Mallwitz | Bildquelle: © Nicolas Koeger

Bildquelle: © Nicolas Koeger

Die Überraschungen finden sich diesmal erst auf den zweiten Blick. Zum Beispiel, dass erstmals eine Dirigentin eine komplette Opernserie bei den Salzburger Festspielen dirigiert: Die 33 Jahre junge Nürnberger Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz wird die Wiederaufnahme der "Zauberflöte" von Regisseurin Lydia Steier dirigieren. Die sei im Premierenjahr 2018 "aus der Spur geraten", gab Intendant Markus Hinterhäuser freimütig zu. Er glaube aber an das Potential dieser Regisseurin. Im intimeren Raum des Hauses für Mozart und mit neuen Sängerinnen und Sängern in den meisten Hauptrollen (darunter Regula Mühlemann als Pamina) bekommt diese rundum überarbeitete Produktion eine zweite Chance.

Überraschungskonzerte und alte Bekannte

Dirigent Teodor Currentzis | Bildquelle: © Christian Charisius Auch 2020 wieder in Salzburg zu Gast: Teodor Currentzis | Bildquelle: © Christian Charisius

Neu ist auch die Konzertserie "Moments Musicaux" – eine Art Überraschungskonzerte, bei denen das Programm vorab nicht bekannt ist. Ein unbefangeneres, direktes Hören verspricht sich Hinterhäuser davon. Bei den vier großen Opern-Neuproduktionen setzt er dagegen auf Kontinuität: Dirigenten und Regisseure sind allesamt bereits in Salzburg aufgetreten. Manche sind mittlerweile gute Bekannte beim Publikum, auch wenn sie in den vergangenen Jahren in anderen Teams kombiniert waren. Etwa Teodor Currentzis (2018 Mozarts "Idomeneo") und Romeo Castellucci (2018 Strauss' "Salome"), die nächsten Sommer einen "Don Giovanni" auf die Bühne bringen. Oder Franz Welser-Möst (als Strauss-Dirigent eine feste Größe in Salzburg) und Krzysztof Warlikowski (2018 hatte er Henzes "Bassariden" inszeniert). Die beiden finden nun im kommenden Jahr für Strauss’ "Elektra" zusammen, die Rolle der Chrysothemis übernimmt Salzburg-Star Asmik Grigorian.

Während Don Giovanni und Elektra zwei bedingungslose Individualisten sind, steht bei den beiden anderen Neuinszenierungen das Kollektiv im Fokus der Handlung, als Volk oder anonyme Masse. Mussorgskijs Historiendrama "Boris Godunow" wird Mariss Jansons dirigieren, inszeniert von Christof Loy. Und die "Intolleranza" von Luigi Nono, eine Oper über Fremdenhass, vertraut Hinterhäuser als "Stück der Stunde" Dirigent Ingo Metzmacher und Regisseur Jan Lauwers an.

Anna Netrebko und Placido Domingo singen in Salzburg 2020

Plácido Domingo | Bildquelle: Dario Acosta Gegen Placido Domingo wurden im August 2019 von der amerikanischen Nachrichtenagentur AP Vorwürfe der sexuellen Belästigung öffentlich gemacht. | Bildquelle: Dario Acosta

Für Star-Glamour sorgen Anna Netrebko (sie singt die Titelrolle einer "Tosca", die von den Osterfestspielen übernommen wird) und Placido Domingo. Während in den USA zahlreiche Engagements von Domingo wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe sexueller Belästigung abgesagt wurden, soll er in Salzburg kommenden Sommer in einer konzertanten Aufführung von Verdis "I vespri siciliani" auftreten. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler verweist auf die Unschuldsvermutung: Nur vor Gericht seien die Vorwürfe zu klären.

Debatte um das Gazprom-Sponsoring

Auch Intendant Hinterhäuser spricht gegenüber BR-KLASSIK von moralischen Graustufen – man müsse stärker differenzieren, als das oft in den sozialen Medien geschehe, wo es nur "Daumen rauf oder runter" gebe. Damit bezieht er sich auch auf die Debatte um das Sponsoring der Produktion von "Boris Godunow" durch den russischen Staatskonzern Gazprom – ein weiteres heißes Eisen, das bei der Pressekonferenz zur Sprache kam. Richtig glücklich schaut Hinterhäuser nicht, während sich Festspielpräsidentin Rabl-Stadler gegen den Vorwurf verteidigt, die Festspiele hätten letztes Jahr zwar den Klimawandel problematisiert, nähmen nun aber Geld von einem Energiekonzern an, der dabei eine wenig konstruktive Rolle spiele und zudem politisch instrumentalisiert werde.

100 Jahre Salzburger Festspiele und 250 Jahre Beethoven

Feierlaune soll kommendes Jahr unter anderem bei einem großen Fest zur Festspieleröffnung und einem "Jedermann"-Tag aufkommen, bei dem an die Intentionen der Festspielgründer Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss vor 100 Jahren erinnert werden soll. Um ein Signal des Friedens sei es ihnen nach dem mörderischen Ersten Weltkrieg gegangen. Und gefeiert wird natürlich auch Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag – unter anderem mit einer Aufführung aller seiner Klaviersonaten durch den Pianisten Igor Levit.

Sendung: "Leporello" am 13.11.2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Freitag, 15.November, 01:14 Uhr

Gisela Rindle

Joana Mallwitz

Gratuliere zu dieser Entscheidung. Wir Nürnbergerinnen sind mächtig stolz auf unsere wunderbare GMD!! Mit allen guten Wünschen,
Gisela Rindle

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