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Robin Ticciati "Dirigent zu sein ist ein Privileg"

Robin Ticciati ist Chefdirigent beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und außerdem ein gefragter Gastdirigent. Nun spielt er mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Robin Ticciati | Bildquelle: Giorgia Bertazzi

Bildquelle: Giorgia Bertazzi

Seine Karriere startete früh. Mit 22 feierte Robin Ticciati sein Debüt an der Mailänder Scala - als jüngster Dirigent, der dort jemals ein Konzert geleitet hat. Rückenprobleme zwangen ihn zwischenzeitlich zur Pause. Seit 2017 ist er Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters (DSO) in Berlin. "Ich bin dort sehr glücklich", sagt Ticciati. "Das Orchester leistet hervorragende Arbeit. Wir arbeiten gemeinsam auf etwas sehr Besonderes hin. Aber wie in allen Beziehungen braucht es Zeit. Als Chefdirigent muss ich mir diese Zeit nehmen, damit mir die Musiker vertrauen und damit eine Symbiose zwischen uns entstehen kann."

Der 36-jährige Brite lebt inzwischen in Berlin. "Ich liebe die Energie der Stadt! Gleichzeit kann man aber auch seine Ruhe haben. Man hat das Gefühl, dass alles in dieser Stadt möglich ist", sagt Ticciati. Anders ist es, wenn er als Gastdirigent unterwegs ist. Da ist die Probenzeit begrenzt. Zwei Tage mussten für sein Konzert mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO) reichen. Hier dirigiert er Werke von Richard Wagner, George Benjamin und Jean Sibelius. "Für dieses Programm ist das wirklich sehr wenig Zeit. Aber es funktioniert, weil es eben ein solch fantastisches Orchester ist. Man muss hier nichts zweimal sagen."

Ein Frühstück kann helfen

Die knappe Zeit verlangt nach einer intensiven Probenarbeit. "Man muss als Dirigent sehr konzentriert arbeiten, klare Vorstellungen haben und diese auch deutlich machen", sagt Ticciati. Auch wenn die Arbeit als Dirigent oft viel Stress bedeutet, überwiegt für ihn etwas anderes: "Dirigent zu sein ist ein Privileg. Ich kann mich mit den Noten von Genies beschäftigen, meine Zeit mit großartigen Musikern verbringen und anderen Menschen die Möglichkeit geben, ihr Leben mehr zu genießen. Das ist ganz bestimmt ein Privileg."

Ich will immer wieder daran denken, dankbar und heiter zu sein.
Robin Ticciati

Ticciati hat seine eigenen Strategien entwickelt, mit dem Stress des Musikerlebens umzugehen. "Ein Frühstück mit einem geliebten Menschen, ein Stadtspaziergang, Lesen – solche Dinge sollten den Tag neben der Arbeit auch bestimmen. Ich glaube, diese Haltung beeinflusst mein Dirigieren positiver. Der Stress steht dann nicht mehr im Vordergrund, sondern lauter tolle Erlebnisse." Und noch etwas reduziert für Ticciati den Stress: "Mir hat sicherlich geholfen, dass ich einen Menschen gefunden habe, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Dadurch erhält auch die Musik und das Leben eine andere Perspektive."

Ticciatis Vorsatz für's neue Jahr: Dankbarkeit. "Ich will immer wieder daran denken, dankbar und heiter zu sein. Es gibt eine Menge, wofür man dankbar sein kann. Wir vergessen das oft." Und das gilt wahrscheinlich nicht nur für Dirigenten.

Konzerte mit Robin Ticciati

Donnerstag, 9. Januar 2020, 20 Uhr, München, Herkulessaal
Freitag, 10. Januar 2020, 20 Uhr, München, Herkulessaal (Live im Radio)

Werke von Richard Wagner, George Benjamin und Jean Sibelius

Sendung: Leporello am 10. Januar 2020 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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