BR-KLASSIK

Am 21. Januar ist Veljo Tormis im Alter von 86 Jahren gestorben, wie der estländische Rundfunk meldete. Er war einer der wichtigsten estnischen Komponisten der Gegenwart und wurde vor allem mit seinem umfangreichen Chorwerk berühmt.

Veljo Tormis war fasziniert von der menschlichen Stimme. Mehr als 500 Werke komponierte er für Chor, die meisten davon für Chor a cappella. Auch eine Oper und Stücke für Sologesang hat Tormis geschrieben, auch Filmmusik, reine Instrumentalwerke hingegen kaum.

Liebe zur menschlichen Stimme

Geboren wurde Veljo Tormis 1930 im estnischen Aru. Bereits als Kind kam er mit Chorgesang in Berührung, weil sein Vater den Kirchenchor leitete. Diese frühen musikalischen Erfahrungen prägten Tormis sehr stark. Auch sein Interesse für die Volksmusik seines Landes dürfte seine Wurzeln in dieser Zeit haben. Mit zwölf Jahren begann Tormis am Konservatorium von Tallinn Orgel, Dirigieren und Komposition zu studieren. Später ging er zum weiteren Studium nach Moskau, wo er bei Wissarion Schebalin Komposition studierte. Danach unterrichtete er in Tallinn selbst Komposition. Zu seinen berühmtesten Schülern gehörte Arvo Pärt.

Einsatz für die estnische Volksmusik

Ab den 1960er Jahren beschäftigte sich Tormis zunehmend mit modernen Kompositionstechniken. Stark beeinflusst hat ihn auch die Musik von Bartók und Kodály. In der Folgezeit schrieb Tormis mehrere große Chorwerke, die auf estnischer Volksmusik basierten und geradezu symphonisch aufgebaut waren. Auch für die Volksmusik anderer Länder interessierte sich Tormis, setzte sich jedoch zeitlebens vor allem für das athentische Volksgut seiner estländischen Heimat ein. Tormis arbeitete als freischaffender Komponist und war für mehrere Jahre Konsultant bei der Komponistenvereinigung der Estnischen SSR in Tallin und später stellvertretender Vorsitzender des Estnischen Komponistenverbandes. Im Laufe seines Lebens wurde Veljo Tormis mehrfach für sein umfangreiches Chorwerk ausgezeichnet, mit dem er international Bedeutung erlangte.